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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)
Autoren: Kenneth Oppel
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hellen Bart mit einer scharfen Spitze und in ihren schwarzen Augen waren weiße Flecken, wodurch ihr Blick sehr durchdringend wirkte. An ihrem linken Unterarm funkelte ein Ring der Menschen.
    „Ich heiße Arkadia.“
    „Ich bin Frieda Silberflügel. Wir kommen aus dem Hibernaculum, zwei Nachtreisen aus Osten.“
    „Wir sind so froh, dass ihr angekommen seid“, sagte Arkadia. „Kommt jetzt und lasst euch bei mir nieder und ich will euch alles erklären.“ Sie brachte die Silberflügel zu einem Ahorn mit einer Fülle verschlungener Äste, und sie versammelten sich um Arkadia. Schatten landete neben Marina. Er unterdrückte ein Stöhnen, als Chinook einen Platz auf ihrer anderen Seite fand.
    „Ich hoffe, das dauert nicht lange“, hörte er Chinook flüstern. „Ich habe Hunger.“
    Schattens Augen waren auf Arkadia geheftet, als sie mit den Flügeln raschelte und sie ordentlich zusammenlegte. Sie drehte den Kopf herum, um ihnen allen einzeln in die Augen zu schauen. Schatten konnte ein leises Zittern nicht unterdrücken, als ihr Blick auf ihm ruhte. Sie hatte kluge, sogar schöne Augen, aber sie waren irgendwie auch hart. Vielleicht lag das an den weißen Flecken, wie Glimmerfunken in einem Stein.
    „Es besteht kein Grund, Angst zu haben“, sagte Arkadia lächelnd. „Alle von uns erinnern sich daran, wie verwirrend es am Anfang war. Diese Plötzlichkeit, diese Überraschung. Aber ihr könnt all eure Sorgen ablegen. Eure Reise ist zu Ende. Wie ihr sehen könnt, haben die Menschen uns das vollkommene Zuhause geschaffen. Die Bäume werfen niemals ihre Blätter ab, der Bach friert niemals zu. Es ist immer warm wie in einer Sommernacht mit so vielen Insekten, wie man sich je zu essen wünschen kann.“
    „Wie viele Fledermäuse sind hier?“, fragte Frieda.
    „Mehrere tausend mindestens, aus verschiedenen Kolonien.“
    Schatten fing den Blick seiner Mutter auf und wusste, woran sie dachte. Tausende von Fledermäusen, und eine davon musste Cassiel sein. Er wollte sofort von dem Baum losfliegen und durch den Wald gleiten, um ihn zu suchen. Unruhig krallte er sich an der Rinde fest. Es war qualvoll zu wissen, dass sein Vater hier war, und sich nicht sofort zu ihm aufmachen zu dürfen.
    „Wir sind aus Lagern gekommen, die Millionen von Flügelschlägen voneinander entfernt liegen, von Ost nach West“, erklärte Arkadia. „Aber wir hatten zwei Dinge gemeinsam. Wir haben an das Geheimnis der Ringe geglaubt. Und wir haben den Ruf gehört.“
    „Den Ruf?“, sagte Frieda. „Du meinst die Stimmen außerhalb des Gebäudes?“
    „Ja. Die uns rufen sollen. Meine Gruppe war die erste, die angekommen ist, etwa vor zwei Monaten.“ In ihrer Stimme schwang so etwas wie Stolz mit. „Der Wald hier war leer und wartete auf uns, als ob Nocturna ihn gerade erst erschaffen hätte.“
    Schatten runzelte die Stirn. „Aber wo sind dann die Stimmen hergekommen?“, platzte er heraus. Aus der Art, wie Arkadia ihm ihren Blick zuwandte, konnte er erkennen, dass sie es missbilligte, wenn eine so junge Fledermaus Fragen stellte. Verlegen blickte er auf seine Füße. Er hatte nie gut den Mund halten können. „Ich meine, wenn der Wald leer war, wie konntet ihr dann Fledermäuse hören?“
    „Das“, sagte Arkadia, „ist ein Geheimnis.“ Und sie sagte es so, dass man darüber nicht mehr diskutieren konnte.
    „Und es gab hier keine anderen Vögel oder Vierfüßler?“, wollte Frieda wissen.
    Schatten wurde sich plötzlich bewusst, dass der Himmel über ihnen heller wurde. In jedem anderen Wald bedeutete die Morgendämmerung, dass bald Eulen durch die Luft patrouillieren würden, dass Vögel in ihren Nestern aufwachen und Vierfüßler nach Nahrung schnüffeln würden. Arkadia aber schien sich deswegen überhaupt keine Sorgen zu machen. Sie lächelte wieder.
    „Natürlich nicht“, antwortete sie. „Die Menschen haben eine vollkommene Zuflucht für uns gemacht. Es gibt hier keine Eulen oder sonst irgendwelche Vögel. Auch Vierfüßler gibt es nicht. Nur Fledermäuse.“
    Die Worte waren aus Schattens Mund heraus, bevor er sich bremsen konnte. „Aber warum?“, fragte er. „Warum haben sie diesen Ort für uns gebaut?“
    „Um Nocturnas Großes Versprechen zu erfüllen“, sagte Arkadia einfach. „Kommt mit und schaut.“ Arkadia führte sie zu den obersten Ästen des Baumes. Da konnte Schatten sehen, wie der Himmel heller wurde und wie sich ein stärkeres Lichtband über den östlichen Horizont ausdehnte. Wie davon angezogen
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