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Sommerküsse voller Sehnsucht

Sommerküsse voller Sehnsucht

Titel: Sommerküsse voller Sehnsucht
Autoren: Katie Fforde
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traumhaft. Sarah hatte Wunder gewirkt. Sie hatte sogar einen Kirchenchor aus dem Ort engagiert. Die Lieder klangen harmonisch, und niemandem fiel auf, dass die meisten sie nicht kannten.
    Trotzdem war Elsa angespannt. Es war ihr unangenehm, das Kleid einer Kundin zu tragen, auch wenn sie es vorher ein paar Mal anprobiert hatte. Mit Grauen dachte sie an die späteren Fotoaufnahmen und an den Empfang im Hotel. Sie fühlte sich einfach unwohl. Ob es so ähnlich war, als übernachtete man in seinem eigenen Gästezimmer? In einer Zeitschrift hatte sie gelesen, dass man selbst mal in seinem Gästezimmer schlafen sollte, um sich zu vergewissern, dass es auch gemütlich war. Vielleicht war das ja beim Tragen der eigenen Modekreationen ähnlich. Erst dann zeigte sich, ob ein Kleid tatsächlich perfekt saß. Sie sollte das Ganze einfach als wichtige Erfahrung verbuchen.
    Endlich war die Zeremonie vorüber. Der Organist stimmte die Toccata von Widor an, dann kam der Moment des Auszugs für Brautpaar und Brautjungfern. Bitte schaut nur auf die süßen Kleinen, nicht auf mich!, flehte Elsa im Stillen.
    Aber das Schicksal hörte nicht zu. Die Kleinen wurden von ihren stolzen Eltern aufgehalten, und so kam es, dass Elsa die Einzige war, die hinter dem Brautpaar hinausmarschierte. Verunsichert schaute sie starr vor sich hin und versuchte, möglichst natürlich auszusehen. Meine Güte, ihr war nie klar gewesen, wie schwierig es war, in so einem Kleid zu laufen!
    Dann begann die Fotografiererei. Elsa hatte keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte. Wollten sie überhaupt, dass sie mit auf den Fotos zu sehen war? Sie konnte sich doch nicht einfach als Fremde neben die süßen kleinen Nichten und die alten Familienfreunde stellen, oder? Außerdem hasste sie es, fotografiert zu werden, seit sie als Kind mal mit offenem Mund abgelichtet worden war.
    »Äh … Sie da, Sie, die Brautjungfer, wie heißen Sie? Auf meinem Zettel steht Fulvia, aber das scheint nicht zu stimmen.« Hugo, der Fotograf, lächelte sie an.
    »Ich bin eigentlich gar nicht die Brautjungfer«, antwortete Elsa. »Ich meine, ich bin eigentlich nur die …«
    »Doch, sind Sie wohl«, widersprach Mrs. Lennox-Featherstone energisch. »Sie sind unsere Haupt-Brautjungfer. Also sagen Sie Hugo, wie Sie heißen.«
    Am liebsten wäre Elsa geflüchtet, um sich nicht ablichten lassen zu müssen. Aber zum einen war sie dazu viel zu feige, und zum anderen wollte sie niemandem den Tag verderben. »Ich heiße Elsa«, antwortete sie gehorsam.
    »Gut zu wissen«, ertönte eine männliche Stimme hinter ihr. »Ich bin Laurence. Sozusagen Ihr Komplize.«
    Elsa wirbelte herum. Sie hatte ohnehin schon ein schlechtes Gewissen, ohne dass jemand auch noch solche Dinge sagte.
    »Der Trauzeuge«, erklärte ein großer Mann lächelnd. Er war nicht unbedingt attraktiv, wirkte aber sehr selbstsicher. Vermutlich deshalb, weil er nicht für jemanden eingesprungen war.
    »Oh, hi! Ich bin eigentlich gar nicht die Brautjungfer«, sagte sie zum gefühlt hundertsten Mal. »Ich trage nur das Kleid.«
    »Und was für ein hübsches«, rief Hugo dazwischen. »Wenn Sie jetzt mal aufhören könnten, sich an diesen Pfeiler zu quetschen, damit ich Sie und das Kleid richtig sehen kann, würde ich gern ein Foto von Ihnen beiden …«
    Elsa gab auf. Sie hatte jetzt jedem erzählt, dass sie nicht die wahre Brautjungfer war, doch es schien niemanden zu interessieren. Also beschloss sie, einfach das zu tun, was man von ihr erwartete. Sie stellte sich brav neben Ashlyn und nahm dann ein Glas gekühlten Orangensaft entgegen, den Sarah verteilen ließ.
    »Hier geht es wirklich sehr zivilisiert zu«, lobte Laurence. »Letztes Jahr war ich auch Trauzeuge bei einer Hochzeit. Es war brütend heiß, und wir mussten stundenlang in der Hitze stehen, bis die Knipserei endlich vorbei war. Eine Frau ist damals sogar umgekippt.«
    Sarah, die in der Nähe stand und sich vergewisserte, dass sie genügend Orangensaft geordert hatte, hörte es und sagte: »Wenn die Gäste nicht so durstig sind, stürzen sie sich später beim Empfang auch nicht gleich auf den Alkohol. Oh, ich fürchte, ich stehe im Weg.«
    Hugo hatte die Leute der Reihe nach geschickt in Gruppen arrangiert und dazu gebracht, ein freundliches Gesicht zu machen. Selbst ein Hund, ein heller Labrador, der Sarah immer wieder zwischen den Beinen herumlief, hatte posiert. Elsa war überrascht. Hugo machte so einen lässigen Eindruck, aber wenn es darauf ankam, schien er sehr
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