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Sonst kommt dich der Jäger holen

Sonst kommt dich der Jäger holen

Titel: Sonst kommt dich der Jäger holen
Autoren: Michaela Seul
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mal treffen. So was habe ich noch nie gehört. Ich meine, klar hat man seine Kundschaft. Man kennt seine Hehler, oder es gibt die typischen Verdächtigen, aber zweimal eine Auffindesituation, das ist wirklich kurios.«
    »Wenn man einen Hund hat, ist man eben viel unterwegs.«
    »Ja, klar. Man muss immer Gassi und so.«
    »Ich glaube, hierher gehe ich nie wieder.«
    »Wieso? Ist doch schön.«
    »Vorhin hat mir jemand erzählt, dass hier kürzlich ein Hund erschossen wurde …«
    »Das tut mir wirklich leid!« Johannes Winters Adamsapfel sprang nervös auf und ab.
    »Nein, das hat jetzt nichts mit Ihnen zu tun. Das hat mir ein Jogger erzählt.«
    »Und Ihr Hund, der Flipper – witziger Name –, der hat also schon mal eine Leiche gefunden?«
    »Ja.«
    »Und jetzt eine Waffe, das ist wirklich ein Ding!«
    Er musste das nicht noch mal beteuern, um mir klarzumachen, dass ich Felix in eine unangenehme Situation gebracht hatte. Plauderte er Dienstgeheimnisse aus? Das hätte ich mir alles vorher überlegen sollen. Jetzt war es zu spät. Jetzt konnte ich nur noch für Schadensbegrenzung sorgen.
    Ich wandte mich an Johannes. »Wissen Sie, Ihr Chef war so freundlich, meinen Hund unterzubringen, als ich im Krankenhaus lag. Er hat Flipper zu einem Polizeihundeführer gebracht. Das fand ich wahnsinnig nett von ihm, dass er sich so gekümmert hat. Die Carina ist ein Sprengstoffsuchhund, und ich glaube, dass Flipper ein bisschen was von ihr abgeschaut hat.«
    Johannes nickte stolz. »Ja, mein Chef ist total super. Ich habe Glück gehabt, weil eine Kollegin krank ist. Sonst wäre ich heute beim KDD dabei.«
    Kriminaldauerdienst, das Wort kannte ich, weil Felix von diesen Kollegen in meinem Beisein zweimal Anrufe erhalten hatte.
    »Johannes?«
    Der Gerufene apportierte den Plastikbeutel mit der Waffe für Felix.

6
    Aufgeregtes Hundegebell kündigte die Polizeihundestaffel an, die mit mehreren Bussen und Anhängern eintraf. Ich zählte acht Hundeführer in olivgrünen Overalls und einen in einem blauen. Er testete wohl die Eignung der zukünftigen Garderobe der bayerischen Polizei: Bald würde Bayern vollständig blau sein.
    Flipper war entzückt. Er träumte vermutlich von einer Liaison mit einer staatlichen Spürnase. Doch daraus wurde nichts, denn einer der Hundeführer bat mich, den Tatort zu verlassen. »Ihr Hund lenkt die Diensthunde ab.«
    »Ist der Elmar mit der Carina dabei?«, fragte ich.
    »Ach, den kennen Sie?«
    Ich nickte, obwohl ich ihn nur einmal gesehen hatte.
    »Nein, die sind heute bei einem Fortbildungslehrgang in unserer Diensthundeschule in Herzogau. Soll ich einen Gruß bestellen?«
    »Gern. Vom Flipper.«
    Der Hundeführer lachte. »Das kann ich mir merken!« Er tippte an seine Mütze und ging zu einem der Busse.
    Sein Chef, wie ich vermutete, sprach mit Felix. Der deutete weiträumig durch das Gelände, der andere nickte. Als die Hundeführer damit begannen, das Waldstück für eine systematische Suche mit Flatterleinen zu markieren, eskortierte ich Flipper zu meinem Volvo. Er sollte im Wagen warten; ich selbst würde mir die Show nicht entgehen lassen.
    Die Hunde, jeder von ihnen trug ein Geschirr mit der gelben Aufschrift Polizei, wurden nicht alle auf einmal freigelassen, sondern nacheinander. Von dem netten Hundeführer, der Elmar grüßen wollte, erfuhr ich, dass es die Konzentration der Hunde negativ beeinträchtigen würde, wenn sie zusammen suchen sollten.
    »Diese Arbeit ist sehr, sehr anstrengend für die Hunde. Nach maximal fünfzehn Minuten sind die platt und brauchen eine Pause. Sie müssen sich vorstellen, dass so ein Hund beim Suchen bis zu dreihundert Mal einatmet, ehe er wieder ausatmet.«
    »Und das sind jetzt alles Sprengstoffhunde?«
    »Ja. Am Einsatzort wurde schließlich eine Waffe gefunden – von Ihrem Hund, wie ich gehört habe: Respekt!«
    »Wie bringen Sie den Hunden eigentlich bei, Waffen aufzuspüren?«
    »Die Hunde suchen nicht Waffen an sich, denn die sind im Grunde ja nur ein Haufen Metall, ein bisschen Plastik und Öl. Sie reagieren aber auf Gerüche, die einer Waffe meistens anhaften, auf Pulverschmauch oder die Munition, die in der Waffe ist. Deshalb finden sie auch Patronenhülsen.«
    »Dann sind Hunde also lebende Metalldetektoren?«
    »Besser. Hundenasen sind viel besser! Und vielseitiger. Ein Metalldetektor würde keinen vergrabenen Plastiksprengstoff anzeigen. Oder Minen, die häufig nur aus Kunststoff hergestellt werden. Für einen Hund ist das kein
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