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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis
Autoren: Melissa Marr
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es jemanden gegeben, der den Hof regieren konnte, ohne sie alle in einem zügellosen Exzess zu zerstören, hätte Irial das Feld geräumt, doch das Oberhaupt der Dunkelelfen wurde aus gutem Grunde aus dem Kreis der ungebundenen Elfen erwählt, die zu keinem Hof gehörten. Irial genoss die Freuden der Schattenwelt, doch er wusste auch, dass es ohne Licht keinen Schatten gab. Der größte Teil seines Hofes hatte allerdings Probleme, sich das zu merken – oder wusste es vielleicht schlicht und einfach nicht. Und sie würden es ganz bestimmt nicht zu schätzen wissen, wenn er es ihnen jetzt sagte.
    Der Hof der Finsternis brauchte als Nahrung bestimmte Empfindungen: Angst, Lust, Wut, Gier, Maßlosigkeit und dergleichen. Unter der grausamen Herrschaft der letzten Winterkönigin – bevor der nun erstarkte Sommerkönig an die Macht gekommen war – hatten sie schon von der Luft allein leben können. Beira war eine bösartige Königin gewesen; sie hatte ihren eigenen Elfen ebenso viel Leid zugefügt wie denen, die es wagten, ihr Knie nicht vor ihr zu beugen. Das war entspannend gewesen, wenn auch nicht immer nur angenehm.
    »Auch kleinere Konflikte können die Energie freisetzen, die wir als Nahrung brauchen. Es gibt jede Menge Elfen, die ihr zu eurer Sättigung heranziehen könnt«, sagte Irial nur.
    In einem Ton, der selbst die ruhigste Winterelfe in Alarmbereitschaft versetzt hätte, fragte eine Elfe aus Jenny Grünzahns Kreis: »Wir halten uns also irgendwelche Elfen, die uns zufällig über den Weg laufen, als wäre nichts geschehen? Ich würde vielmehr sagen, wir …«
    »Wir werden unserem König gehorchen«, knurrte Gabriel sie an.
    Bananach klappte erneut ihren Mund auf und zu und tippte mit ihren krallenbewehrten Fingern auf den Tisch. »Der König der Finsternis ist also nicht bereit zu kämpfen? Er erlaubt uns nicht, uns zu verteidigen? Uns zu stärken? Wir sollen einfach abwarten, bis wir noch schwächer werden? Das ist ja ein … interessanter Plan.«
    Diesmal wird sie noch schwerer in Schach zu halten sein.
    »Wenn wir kämpfen, sterben vielleicht einige von uns«, fügte eine andere Elfe mit grünen Zähnen hinzu, »aber der Rest … So ein Krieg macht doch ungeheuer viel Spaß, mein König.«
    »Nein«, erwiderte Irial mit einem Blick auf Chela, die gelegentliche Gefährtin Gabriels. »Wir werden zu diesem Zeitpunkt keinen Krieg führen. Ich werde nicht zulassen, dass irgendeiner von euch stirbt. Das kommt nicht in Frage. Ich werde einen anderen Weg finden.« Er wünschte, er könnte es ihnen so erklären, dass sie es verstanden. Aber er wusste nicht wie.
    »Chela, Liebes? Würdest du …?« Irial wies mit dem Kopf auf eine Gruppe von Elfen, die den grünzähnigen Elfen lächelnd zugestimmt hatten. Er konnte nicht tolerieren, dass sie rebellische Reden schwangen, vor allem wenn Bananachs Augen verrieten, dass sie mal wieder auf eine Meuterei aus war.
    Irial zündete sich eine neue Zigarette an und wartete ab, während Chela durch den Raum schlenderte. Die aus verschlungenen Ornamenten gebildeten Hunde auf ihrem Bizeps schnappten nacheinander, während sie in atemberaubender Geschwindigkeit um ihren Arm rannten. Es ging ein leises Summen von ihr aus, das irgendwo zwischen Knurren und zufriedenem Murmeln lag. Als sie am Tisch ankam, packte sie den Stuhl eines Distelelfen, schubste ihn herunter und setzte sich mitten unter die grollenden Elfen.
    Auch einige andere Hunde verteilten sich im Raum. Gabriel hatte gesprochen, sie angewiesen, den König der Finsternis zu unterstützen: Sie mussten Gabriel entweder gehorchen oder ihn töten. Wenn er sich mit Bananach verbündet hätte, wäre ein Krieg in der Elfenwelt unvermeidlich gewesen, doch Gabriel unterstützte stets Irial, seit er die Führung über die Hundselfen übernommen hatte.
    Irial setzte erneut an: »Eine Sterbliche hat mein Symbol ausgewählt, um es sich als Tattoo stechen zu lassen. Schon in wenigen Tagen wird sie mit mir verbunden sein. Und dadurch wird es mir möglich sein, mich sowohl von Sterblichen als auch von Elfen zu ernähren. Bis wir eine andere Lösung gefunden haben, werde ich euch an meiner Nahrung teilhaben lassen.«
    Einen Moment lang zeigten sie keinerlei Reaktion. Dann erhoben sich ihre Stimmen zu einer wundervollen Kakophonie.
    Er hatte seine Nahrung noch nie an sie weitergegeben; es war auch noch nie notwendig gewesen. Doch er konnte es, da das Oberhaupt eines Hofes mit jeder Elfe verbunden war, die ihm Treue geschworen
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