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Soucy, Gaetan

Soucy, Gaetan

Titel: Soucy, Gaetan
Autoren: Trilogie der Vergebung 02 - Die Vergebung
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von Croft.«
    Er schaute Bapaume direkt in die Augen.
    »Wissen Sie, Monsieur Bapaume, ich bin ein gewissenhafter Handwerker. Ich trenne das Holz, aus dem ich ein Möbel bauen werde, von dem, das in den Ofen kommt. Mit dem Vergessen ist es ebenso. Was ich sagen will … Es weiß, was es tut, wenn es etwas ins Feuer wirft.«
    Bapaume nickte demütig.
    »Ich werde mich bemühen, das nicht zu vergessen.«
    Von Croft schaute ihn weiter mit seinem undurchdringlichen Blick an, ohne noch etwas zu sagen. »Mit welchem Recht belästige ich diese Leute?« dachte Louis. Seine Anwesenheit im Dorf erschien ihm immer abwegiger, ungerechtfertigter, absurder.
    Er schloss die Kirchentür hinter sich, während das erste Gebet begann. Der Laden befand sich direkt unten am Fuße des Hügels. Er spürte weder Angst noch Aufregung. Sein Kopf und sein Herz fühlten sich leer an. Er schritt voran in der Pflicht, die er sich auferlegt hatte, ohne sich noch weiter Fragen zu stellen. Dennoch konnte er ein Zittern nicht unterdrücken, als er das grüne Haus erblickte. Von der Kirche aus versetzte das Brummen der Orgel den Boden in Schwingungen, die ihm in die Beine stiegen.
    Die Tür öffnete sich in dem Augenblick, als er den Weg im Vorgarten betrat. Julia gab dem Mann, der auf der Schwelle stand, noch letzte Ratschläge. Dieser drückte sei nen überschwänglichen Dank aus, indem er ihr beide Hände küsste. Und gleich danach, in einer Drehung zu Louis:
    »Sieh mal an«, sprach sie frohlockend. »Wenn das nicht Monsieur Bapaume ist! …«
    Tränen stiegen ihm unausweichlich in die Augen, und er murmelte ihren Namen … Sie kam auf ihn zu, mit ausgestreckter Hand und strahlendem Gesicht.
    »Na? Es scheint, Sie wollten mit mir sprechen?« Das war Julia, wie Gott sie wohl für alle Ewigkeit geschaffen hatte. Genauso wie mit acht Jahren. Genauso, wie sie am Tage des Jüngsten Gerichts sein würde.
    »Ein dickes Baby von sieben Pfund«, sagte sie und wies mit dem Daumen über die Schulter zum Haus der Soucys. »Ein kleines Mädchen übrigens.«
    »Glückwunsch.«
    Sie lachte gutmütig: »Oh, sagen Sie das nicht mir …«
    Dann sah sie ihn aus ihren leuchtenden, durchdringenden Augen an. Dieselben wie früher, mit diesem ängstlichen Schimmer auf dem Grund, wie wenn man einem Seiltänzer zuschaut, bedacht auf das geringste Zucken des Seils. Louis blickte zärtlich auf den Schönheitsfleck über ihrem Mund.
    »Was wollen Sie mir sagen, Monsieur Bapaume?«
    Er zögerte und sah dabei aus wie ein Kind, das nicht weiß, ob es eine gute Tat oder eine große Dummheit begangen hat. Sie streichelte Louis mit den Fingerspitzen über die Stirn, die schweißbedeckt war. »Sie haben immer noch Kohlestriche unter den Augen. Setzen Sie Ihren Hut wieder auf, Sie werden sich erkälten.«
    »Ich bin gekommen, um Sie um Vergebung zu bitten, Julia.«
    »Um Vergebung? Aber wofür denn?«
    Bapaume sah sie schüchtern flehend an.
    »Aber wofür denn?«
    Sie hatte dies nur gemurmelt. Louis kniff die Augenli der fest zusammen und vergrub das Gesicht in seinem Schal.
    »Kommen Sie, gehen wir woanders hin.« (Sie nahm ihn sachte am Ellbogen.) »Gehen wir bis zur Kirche. Das tut immer gut.«
    Louis Bapaume ließ es sich gefallen. Nach kaum fünf Schritten gaben seine Knie nach, und er sackte zwischen raureifbedeckte Büsche. Sie half ihm wieder auf die Beine. Seine aufgeschürfte Wange blutete.
    »Sie dürfen sich die Dinge nicht so zu Herzen nehmen!«
    Louis atmete tief.
    »Es geht schon wieder, Mademoiselle von Croft. Keine Sorge.«
    »Ich bin nicht mehr Mademoiselle von Croft, ich bin jetzt Madame Rocheleau.«
    »Entschuldigen Sie, ich werde versuchen, daran zu denken.«
    »Ach, das ist doch nicht schlimm.«
    Bapaume lief, den Blick in den Schnee gerichtet. Er spürte Julias Arm unter dem seinen und dachte daran, wie sehr er sich wünschte, nicht sagen zu müssen, was er sagen musste. Wie sehr ihre Anwesenheit ihm teuer war. Wie schön es gewesen wäre, so zu spazieren, Seite an Seite, einzig und allein aus Freude einander wiederzusehen.
    »Werden Sie es mir denn noch sagen?«
    »Ich war böse zu Ihnen. Ich habe Sie behandelt, wie man kein Kind behandeln darf.«
    Sie gingen schweigend weiter. Julia dachte nach.
    »Sosehr ich auch überlege«, sagte sie schließlich, »ich weiß beim besten Willen nicht, was Sie meinen.«
    Sie waren an der Kirche angelangt. Julia näherte sich der Tür und erhaschte, auf die Spitzen ihrer Stiefel erhoben, einen Blick durch die
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