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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)
Autoren: Kenneth Oppel
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sie eine gute Älteste gewesen war und mitgeholfen hatte ihre Kolonie gut zu führen. Insbesondere waren ihre Gedanken immer wieder zu Schatten zurückgekehrt und sie hatte überlegt, ob es falsch gewesen war, ihn im gleichen Verlangen zu ermutigen, das sie immer bei sich selber verspürt hatte: das Geheimnis der Ringe zu enthüllen, Nocturnas Großes Versprechen zu erfüllen. Was war das Ergebnis all dieser Sehnsüchte?
    In diesem Augenblick, als sie tausende von Eulen den Himmel verdunkeln sah, musste sie gegen die Klauen der Verzweiflung ankämpfen. Unmöglich, die Angreifer zu überwinden. Selbst mit der riesigen Armee, die in Brückenstadt versammelt war, fürchtete sie, dass sie vom Angesicht der Erde ausgelöscht würden.
    „Wir müssen unsere Delegation vorbereiten“, sagte Achilles Grauflügel, als er bei ihr landete. „König Boreals Truppen werden innerhalb von Stunden über uns sein.“
    Frieda nickte steif. Selbst so eine einfache Bewegung strengte sie nun an. „Ja“, sagte sie ohne viel Hoffnung. „Wir müssen darum beten, dass er in Stimmung ist zu verhandeln.“
    „Beten habe ich schon vor langer Zeit aufgegeben“, sagte Achilles mit einem grimmigen Lächeln.
    „Vielleicht hast du Recht“, antwortete sie, „aber immer wenn ich diesen Horizont betrachte, bitte ich um jede Hilfe, die ich bekommen kann.“
    Frieda blickte nach unten und sah einen Boten, der zum höchsten Punkt der Brücke heraufgejagt kam. Sie wartete geduldig, als die Fledermaus kreiste, um zu Atem zu kommen. Sicherlich gab es keine weiteren schlechten Nachrichten mehr zu hören. Und dennoch raste das alte Herz in ihrer Brust.
    „General Achilles, Frieda Silberflügel“, keuchte der Bote, „Fledermäuse sind gesichtet worden, sie kommen aus Süden. Silberflügel, einige von ihnen. Und ... sie fliegen zusammen mit Eulen.“
    Dankbar stellte Schatten die Flügel schräg und begann einen langsamen Sinkflug auf Brückenstadt zu. Mit seiner ganzen Familie zu fliegen war noch immer etwas wunderbar Neues für ihn: Mutter und Vater nahe auf der einen Seite, Marina und Chinook auf der anderen, und alle hielten zusammen das Tempo durch die dämmrige Luft. Nahebei sah er Caliban und all die anderen nördlichen Fledermäuse, die um sie herum auf dem Heimflug dahinschossen.
    In Pfeilformation flog vor ihnen ein Dutzend Eulen aus den nördlichen Wäldern – ein Anblick, an den Schatten sich noch nicht gewöhnt hatte, auch nachdem sie schon ein paar Tage und Nächte zusammen gezogen waren. Eulen und Fledermäuse mit Flügelberührung. Sicher, sie blieben meist untereinander, lagerten und jagten getrennt und redeten wenig mit der anderen Gruppe. Aber Schatten spürte, dies geschah eher aus Verlegenheit als aus Misstrauen. Er sah Orest in der Vorhut und lächelte vor sich hin. Nur wegen des Eulenprinzen hatten die anderen Eulen zugestimmt, mit den Fledermäusen einen Konvoi zu bilden. Und Schatten hatte Recht damit gehabt, welch guten Schutz sie bilden würden. Sie hatten es sicher aus dem Dschungel heraus geschafft, und da sie nun Tag und Nacht fliegen konnten, waren sie gut vorangekommen auf ihrem Heimflug.
    Und er lebte noch! Schatten musste immer noch erstaunt den Kopf schütteln: Er war am Leben geblieben.
    Nachdem er die Explosion der Metallscheibe gehört hatte und dann gefühlt, wie ihn die fürchterliche Hitze einhüllte, erinnerte er sich an nichts mehr, bis er im brennenden Tageslicht ganz benommen ausgebreitet auf den obersten Ästen eines Baumes aufgewacht war. Sein ganzer Körper hatte geschmerzt. Fellstücke auf Bauch und Rücken waren verdampft und Teile seiner Flügelmembrane waren böse versengt. Er hatte sich gefühlt, als wäre er von einem riesigen Tier geschlagen worden. Er war ausgemergelt und zerschunden, aber er lebte. Und wunderbarerweise lebte auch Chinook.
    Und die Sonne schien noch.
    Komisch, dass sich eine Fledermaus freute die Sonne zu sehen. Nachdem sie sie Millionen von Jahren gefürchtet hatten und ihr ausgewichen waren, hatte er versucht sie zu retten. Während er sie dankbar betrachtete, konnte er davon ausgehen, dass er damit erfolgreich gewesen war.
    Es hatte nicht lange gedauert, bis Marina und seine Mutter ihn und Chinook gefunden und ihnen geholfen hatten zur Zuflucht in der Statue zurückzuhumpeln. Durch die Explosion war der Dschungel in einem riesigen Umkreis verbrannt worden und einzelne Bäume standen noch immer in Flammen. In der Mitte von all dem konnte er einen rauchenden Steinhaufen
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