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SOULMATE (German Edition)

SOULMATE (German Edition)

Titel: SOULMATE (German Edition)
Autoren: Eileen Janket
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Handschuhe, Schal und Jacke in alle Richtungen von mir, während ich zitternd in die Küche lief, schaltete das Radio ein, schaltete es wieder aus, setzte mich an den Tisch, zündete mir verkehrt herum eine Zigarette an, machte sie schnell wieder aus, zündete eine neue an, nahm einen tiefen Lungenzug, ging zum Kühlschrank, fand zu meinem Erstaunen kein Bier, setzte mich zurück an den Tisch, lauschte der Stille, hörte mein Blut durch meine Venen rauschen, rauchte auf, ging zum Fenster, schaute in die Nacht hinaus, verfolgte Schneeflocken, bis ich sie aus dem Blick verlor …
    Schließlich ging ich ins Zimmer, schaltete den Fernseher ein und das Licht wieder aus, konnte die Helligkeit nicht ertragen, kroch ins Bett, zappte herum, sah aber in jedem Bild ein Trümmerfeld, in dem mein kleines Leben in Schutt und Asche lag und ich mitten drin, vollkommen paralysiert, schaltete den Fernseher wieder aus, kroch unter die Bettdecke, rollte mich zu einer Kugel zusammen …
    Ich ließ meinen Tränen freien Lauf! Mein Körper krampfte und schmerzte, als würde der letzte Rest an Energie aus ihm ausgewrungen …
    Wie aus weiter Ferne hörte ich mein Handy klingeln - die Titelmelodie von Kampfstern Galactica - oder hörte es auch nicht, war mir nicht sicher, nichts kam mir mehr real vor, denn so schrecklich, so unbarmherzig wie in dieser Nacht, konnte keine Realität sein, richtig?
    Das Wochenende lag wie eine langgestreckte Bergkette vor mir: Um eine Überquerung zu bewältigen, hatte ich weder die richtige Ausrüstung noch erlaubten die »Wetteraussichten« ein solch waghalsiges Unternehmen …
    Ach ja, noch etwas: Ich war komplett auf mich gestellt, doch, doch! War schließlich keiner Seele zumutbar! Und so allein wie jetzt war ich noch nie gewesen, oder? Oder war ich es vielleicht schon immer? Etwa doch schon mein ganzes Leben?
    Dieses Alleinsein fühlte sich brutal an, jetzt, wo es sich nicht mehr verdrängen ließ …
     
    Irgendwann werd ich eingeschlafen sein, wachte am frühen Morgen auf, schlurfte aufs Klo, wusch mein Gesicht, schlurfte zurück ins Bett, schlief wieder ein, wachte gegen Mittag auf, schaltete den Fernseher ein, bekam einen Heulkrampf, der eine gefühlte Ewigkeit dauerte …
    Dann sprang ich aus dem Bett, lief zur Wohnungstür, hielt kurz inne, riss sie auf und sah rüber zur Nachbarstür, lief mit nackten Füßen und nur im T-Shirt und Slip über den kalten, dreckigen Hausflur, klingelte manisch und ohne Unterlass, klingelte und klingelte, verschmierte mit der Hand Rotz und Tränen in meinem Gesicht, klingelte, klingelte, verschmierte, klingelte ...
    Zwecklos …
    Herr Schneider machte nicht auf …
     
    Draußen lag ein wenig Schnee wie Puderzucker auf Gehwegen, Autodächern und in den Vorgärten … Von meinem Küchenfenster aus konnte ich zwar die alltägliche Normalität beobachten, aber nicht fühlen, kein bisschen …
    Ich machte mir Kaffee, so wie immer, wollte dazu Eine rauchen, so wie immer, aber der Kaffee war bitter und ohne Aroma, die Zigarette schmeckte wie feuchte Asche … Ich beobachtete Passanten mit ihren Handys am Ohr … Wo war meins überhaupt? Suchte und fand es auf dem Flurboden, war wohl aus meiner Jackentasche herausgefallen, und wie ich feststellen musste, außer Betrieb, da der Akku komplett leer gesaugt war … Ich überlegte unwillig und voller verzweifelter Wut auf irgendwie die ganze weite Welt, ob ich ihn überhaupt aufladen sollte, aber natürlich wusste ich, dass das keine Option war …
    Als das erste Lebenszeichen auf dem Display erschien, checkte ich meine Eingänge: Ich hatte keine Anrufe erhalten, dafür zwei weitere SMS von Tom.
    Die erste lautete:
     
    Hey valerie ruf doch bitte zurück tu es einfach tom
     
    Die zweite:
     
    Werde vorbeischauen wenn du dich nicht meldest so oder so letzte warnung also ruf zurück tom
     
    Was wollte der bloß, verdammt noch mal? … Ja, natürlich, sich für seine egomanische, selbstgefällige Vorstellung entschuldigen oder rechtfertigen, keine Ahnung, brauchte er aber nicht, war nicht nötig.
    Danke, aber nein danke!
    Es war sowieso alles sinnlos: Finn hatte Schluss gemacht, und das war‘s, hatte so klipp und klar und eindeutig und ohne Wenn und Aber oder vielleicht und »Lass uns erstmal Abstand halten« Schluss gemacht … noch endgültiger konnte man es wirklich nicht tun …
    Ich vergrub mich einfach wieder im Bett und ließ den Fernseher laufen. Ab und zu brachte ich die Kraft auf, um meinen Blick für wenige Minuten auf
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