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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch
Autoren: Jeff Somers
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erstarrte und schaffte es gerade noch rechtzeitig, mich nicht vorzubeugen. Beiläufig, als würde rings um sie nicht das Geringste geschehen, kamen die drei Mönche aus der Bar und spazierten in aller Seelenruhe an den Sturmtruppen vorbei. Sie beeilten sich nicht. Heulend sausten Kugeln hin und her, und es schien den Mönchen völlig egal. Fasziniert schaute ich zu, wie sie unbekümmert dieses Gebiet blanken Chaos’ verließen, und die Cops achteten nicht auf sie. Natürlich gehörten diese Mönche einer anerkannten Religion an, und nach allem, was ich so gehört hatte, schien die Cyber-Kirche heutzutage wirklich eine ganze Menge Einfluss zu haben, vielleicht sogar genug, um selbst dem SSD Ärger zu machen. Also gingen die Bullen auf Nummer Sicher.
    Ich wollte mich gerade umschauen, um herauszufinden, ob die Cops, die für die Sicherung des Außenbereichs zuständig waren, ihre Position verändert hatten, als plötzlich jemand aus der Bar herausgestürmt kam und hinter den Reihen der Hartgesottenen entlanglief, geradewegs in die Nacht hinaus. Es war reines Glück, dass ihm das tatsächlich gelang – niemand schoss auf ihn, und als er aus dem Lichtkegel der Scheinwerfer heraustrat, musste er den Weg der Mönche kreuzen. Es sah ganz danach aus, als sei der Bursche keinem der Sturmtruppen aufgefallen. Ich dachte schon, er würde es wirklich schaffen, doch als er sich den Mönchen näherte, hätte ich schwören können, dass sich der Mönch, der dem Burschen am nächsten war, kurz bewegt hatte – vielleicht hatte er nur gezuckt, vielleicht die Schultern hochgezogen, aber irgendetwas hatte er gemacht-, und plötzlich brach der Läufer einfach zusammen. Gleichmütig gingen die Mönche weiter und verschwanden im Dunkel der Nacht. Der Mann blieb reglos liegen.
    Ich schüttelte den Kopf. Der Bursche lag recht weit von mir entfernt, und die Suchscheinwerfer schmerzten mir in den Augen. Wahrscheinlich hatte ihn doch ein Querschläger erwischt, oder ein Scharfschütze hatte ihn erledigt. Ich schaute zu den schwarzen Dächern der leerstehenden Gebäude hinauf. Ja, auch Scharfschützen waren hier im Einsatz. Wen auch immer die hier suchten, auf jeden Fall hatte sich der betreffende Kerl jede Menge Ärger eingefangen.
    Ich dachte an Canny Orel, und meine Füße schmerzten mir noch mehr.
    »Gibt’s hier irgendwelche Streifenhörnchen, die ich übernehmen könnte?«
    Die monotone Stimme klang völlig tonlos, doch dabei war sie viel zu laut; dort sprach niemand, der sich versteckt halten wollte. Ich blickte mich um, stellte mir vor, dass man sogar die Bewegung meiner Augäpfel in ihren Höhlen hören würde, und dort, nur wenige Schritte von mir entfernt, stand einer vom SSD: ein hochgewachsener, blonder Officer. Zwischen seinen schmalen Lippen hing eine Zigarette. Er war recht teuer gekleidet: dunkler Anzug, darüber ein schwerer Mantel. Ein kurzes Aufblitzen verriet mir, dass er einen Knopf im Ohr trug; vermutlich war er ständig mit der Leitstelle verbunden.
    Ich starrte ihn an. Jetzt die Augen zu bewegen, war vermutlich keine gute Idee. Ich zweifelte nicht daran, dass dieser Dreckskerl, wenn er mich hier entdecken sollte, sofort das Feuer eröffnen und sich erst viel, viel später mit einer gewissen Neugier fragen würde, wen er da wohl eigentlich umgebracht hatte.
    Kurz darauf kamen zwei Brecher auf ihn zugelaufen. Sie waren älter als er und völlig außer Atem: zwei Streifenpolizisten in Uniform mit Handfeuerwaffen. Der eine davon recht groß, kahlgeschoren und unrasiert, der andere kleiner und untersetzter, und sein weißes Haar stand zerzaust in alle Richtungen. Beide wirkten verschwitzt und erschöpft. Ich konnte den Blick des Officers sehen, als er die beiden betrachtete. Seine Augäpfel zuckten hin und her, nach links, nach rechts, blieben ständig in Bewegung, fast wie die Flügel eines Kolibris. Das Ganze erschien mir verdammt unheimlich.
    »Jones und Terrell, Captain«, erstattete der Größere Meldung, so klar und deutlich, wie er es gerade eben fertigbrachte.
    »Na großartig«, gab der System-Bulle gedehnt zurück, und die Zigarette zwischen seinen Lippen zuckte auf und ab. »Ihr beide seht ja aus wie echte Genies. Okay, ihr Einsteins, das Ganze läuft folgendermaßen ab: Irgendwo hier läuft ein Polizistenmörder herum. Heute Morgen hat Colonel Janet Hense bei einem Undercover-Einsatz drüben in Harlem eine Kugel abbekommen. Sie sollte einen VIP beschützen.« Er hielt inne und nahm die Zigarette aus dem Mund.
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