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Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)

Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)

Titel: Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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irgend etwas würde halb fertig liegen bleiben. Doch erst einmal ging sie ein wenig neugierig an seine Probeabzüge.
    Beeindruckend, entschied sie, aber weniger hatte sie gar nicht erwartet. Vielleicht würde sie ihn sogar um eine Vergrößerung bitten von dem alten Mann mit der Baseballmütze. Nicht Sidneys üblicher Stil, überlegte sie, während sie sich über den Streifen beugte. Es war so selten, dass er sich auf eine Person konzentrierte und die Emotionen frei fließen ließ. Der Mann, der dieses Foto geschossen hatte, hatte ihr einmal erzählt, er habe kein Mitgefühl. Blanche schüttelte den Kopf, während sie die Probeabzüge überflog. Glaubte Sidney das wirklich, oder wollte er nur, dass der Rest der Welt es glaubte?
    Dann sah sie sich selbst und hielt erstaunt und verwundert inne. Natürlich erinnerte sie sich daran, wie Sidney dieses Foto arrangiert hatte, zuerst amüsant, dann erregend, während er Blickwinkel und Entfernung verändert hatte. Die Art, wie er sie berührt hatte … Das war etwas, das sie nicht vergessen würde. Also sollte es sie nicht überraschen, davon den Beweis zu sehen. Dennoch war es für sie mehr als überraschend.
    Mit leicht zitternden Händen griff Blanche nach einer Lupe und hielt sie über das kleine Viereck. Sie wirkte … nachgiebig. Sie hörte, wie sie nervös schluckte, als sie tiefer blickte. Sie wirkte … weich. Es konnte ihre Einbildung, wahrscheinlicher aber das Geschick des Fotografen sein. Sie wirkte … verliebt.
    Langsam legte Blanche die Lupe weg und richtete sich auf. Das Geschick des Fotografen, wiederholte sie und kämpfte darum, es zu glauben. Ein Trick des Blickwinkels, von Licht und Schatten. Was ein Fotograf auf Film bannte, war nicht immer die Wahrheit. Oft war es Illusion, oft dieser verschwommene Schleier zwischen Wahrheit und Illusion.
    Eine Frau wusste, wann sie liebte. Das sagte Blanche sich selbst. Eine Frau wusste, wann sie ihr Herz verschenkt hatte. Es war nicht etwas, das passieren konnte, ohne dass man es fühlte.
    Sie schloss für einen Moment die Augen und lauschte auf die Stille. Gab es etwas, das sie nicht gefühlt hatte, wenn es um Sidney ging? Wie lange wollte sie noch so tun, als könnten Leidenschaft, Sehnen und Verlangen getrennt voneinander existieren? Liebe hatte sie miteinander verbunden. Liebe hatte sie zu etwas Solidem und Starkem und Unleugbarem zusammengefügt.
    Sie wandte sich zu den aufgehängten Negativen um. Es gab da eines, das sie bisher hatte ignorieren können. Da war ein winziges Stückchen Film, das sie impulsiv aufgenommen und dann vergessen hatte, weil sie vor der Antwort, die sie darin finden konnte, Angst bekommen hatte. Jetzt, da sie die Antwort schon hatte, starrte Blanche darauf.
    Es war ein Negativ, also waren Sidneys Haare hell, sein Gesicht war dunkel. Der kleine Abschnitt des Flusses in der Ecke war weiß, wie die Ruder in seinen Händen. Aber sie sah ihn deutlich.
    Seine Augen waren zu intensiv, obwohl sein Körper entspannt wirkte. Würde er seinem Geist jemals wirkliche Ruhe gönnen? Sein Gesicht war hart, schmal, die einzige greifbare Empfindsamkeit um seinen Mund herum. Er war ein Mann mit wenig Geduld für Fehler – seine eigenen und die von anderen. Er war ein Mann mit einem ausgeprägten Empfinden für das Wichtige. Und er war ein Mann, der seine eigenen Emotionen zügeln und vor anderen verleugnen konnte. Was er gab, wann er gab, das richtete sich nach seinen Regeln.
    Sie wusste und verstand es und liebte ihn trotzdem.
    Sie hatte schon früher geliebt, und die Liebe hatte damals mehr Sinn ergeben. Zumindest hatte es so geschienen. Dennoch hatte letztlich Liebe nicht genügt. Was wusste sie schon darüber, wie man Liebe zum Funktionieren brachte? Wenn sie schon einmal gescheitert war, konnte sie dann wirklich glauben, bei einem Mann wie Sidney Erfolg zu haben?
    Sie liebte jetzt, und sie sagte sich, dass sie klug genug sei, stark genug, um ihn fortzulassen.
    Regel Nummer eins, rief Blanche sich ins Gedächtnis, während sie die Dunkelkammer aufräumte. Keine Komplikationen. Sie ließ es wie eine Litanei immer wieder durch ihren Kopf laufen, bis Sidney an die Tür klopfte. Als sie ihm öffnete, glaubte sie beinahe daran.
    Sie hatten die letzte Station erreicht, den letzten Tag. Der Sommer war nicht, wie sich so mancher wünschen mochte, endlos. Vielleicht blieb das Wetter noch ein paar Wochen lang mild. Blumen mochten auch weiterhin beharrlich blühen, doch wie Blanche den letzten Schultag als Anfang
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