Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sophies schlimme Briefe (German Edition)

Sophies schlimme Briefe (German Edition)

Titel: Sophies schlimme Briefe (German Edition)
Autoren: Kirsten Boie
Vom Netzwerk:
dann, was für eine ferkelige Oma. Das ist peinlich.

[zurück]

    Wir haben die Dose versteckt. Es war sehr feierlich, weil wir geschworen haben, das Versteck niemandem zu verraten, bei Strafe des Todes. Sonst sollen uns die Finger abfaulen.
    Mit Mama bin ich wieder vertragen, sie hat mir noch mal erklärt, warum sie mir eine gewischt hat. Das wusste ich aber ja sowieso. Ich hab ihr gesagt, sie muss versuchen, sich besser zu beherrschen. Mama hat gesagt, das will sie tun. Da bin ich mal gespannt.
    In der Schule rechnen wir jetzt über die Zehnergrenze Minus, das ist
sehr
schwierig. Es geht irgendwie 13 minus 5 und man muss es wieder aufteilen. Wie, weiß ich aber nicht.
    Wir durften auch eine Geschichte schreiben in Deutsch und da hab ich ganz viel geschrieben von unserem Geheimversteck und von der Liste, aber nicht, was auf der Liste steht. Vorsichtshalber. Sonst gibt es von Frau Meier doch nur Ärger. Frau Meier hat »Prima, Sophie« gesagt, das hätte sie sonst bestimmt nicht getan. Vielleicht macht sie aus unseren Geschichten ein Buch mit echter Computerschrift und hinten zusammengeheftet. Soll ich dir das dann schicken, liebe Omi? Freust du dich dann?

[zurück]

    Wir haben gesucht und gesucht, aber nichts ist gewesen. Ich konnte heute in der Schule gar nicht aufpassen, ich musste immer an die Liste denken. Wenn sie jetzt jemand findet und erkennt meine Schrift! Piesel heult und heult und sagt, es ist meine Schuld. Sie will ihre Spieluhr wiederhaben. Leider kann ich ihr da nicht helfen.
    Ich geh noch mal zur Baustelle und guck nach. Manchmal hat man ja Glück im Leben.

    PS Weißt du was, Omi? Piesel will nicht mal mitgehen, die alte Angstsuse. Aber ihre Spieluhr will sie natürlich zurück! Wie findest du das?

[zurück]

    Wir haben sie wieder! Und noch was ganz Wunderbares ist gewesen, das erzähl ich dir jetzt.
    Auf der Baustelle waren lauter Bauarbeiter, die wollten mich wegschicken. Ich hab mich aber nicht wegschicken lassen. Dazu war es ja zu wichtig. Mein Herz hat gebummert, das kannst du gar nicht glauben. Ich bin zu einem dicken Bauarbeiter hingegangen, der hat ausgesehen wie der Chef und der hat mich so angeguckt. Da hab ich nach der Dose gefragt, das hab ich mich getraut, liebe Omi.
    Und stell dir vor! Er hatte sie gefunden! Er ist zu seinem Bauwagen gegangen und hat sie rausgeholt, und er hat gesagt: »Meinst du die da?« Ich hab gesagt, ja.
    Da hat er lauter Namen gerufen, das waren die anderen Bauarbeiter, die sind alle gekommen. Und dann hat er gesagt: »Dieser jungen Dame da gehört die Dose!« Und sie haben mich angestarrt, das war mir nicht so angenehm, liebe Omi. Sie haben auch gelacht. Dann hat der Chef die Dose aufgemacht und die Liste rausgenommen. »Hast
du
die geschrieben?«, hat er gefragt. Da musste ich
beinah
weinen, liebe Omi, und ich wollte schon »Nein« sagen, aber weißt du was? Ich hab so auf die Liste gepliert, und da hab ich gesehen, dass da noch ganz viele neue Wörter drauf waren! Die Bauarbeiter hatten noch welche dazugeschrieben, das kannst du gar nicht glauben. Was die für Wörter kennen, liebe Omi! Die schreib ich dir lieber nicht. Manche sind wirklich sehr sonderbar, das ist dir doch nur peinlich.
    Ich hab mich bedankt und dann haben wir die Dose alle zusammen an einem noch viel besseren Platz versteckt, den verrate ich nicht. Aber man braucht eine Leiter dazu. Und die Bauarbeiter haben auch alle geschworen, dass sie den Platz nicht verraten bei Strafe des Todes. Sonst sollen ihnen die Finger abfaulen.
    Sie mussten dann aber weiterarbeiten. Der Ring und die Spieluhr waren auch noch drin, übrigens.
    Liebe Omi, ist das nicht ein Glück? Es sind jetzt 14 Wörter auf der Liste.

    PS Ich hab Piesel noch gar nichts erzählt, weil, nämlich, liebe Omi! Bei den Wörtern ist eins dabei, das schreib ich dir jetzt, bitte nicht laut vorlesen: pieseln . Stell dir mal vor! Hast du das gewusst, liebe Omi? Ich weiß nicht, wie Piesel das findet. Vielleicht findet sie es gut, das glaub ich aber nicht. Wo sie doch immer gleich heult. Bestimmt will sie dann bloß, dass ich jetzt immer Antonie zu ihr sage. Und ich glaub nicht, dass ich das will. Ich bin so an Piesel gewöhnt.
    Liebe Omi, schreib mir, was du denkst.

[zurück]

    Vielen Dank für deine Karte. Der Kurpark ist auch sehr schön. Mama sagt, ich soll dir schreiben, wie schön, dass es deiner Hüfte besser geht.
    Ich hab Piesel nichts gesagt, liebe Omi, sie regt sich sonst nur auf. Nur, dass die Dose wieder da ist, hab ich ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher