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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Autoren: Helen Christopher
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auch keine Verkehrsregeln, dafür umso besser seine Hupe! Ich habe auf dem Weg mehr als einmal Angst, dass dies mein Letzter sein könnte. Dabei nimmt die Fahrt kein Ende und mein Unwohlsein stattdessen zu. Vor allem als die Gegend um uns herum immer merkwürdiger wird. Von draußen höre ich Hunde heulen. Im Dunkeln kann ich zwar wenig erkennen, doch stelle ich mir Slums so vor und ich bin entsetzt, als der Taxi-Fahrer langsamer wird und in eine Straße einbiegt.
    Er sagt nur immer wieder »Paharganj, Main Basar«, und stellt unsere Rucksäcke an den Straßenrand. Aber in welche Richtung unser Hotel liegt, diese wichtige Information verschweigt er. Ich nehme an, er hat keinen blassen Schimmer, will dies jedoch nicht zugeben, sondern uns mitten zwischen verriegelten Wellblechhütten einfach zurücklassen. Schnell steigt er wieder ins Auto und braust ohne ein Abschiedswort davon.
    Allein gelassen im Dunkeln bekomme ich Panik. Von hinten höre ich seltsame Schleifgeräusche. Sie werden immer lauter. Plötzlich steht ein hutzeliger Mann vor uns. Er ist in Lumpen gekleidet und zieht einen übergroßen Sack voller Plastik hinter sich her. Er redet auf uns ein. Ich blicke in sein zerfurchtes Gesicht und starre entsetzt auf seinen einzigen Zahn im Mund. Der Mann tritt so schnell auf Paul zu, dass dieser es nicht mehr schafft zurückzuweichen, ehe der alte Mann seine Hand ergreift. Er lacht und begrüßt uns freudig. Wir verstehen kein Wort und schauen uns fragend an. Daraufhin sagt der Mann: »Hotel, Hotel!?« Paul stammelt den Namen unseres Hotels. Der Mann zieht Paul am Arm hinter sich her. Ich beeile mich meinen Rucksack zu greifen und folge beiden besorgt. Der Weg führt in eine finstere Gasse. Mein Herz pocht vor Angst. Wohin führt uns der Mann? Nach Hotel sieht hier nichts aus. Eine fette Ratte kreuzt vor unseren Füßen den Weg. Erschrocken springe ich zurück. Die Ratte verschwindet in einem Hausspalt. Genau dort bleibt der Alte stehen. Ich erblicke das Schild mit dem Namen unseres Hotels. Ich weiß nicht, ob ich erleichtert sein sollte, aber wir sind am Ziel. Der Mann lacht uns erneut an und verschwindet mit dem Kratzen seines Plastiksackes auf dem sandigen Boden in der Dunkelheit.
     Paul will die Tür öffnen, doch sie ist verschlossen. Er klopft. Nichts passiert. Ich gucke ihn ratlos an.
    »Paul, was machen wir jetzt?«
    »Keine Sorge ich habe gebucht, das klappt schon!« Es klingt als würde er sich selber Mut zusprechen. Beherzt klopfen wir jetzt zusammen gegen die Tür. Plötzlich geht Licht an und wir hören Stimmen. Die Tür schwingt auf, ein müdes Gesicht blickt uns an. »Mr. Paul?« Wir nicken. Der Mann hält uns die Tür auf und schlurft hinter den Tresen an der Rezeption. Er wuchtet ein dickes Buch auf den Tisch, in das wir uns eintragen sollen. Anschließend führt er uns zum Zimmer, schaltet das Licht, den Ventilator und den Fernseher ein. Als ob ich jetzt Lust hätte fernzusehen!
    Erschöpft fallen wir aufs Bett. Die Laken sind fleckig, gut, dass wir dünne Schlafsäcke mitgenommen haben. Direkt auf dem Bett liegen möchte ich nicht und wissen, woher die Flecken stammen erst recht nicht.

Paul
    Jetzt sitze ich also in Delhi. Neben mir liegt Maja, die endlich ein wenig Schlaf gefunden hat. Die Eindrücke hier sind intensiver. Auch wenn ich Erfahrung mit Fernreisen habe, erschlagen mich die ganzen Sachen, die auf mich einprasseln.
    Bei der Ankunft habe ich Maja mit gespielter Souveränität zu blenden versucht. Dabei hielt ich nur meine Augen offen und bin den anderen Leuten hinterher gelaufen: Einreise, Gepäckabholung, Geldumtausch, Prepaid Taxi. Es wirkte alles so leicht und gibt Maja hoffentlich das Gefühl, bei mir gut aufgehoben zu sein. Aber, was will sie auch machen? Wir sind nun aufeinander angewiesen, müssen durch dick und dünn gehen, unsere Launen ertragen. Manchmal wirkt sie so distanziert und ich weiß nicht, wo ich bei ihr dran bin. Wie noch am Flughafen in Tegel, als sie mich für das Verhalten von Philipp verantwortlich gemacht hat. Immerzu: »Dein Freund Philipp, … kann doch nicht einfach …!« Ich bin doch nicht mit ihm verwandt. Wir kommen ja noch nicht einmal aus der gleichen Stadt. Aber Maja scheint die Einstellung zu vertreten: Zusammen gehangen, zusammen gefangen. Nein, kein böses Wort. Ich mag Maja sehr gerne.
    Knapp eineinhalb Jahre sind wir jetzt zusammen und es läuft richtig gut. Wir haben uns auf einer Semesterparty der Mediziner kennengelernt, wo wir die beiden
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