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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens
Autoren: Susan Wiggs
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auch – glaubt, dass sie nur hinter seinem Geld her ist.“
    Das ist natürlich die erste Sorge von Tante Alice und meiner Mutter, dachte Ross. Auch wenn sie nur angeheiratete Bellamys waren, behaupteten sie, George wie einen Vater zu lieben. Und vielleicht taten sie das auch, aber Ross nahm an, Alice’ Aufstand drehte sich weniger darum, dass sie ihren Schwiegervater verlor, als darum, dass sie fürchtete, ihr Erbe teilen zu müssen. Er hatte keinen Zweifel, dass seine Mutter genauso dachte. Aber das war ein ganz anderes Thema.
    „Und sie haben die Polizei angerufen, um sie aufzuhalten“, beendete Ivy ihren Satz.
    „Die Polizei?“ Ross fuhr sich mit den Fingern durch sein kurz geschnittenes Haar. Er merkte, dass er wieder die Stimme erhoben hatte, und drehte sich um. „Sie haben die Polizei angerufen?“ Heilige Scheiße! Offensichtlich war es seiner Mutter und seiner Tante gelungen, die örtlichen Behörden davon zu überzeugen, dass George sich in den Händen einer Fremden befand, die ihm Böses wollte.
    „Sie wussten nicht, was sie sonst hätten tun sollen“, sagte Ivy. „Hör mal, Ross – ich mache mir Sorgen um Granddad! Ich habe Angst. Ich will nicht, dass er leidet. Ich will nicht, dass er stirbt. Bitte komm nach Hause, Ross. Bitte …“
    „Ich habe um eine beschleunigte Entlassung gebeten“, versicherte er ihr. Bisher hatte ihn das allerdings noch nicht weit gebracht.
    Seine Cousine tat so, als würde seine Heimkehr die Wunderheilung für seinen Großvater bedeuten. Doch Ross wusste, dass man sich nicht auf Wunder verlassen konnte.
    „Wann fliegst du nach New York?“, fragte er, doch die Frage stieß auf taube Ohren, denn ihre Verbindung war unterbrochen worden. Er klappte das Handy zu und brachte es Manny Shiraz zurück, einem weiteren Stabsfeldwebel, der es ihm geliehen hatte, weil Ross’ Handy nicht funktionierte.
    „Ärger zu Hause?“, erkundigte sich Manny. Es war eine Frage, die sich die Jungs im Einsatz öfter stellten.
    Ross nickte. „Gott bewahre, dass ich nach Hause kommeund alles in bester Ordnung vorfinde!“
    „Willkommen im Klub, Chief!“
    Die idyllische Heimatfront war normalerweise ein Mythos, und dennoch konnten die Menschen im Wartezelt es kaum erwarten, endlich dorthin zu gelangen. Es waren Männer und Frauen, die ihre Familien ein Jahr, manchmal sogar noch länger nicht gesehen hatten. Babys waren geboren worden, Kleinkinder hatten gelernt zu laufen, Ehen waren zerbrochen, Feiertage vorübergegangen, geliebte Menschen zu Grabe getragen und Geburtstage gefeiert worden. Alle konnten es kaum erwarten, in ihre Leben zurückzukehren.
    Ross ging es ebenso – außer dass er nicht viel Leben hatte. Keine Frau und keine Kinder, die die Stunden bis zu seiner Rückkehr zählten. Nur seine Mutter, Winifred, eine oberflächliche und selbstsüchtige Frau … und Granddad.
    Seit dem Tag, an dem ein Angehöriger der US Army an der Tür geklopft hatte, um Winifred Bellamy und ihrem Sohn persönlich die Nachricht zu überbringen, dass Pierce Bellamy während der Operation Desert Storm im Jahr 1994 ums Leben gekommen war, war George Bellamy der Fels in Ross’ Leben gewesen.
    Granddad war mit der Concorde von Paris nach New York geflogen. Er war schneller als der Schall gereist, um bei Ross sein zu können. Er hatte seinen Enkel in die Arme gezogen, und sie hatten gemeinsam geweint. An diesem Tag hatte sein Großvater ihm ein Versprechen gegeben: Ich werde immer für dich da sein.
    Sie hatten sich aneinandergeklammert wie Überlebende eines Tsunamis. Ross’ Mutter verschwand in einem Wirbel aus panikhafter Trauer, die in einer Reihe hektischer Verabredungen und Männerbekanntschaften endete. Winifred erholte sich schnell und entschieden von ihrem Verlust und machte das aller Welt deutlich, indem sie sehr bald wieder heiratete und ihre beiden Stiefkinder Donnie und Denise adoptierte. Ross wurde auf ein Internat in der Schweiz verfrachtet, weiler Schwierigkeiten hatte, seinen Stiefvater und seine beiden charmanten Stiefgeschwister zu „akzeptieren“. Die Amerikanische Schule in der Schweiz bot ein umfassendes Programm, und seine Mutter war felsenfest davon überzeugt, dass diese Institution besser darin war, ihren Sohn zu erziehen, als sie es je vermochte.
    Ross’ Trauer war roh und schmerzhaft gewesen, dass er nicht klar denken konnte. Am liebsten hätte er seine Mutter gefragt, in welcher Welt es eigentlich in Ordnung sein mochte, zu einem Kind, das gerade seinen Vater verloren
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