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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens
Autoren: Susan Wiggs
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dass er heute Heilung erfahren würde.
    „Ein weiser Mann hat mir mal erzählt, dass in einem einzigen Schlag des menschlichen Herzens mehr Weisheit steckt als in einem ganzen Expertenkomitee“, meldete sich Ivy zu Wort.
    „Das hat dein Großvater gesagt?“, fragte Claire. „George, Sie sind brillant, wissen Sie das?“
    „Nein, ich bin fürchterlich unzulänglich. Die Fehler, die ich in meinem Leben gemacht habe …“
    „Sehen Sie sich das an!“ Claire zeigte auf die versammelte Familie, die miteinander lachte und fröhlich plauderte. Mit dem See und dem Wald im Hintergrund wirkte das Bild wie ein Gemälde. „Sie und Ihr Bruder haben das erschaffen. Es ist ein Denkmal für das Leben, das Sie gelebt haben. Seien Sie stolz, George! Freuen Sie sich!“
    „Aha! Dafür zahlst du ihr also das gute Gehalt.“ Ross grinste.
    George lachte auf. „Du hast mich doch dafür gescholten, dass ich sie übers Internet gefunden habe.“ Dann wurde er ernst. „Claire hat recht. Ich habe meine Liste geführt, Sachen abgehakt, aber erst jetzt fällt mir auf, dass meine größte Errungenschaft hier ist. Diese Familie. Sie ist der Beweis, dass ich hier war. Dass ich einmal etwas bedeutet habe.“
    Claires Kehle wurde ganz eng. Am Ende bemaß sich der Wert eines menschlichen Lebens in der Liebe, die man geteilt hatte. Sie hatte sich so sehr geirrt, als sie dachte, man könne auch ohne Liebe durchs Leben gehen.
    Ross legte seine Hand auf die Schulter seines Großvaters. Claire schoss ein Foto. Ihr gefiel die ungekünstelte Pose der beiden. Nachdem sie die Aufnahme gemacht hatte, blinkte die Akkuanzeige.
    „Ich bin gleich wieder zurück“, sagte sie. „Ich muss nur eben den Ersatzakku holen. Es gibt noch so viele Fotos, die ich heute machen will.“
    Auf dem Weg zurück zur Hütte wünschte sie, sie hätte einen professionellen Fotografen engagiert, doch daran hatte weder sie noch irgendjemand sonst gedacht. Eine der Bellamys – Daisy, wenn sie sich recht erinnerte – war professionelle Fotografin, und normalerweise verließ sich die Familie zu solchen Anlässen auf sie. Doch sie war nicht da, und so würden sich alle mit Claires Schnappschüssen zufriedengeben müssen.
    Sie schwebte förmlich durch den Wald. Sie war erfüllt von Liebe. Ihr Herz brannte lichterloh. Wollte sie in Avalon bleiben? Wollte sie mit Ross zusammenbleiben? Am liebsten wäre sie auf das nächste Dach geklettert und hätte ihr „Ja“ der ganzen Welt entgegengeschmettert. Das war der Sprung ins kalte Wasser, von dem sie immer geträumt hatte, und jetzt machte sie ihn tatsächlich. Denn sie hatte etwas gefunden, das es wert war, dieses Risiko einzugehen.
    Summend öffnete sie die Tür zur Hütte. Sobald sie eintrat, spürte sie, dass irgendetwas anders war. Eine schwache, kaum wahrnehmbare Spannung hing in der Luft, wie ein Geruch,der kaum zu riechen war. Sie hörte ein Geräusch, das sie nicht identifizieren konnte. Vielleicht das Knarren eines Dielenbretts, vielleicht ein leichtes Einatmen.
    Das eiskalte Gefühl der Angst packte sie. Sie wirbelte herum und riss die Tür auf, doch es war zu spät. Jemand packte sie von hinten. Presste sie gegen die Tür, die eine Hand an ihrer Kehle, während die andere ihr den kalten, glatten Lauf einer Waffe an die Wange drückte.

30. KAPITEL
    W eiß irgendwer, wo Claire so lange bleibt?“, fragte Ross. War sie nicht einen neuen Kameraakku holen gegangen? Aber vielleicht hatte er sich auch verhört. Es war schon über eine Stunde her, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte.
    Eine sehr geschäftige Stunde her. Die Wiedervereinigung der Bellamys entwickelte sich zu einer großen Sache. Beide Brüder hatten weitreichende Familien mit vielen Enkeln und sogar ein paar Urenkel. Einige der Kinder zündelten schon ein wenig mit dem Feuerwerk, weil sie es nicht erwarten konnten, bis es endlich dunkel war. Er konnte das Zischen und Ploppen unten am Seeufer hören.
    „Ich“, sagte Ivy auf seine Frage. „Ich habe sie gesucht.“
    „Und?“
    „Sie ist weg. Und … Ross, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll … Granddads antiker Tiffany-Ring aus der Schublade fehlt ebenfalls.“
    Ross trat einen Schritt von seiner Cousine und Natalie zurück. Weiter weg war der Tanz bereits im Gange. Er sah Charles mit seiner Frau tanzen und direkt daneben Granddad mit Miss Darrow. Nach allem, was sein Großvater über die Vergangenheit erzählt hatte, hätte sich der heutige Tag auch zu einer emotionalen Katastrophe entwickeln
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