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Song of the Slums

Song of the Slums

Titel: Song of the Slums
Autoren: Richard Harland
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teil. Der Führer der Opposition war kaum wiederzuerkennen, mit seiner zerstörten Frisur und dem abgerissen Kragen.
    Und auf der Straße hinter den Bühnenwagen gab es auch eine neue Entwicklung, denn dort standen nun dicht an dicht die Fahrzeuge der Plutokraten: Kutschen, Pferdeomnibusse und Velozipede. Wie Geier, die am Leichenschmaus teilhaben wollen, waren sie den Marschierenden gefolgt, um den Triumph ihres Putsches mitzuerleben.
    Mave und Purdy waren gekommen, um die Lage zu besprechen. Mave hatte die zerbrochenen Drumsticks in der Hand und sagte kläglich: »Ohne die Drums können wir nicht spielen.«
    »Die Rowdys ohne Drums geht nicht«, stimmte Purdy zu.
    Astor und Verrol tauschten Blicke. Sein Achselzucken zeigte, dass er auch nicht mehr weiterwusste. Astor biss sich auf die Lippe. Es gab noch eine Möglichkeit, wenn es auch zeigte, wie verzweifelt sie wirklich waren …
    »Weißt du, was ich denke?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Wir haben keine Drums, aber jemand anders hat welche.«
    Sie folgten ihrem Blick zur Silver Rose Band auf dem Bühnenwagen.
    Purdy pfiff durch die Zähne. »
Ihr
Schlagzeug erobern?«
    Verrol schien Zweifel zu haben. »Wir müssten die feindlichen Linien durchbrechen und von hinten angreifen.«
    »Ja, und ihren Bühnenwagen kapern.« Astor schnipste mit den Fingern. »Dann hättest du auch das Megaphon.«
    Verrol dachte kurz nach, und dann zog ein Lächeln über sein Gesicht. »Genau. Worauf warten wir eigentlich noch?«

• 79 •
    Die Milizkompanien, die gegen die Wand aus Schilden andrängten, standen an manchen Stellen weniger tief gestaffelt als an anderen. Astor, Verrol, Mave und Purdy rannten über den Vorplatz, bis sie auf eine feindliche Linie stießen, die nur einen Mann tief war. Und dann hatte Astor eine weitere glorreiche Idee.
    »Wir machen sie mit Geschossen mürbe!«, schrie sie. »Pflastersteine!«
    Astor und Verrol machten sich mit den erbeuteten Bajonetten an die Arbeit, während Mave und Purdy ihre Finger zu Hilfe nahmen. Sie gruben die Erde zwischen den einzelnen Pflastersteinen weg, und nachdem der erste Stein heraus war, wurde es viel einfacher, die nächsten zu lösen. Jeder von ihnen sammelte so viele Pflastersteine, wie er tragen konnte.
    Und dann begannen sie mit dem Bombardement. Aus ihrer Position hinter den Streetkids schleuderten sie einen Stein nach dem anderen. Die Soldaten waren völlig überrascht und schrien auf, wenn die Geschosse trafen. Einige fassten sich an die blutigen Köpfe, ein paar glitten sogar bewusstlos zu Boden.
    »Jetzt!« Astor rannte los, um den Schildwall der Streetkids für ihre Zwecke zu nutzen. »Los, alle zusammen!«
    Sie legte ihre Arme um die Taillen zweier Kids, die hinter ihren Schilden kauerten, drückte ihre Schultern gegen deren Rücken und schob. Verrol und Purdy wiederum drückten ihre Schultern gegen Astors Rücken, und Mave schob ganz am Ende. Vereint zu einer einzigen Masse duckten sie sich und drängten mit aller Kraft nach vorn.
    Ihr gemeinsames Gewicht schob die Streetkids voran. Die Milizionäre reagierten darauf zu langsam, denn eine ganze Reihe von ihnen waren noch mit den Wunden beschäftigt, die die Pflastersteine ihnen zugefügt hatten. Und plötzlich brach die feindliche Linie, die Kids jubelten triumphierend, und die Rowdys brachen durch.
    »Los, weiter!«, befahl Astor, als sie sich wieder aufgerichtet hatte. Die Kids schwärmten aus, und die Bandmitglieder rannten geradeaus weiter.
    Immer noch an vorderster Front, lief Astor nicht auf den Bühnenwagen zu, sondern bog in die Straße dahinter. »Das gibt uns mehr Schutz«, keuchte sie, als Verrol sie eingeholt hatte und neben ihr weiterlief.
    Niemand versuchte sie aufzuhalten. Sie sprangen über das flachliegende schmiedeiserne Gitter zwischen dem Vorplatz des Parlaments und der Straße und stürzten sich zwischen die Fahrzeuge der Plutokraten. Pferde stampften und blähten die Nüstern, aus Dampfmaschinen tropfte Wasser, und es zischte, wenn Dampf entwich. Die Plutokraten wollten ihre Gesichter offenbar auch hier nicht zeigen, denn Läden oder Gardinen machten es unmöglich, in die Fenster der Fahrzeuge zu sehen.
    Astor und Verrol rannten zwischen den Fahrzeugen hindurch, wobei sie sich immer wieder duckten und in Deckung gingen. Mave und Purdy folgten ihnen auf den Fersen. Die Kutscher, die in ihre Paletots gewickelt auf den Kutschböcken oder am Steuer saßen, riefen ein paar Mal unwirsch
He!
und
Hoho!
oder
Wo soll’s denn hingehen?
Aber sonderlich
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