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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition)
Autoren: Ellen Alpsten
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für eine, das war ihr gemeinsamer Wahlspruch.
    »Auf die Plätze, fertig, los«, sagte Michi und schlug seine Zahnlücken in die Nutella.
    Unbekannte Nummer
, sagte ihr Handy. Also nicht Mia. Schade. Eine Portion leichtes Leben hätte ihr jetzt gutgetan. »Warte mal …«, sagte Caroline. »Ja, hallo?«
    »Spreche ich mit Caroline Siebert?«, hörte sie eine Männerstimme fragen. Er klang jung, aber auch ernst und irgendwie förmlich. Zu förmlich. War das Michis Schule? Sie legte die Hand auf den Hörer und flüsterte Michi zu: »Hast du was ausgefressen?«
    Er schüttelte den Kopf und schob sich die gesamte Brothälfte auf einmal in den Mund. Überall quoll Nutella. Das schafften nur Achtjährige.
    »Am Apparat«, sagte sie dann und zwang ihre Stimme, fest zu klingen.
    »Caroline, mein Name ist Carlos. Wir haben uns vorhin an der Volksbühne … na, nicht kennengelernt, aber doch gesehen.«
    Caroline wurde plötzlich heiß. Das musste der junge Dreitagebart sein!
    »Wo haben Sie denn meine Nummer her?«, fragte sie leicht unbehaglich. Wollte er sie zur Rede stellen?
    »Die stand in Ihren Unterlagen. Ich hätte ja gerne mit Ihnen persönlich gesprochen, aber so schnell habe ich noch keinen Tisch aufstehen und verschwinden sehen. Als ich hinter die Kulissen kam, hatten Sie schon alle vier Beine in die Hand genommen.« Er klang belustigt und Caroline entspannte sich etwas.
    »Entschuldigung. Ich hab mich nicht getraut zu bleiben. Aber auf der Bühne konnte ich einfach nicht anders. Was hat der Regisseur gesagt?«
    »Ach, machen Sie sich da mal keine Gedanken, geschieht dem alten Sack ganz recht. Durchs Möbelstücksimulieren findet der seine leidenschaftliche
Lulu
bestimmt nicht«, sagte Carlos. »Aber ich will Sie nicht lange aufhalten. Haben Sie morgen Nachmittag Zeit für ein Vorsprechen?«
    Carolines Herz machte einen kleinen Hüpfer. Sie zählte leise bis drei, ehe sie antwortete. »Morgen Nachmittag? Lassen Sie mich sehen.« Sie schaltete auf ihren Kalender um.
Mit Michi Hasenstall sauber machen
, stand da für den folgenden Tag. »Ich habe einen Termin, aber den könnte ich verschieben«, sagte sie so gelassen wie möglich. »Um welche Rolle geht es denn?«
    »Die Julia.«
    »Ach was. So ein Zufall. Das war meine Rockrolle bei der Aufnahmeprüfung.«
    »Ihre
Rockrolle
?«, fragte er.
    »Ja. Wir mussten zwei Rollen vorbereiten, von denen eine im Rock sein sollte.«
    »Was war die andere?«
    »Der Kaufmann von Venedig.«
    »Wen haben Sie da gespielt? Die Jessica etwa?«
    »Nein. Den Kaufmann selbst.
Crossgender
, sozusagen.«
    »Warum das?«
    »Shylocks Tragik hat mich beim Vorbereiten der Prüfung sehr berührt und Sie haben es ja vorhin an der Volksbühne gehört: kein Po, kein Busen, so ’ne richtige Bohnenstange, oder?« Caroline konnte den Trotz in ihrer Stimme nicht unterdrücken. Carlos lachte.
    »
Ich
habe das nicht gesagt. Mir kommt Ihr Aussehen gerade recht. Meine Julia soll ohne Schminke wie 14 aussehen, aber eben schon reifer sein.«
    »Und soll Ihre Julia nicht auch blond sein, wie die
Lulu

    »Bei der richtigen Schauspielerin kann meine Julia so groß oder klein oder dick oder dünn sein, wie sie will. Nein. Und auf den Mund gefallen sind Sie wirklich nicht.«
    »Kein Berliner Mädchen ist das.«
    »Sind Sie ein Berliner Mädchen?«
    »Waschecht.«
    »Also alles in einem. Introvertiert und temperamentvoll zugleich, wie die Stadt selbst. Das passt auch sehr gut zur Rolle.«
    Machte er sich über sie lustig? »Hm. Ich weiß nicht … so habe ich über die Julia noch nie nachgedacht. Das ist eine sehr große Rolle.«
    »Da haben Sie recht. Aber Julia lässt sich nichts gefallen, sondern ist sehr selbstbewusst. Sie erlaubt Romeo nicht, mit ihr und ihren Gefühlen zu spielen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich so selbstbewusst bin.«
    Am anderen Ende des Telefons entstand eine kurze Pause. Oh Gott, bitte nicht auflegen, flehte Caroline stumm. Schnell fügte sie noch hinzu: »Aber es geht es ja nicht um mich selbst, sondern um mich, die die Julia spielen soll.«
    »
Vielleicht
spielen soll. Kommen Sie erst mal zum Vorsprechen.«
    Natürlich.
Vielleicht
spielen soll. Carolines Herz sank. Das ganze Leben war ein einziges
Vielleicht
. Sie schluckte. Da musste sie durch.
    »Klar. Wann soll ich morgen wo sein?«
    »Am
Bimah
in der Fasanenstraße. Um eins? Suchen Sie sich eine Passage aus. Was immer Ihnen selbst am besten gefällt.«
    Sie runzelte die Stirn. »Das
Bimah
? Das Theater kenne ich gar nicht.«
    »Es
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