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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer
Autoren: Patricia Shaw
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»Mir kann keiner was antun. Wer mein Land betritt, der kann was erleben!« Trotzdem drehte er sich unvermittelt um und ging zurück in die Hütte. Sie hörte ihn reden, als würde er jemandem von dem seltsamen Vorfall berichten.
    Diamond, die aufgestanden war, trat auf die Hündin zu. »Sitz, Blue«, befahl sie, wobei sie mit dem Finger auf den Boden deutete. Das Tier weigerte sich zwar, ihr zu gehorchen, ließ Diamond aber vorbei und heftete sich an ihre Fersen.
    In der Hütte türmte sich neben wild wuchernden Grasbüscheln jede Menge Unrat. An der einzigen soliden Wand stand ein Feldbett. Neben dem Bett hockte Ben und schien sich mit der leeren Matratze zu unterhalten. Diamond, die am Eingang stehengeblieben war und ihn ungläubig anstarrte, beachtete er nicht.
    »Ich bin Diamond«, wiederholte sie. »Und ich soll für dich arbeiten.«
    Als er nicht widersprach, begann sie, aufzuräumen. Wenn er sich erst einmal an sie gewöhnt hatte, würde er ihr vielleicht auch erlauben, ihn zu versorgen. So verkommen diese Hütte auch sein mochte, für sie zählte nur, daß sie Ben endlich gefunden hatte. Später würde sie ihn nach Hause bringen – wenn er dann noch lebte. Er war sehr krank und außerdem furchtbar abgemagert.
    Im Laufe der Wochen erholte sich Ben Buchanan. Bei einem chinesischen Kräuterkundigen hatte Diamond eine Medizin gekauft, mit der sie ihn ruhigstellen konnte. Auf diese Weise war es ihr möglich, wieder Ordnung in sein Leben zu bringen. Er betrachtete sie als seine Dienstmagd, die ihn wusch und fütterte, ihm die Haare schnitt und ihn rasierte. Doch ihr versetzte es einen Stich ins Herz, wenn sie seine eingefallenen Wangen und seine kränkliche Gesichtsfarbe sah. Seit er die Medizin nahm, war sein irrer Blick einer dumpfen Benommenheit gewichen. Also senkte sie die Dosis, die sie ihm in seinem Tee verabreichte.
    Eines Tages fuhr er plötzlich auf, und als er sie anblickte, erkannte er zum erstenmal, wen er vor sich hatte. »Was tust du hier?« fragte er.
    »Ich sorge für dich«, sagte sie fröhlich. »Ihr Buchanans könnt einfach nicht ohne Haushälterin auskommen.«
    »Wir Buchanans«, wiederholte er, als ob dieser Name aus einer fernen Vergangenheit stammte. Dann sprang er mit einem Satz hoch und begann, unter seinem Bett zu kramen. »Du willst doch nur mein Gold.« Als er nicht fand, was er suchte, schrie er: »Mein Gold! Du hast mein Gold gestohlen!« Er griff nach seinem Stock und schwang ihn in ihre Richtung. Diamond wand ihm jedoch die Waffe aus der Hand und schob ihn zurück aufs Bett. »Geh wieder ins Bett«, befahl sie streng, als ob sie zu einem unartigen Kind sprechen würde.
    »Mein Gold«, schluchzte er. »Du Hexe, du hast mein Gold gestohlen!«
    Von Gold hatte sie bei ihm bisher keine Spur gesehen. »Wo hast du es denn versteckt?«
    »Unter dem Bett«, jammerte er. Wenn er dort tatsächlich Gold versteckt gehabt hatte, dann war es schon längst nicht mehr da. Jeder hätte es sich nehmen können, wenn er beim Wasserholen war. Vielleicht hatten es auch die Männer eingesteckt, die den Leichnam fortgebracht hatten. Sie fragte sich, welche Ereignisse Ben so verändert hatten. Wahrscheinlich war die Krankheit daran schuld und vielleicht auch das Fieber, das die Weißen bekamen, weil sie die Hitze nicht vertrugen. In diesem Tal wehte nie auch nur der kleinste Windhauch. Damit Ben nicht noch einmal zusammenbrach, mußte sie ihn fortbringen, sobald er sich einigermaßen erholt hatte. Sie selbst würde auch erst wieder aufatmen können, wenn sie diesen Ort verlassen hatte.
    Ben schimpfte und jammerte den ganzen Tag, doch als sie ihm am Abend eine schmackhafte Fischmahlzeit vorsetzte, griff er hungrig zu. »Mir geht es schon wieder besser«, meinte er. »Morgen suchen wir Gold, und du kannst mir helfen. Sicher finden wir noch mehr.« Aufgeregt griff er nach ihrem Arm. »Ich werde reich, und Darcy kann die Farm führen. Mich braucht er dann nicht mehr.«
    Traurig erkannte Diamond, daß sein Geist noch immer verwirrt war. Und dies bestärkte sie in ihrem Entschluß, ihn sobald wie möglich vom Palmer fortzubringen. Allerdings mußte sein Fuß erst einmal heilen. Sie wusch das eiternde Geschwür jeden Tag aus, doch noch immer klafften große Löcher in seinem Fleisch. Eines Tages waren die Wunden sicher verheilt, aber tiefe Narben würden zurückbleiben. Augenblicklich konnte er jedenfalls keine weite Strecke laufen, selbst mit seinem Stock humpelte er nur mühsam voran. Der chinesische
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