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Sophies Melodie (German Edition)

Sophies Melodie (German Edition)

Titel: Sophies Melodie (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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gleichzeitig auch Herausgeber und Eigentümer des Gesellschaftsmagazins „Diskurs“, das alle zwei Wochen erschien. Die Zeitschrift genoss – selbst bei der Konkurrenz – einen hervorragenden Ruf. Der „Diskurs“ deckte nahezu jedes Thema ab, das die Öffentlichkeit gerade brennend interessierte. Ob es nun um Politik, Wirtschaft oderUnterhaltung ging, Johannes Kramer war es wichtig, immer am Puls der Zeit zu bleiben und dabei gleichzeitig eine Qualität abzuliefern, die unanfechtbar war. Seiner Meinung nach war ein fundiertes Hintergrundwissen, also vor allem eine gründliche und lückenlose Recherche, unerlässlich für jedwede Berichterstattung in seinem Blatt. Diese Einstellung versuchte er auch stets den Journalisten und Redakteuren zu vermitteln, die für ihn tätig waren.
    „Was ist los, Hannes? Ich arbeite.“
    „Ich weiß, es tut mir auch leid, dass ich dich gerade jetzt stören muss, aber es ist wirklich wichtig, Sophie. Sehr wichtig, glaub mir.“
    Wieder seufzte sie. „Diesem neuen Senator müssen dringend ein bisschen die Flügel gestutzt werden, da ist es nicht so einfach, den richtigen Ton zu treffen.“ Ihr brüskes Verhalten tat ihr sofort leid, und sie ärgerte sich darüber, dass Johannes wieder einmal ihrem ungeduldigen Temperament zum Opfer gefallen war.
    Er war nicht nur der langjährige Lebensgefährte ihrer Mutter und der beste Vaterersatz, den sie sich nur vorstellen konnte, sondern vor allem ihr Chef. Und er hatte jedes Recht, sie mitten in der Arbeit zu unterbrechen, wenn er ihr etwas zu sagen hatte. Ungehalten über sich selbst, rief sie sich innerlich zur Ordnung. Trotz der engen und liebevollen Freundschaft, die sie seit Jahren mit Johannes verband, sollte sie endlich lernen, ihre Grenzen nicht ständig zu überschreiten. Er ließ ihr sowieso schon genug Freiheiten. „Entschuldige, Hannes. Mir sollte es leidtun, dass ich dich so angefahren habe. Ich war nur wegen der Unterbrechung ein wenig sauer. Du kennst das ja. Ich bin gleich bei dir.“
    Bereits fünf Minuten später saß Sophie von Wenningen ihrem Chefredakteur in dessen Büro gegenüber und wartete darauf, dass er ein Telefonat mit einem anderen Mitarbeiter beendete. Es ging um irgendeine Demonstration in der Innenstadt, dieheute stattfinden sollte. Sophie war in Gedanken jedoch noch immer mit der eigenen Arbeit beschäftigt, deshalb hörte sie nicht richtig zu. Endlich legte Johannes den Hörer auf und gab seiner Sekretärin über die Gegensprechanlage die kurze Anweisung, in der nächsten halben Stunde keine Telefonate mehr durchzustellen.
    Dann lächelte er, nahm seine randlose Brille ab und rieb sich mit Zeigefinger und Daumen die Augen, während er sprach. „Wie lange arbeitest du jetzt schon für den ‚Diskurs‘, Sophie?“
    Sie zog die Stirn kraus und sah ihn eine Weile nachdenklich an. „Hm, knapp zwei Jahre, schätze ich. Warum? Willst du mich entlassen, Chef?“
    Er lachte kurz und laut auf. „Nein, sicherlich nicht. Mir steht beileibe nicht der Sinn danach, gerade meine beste Schreiberin rauszuschmeißen, nachdem sie endlich den Weg zu meinem Blatt gefunden hat. Außerdem würde mir deine Mutter bei lebendigem Leibe die Haut abziehen.“ Noch einmal lachte er. „Allerdings werde ich in der nächsten Zeit wohl oder übel auf dich verzichten müssen. Das heißt, wenn du mitziehst.“
    „Ich verstehe kein Wort.“
    „Sagt dir der Name Thomas Jenkins etwas?“
    „Natürlich.“
    „Was weißt du über ihn?“
    Sophie überlegte einen Moment, bevor sie antwortete: „Nun, er muss so um die sechzig sein, er ist Brite, lebt aber schon seit vielen Jahren überwiegend hier in Hamburg. Jenkins produziert und managt einige der bekanntesten Künstler und Popgruppen. Man sagt, er sei stinkreich, aber ein grundguter und außerordentlich großzügiger Kerl, der für seine Schützlinge einfach alles tun würde. Er hat wirklich einen extrem guten Ruf. Musst du noch mehr über ihn wissen? Du willst mir doch nicht etwa einen Artikel oder eine Serie über ihn aufs Auge drücken, oder? Du weißt doch, dass mich das Feuilleton nicht sonderlich interessiert.“
    Johannes winkte ab. „Nein, nein, keinen Artikel und auchkeine Serie. Jenkins hat sich persönlich an mich gewandt, weil ihm dein klarer, schnörkelloser Stil sehr gefällt.“ Er machte eine kleine, aber aussagekräftige Pause. „Er will, dass du für ihn ein Buch schreibst.“
    Sophie sprang überrascht auf, setzte sich aber gleich wieder hin. „Ein
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