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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition)
Autoren: Niklas Frost
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entspannten.
    »Man hätte mir was sagen sollen«, sagte Stamm. »Jetzt hab ich keine
Badehose dabei.«
    Keilmeier drehte sich um und warf Stamm einen prüfenden Blick zu.
Dann lachte er.
    »Die werden Sie nicht brauchen.« Er wandte sich wieder dem
Schwimmbad zu und fügte hinzu: »Sehen Sie?«
    Die blonde Serviererin hatte sich erhoben und streifte den
Bademantel ab. Darunter war sie nackt. Sie warf den Bademantel hinter sich,
erspähte dabei die Herrenrunde und winkte ihr zu. Dann glitt sie ins Wasser.
    »Worauf warten wir?«, fragte Hansen, auf dessen Zustand sich der
Anblick am Pool wie ein doppelter Espresso ausgewirkt hatte.
    »Meine Herren, ich werde mich an dieser Stelle ausklinken«, sagte
Stamm bestimmt.
    »Ach komm, Hans, sei kein Spielverderber.« Wanja hatte seinen Arm um
Stamms Schultern gelegt und zog ihn sanft in Richtung Tropenparadies.
    »Damit du morgen Eva Geschichten über mich erzählen kannst. Seh ich
aus wie Oliver Kahn?« Er streckte Fischbach, der neben ihm stand, die Hand
entgegen. »Hat mich sehr gefreut.«
    Der Anwalt nickte ihm beim Händeschütteln freundlich zu. »Bis die
Tage mal.« Er folgte Hansen, der den Abschied nicht abgewartet hatte, ins Bad.
    »Ich bring Sie noch nach oben«, sagte Keilmeier und machte
Anstalten, zur Treppe zu gehen.
    Wanja hielt ihn auf. »Lass mal, Rolf, ich mach das schon. Geh mal
lieber rein, sonst baggert Hansen noch Ramona an. Ich bin nicht sicher, ob er
noch in der Lage ist, die Mädchen auseinanderzuhalten.«
    Der Baulöwe zögerte kurz. Dann streckte er die Rechte aus, und als
er Stamms Hand in seiner Pranke hatte, zog er ihn heran, um ihm mit der Linken
den Kopf zu tätscheln. Diese überraschende Vertraulichkeit war das erste
Anzeichen, dass die gewaltigen Mengen Wein und Cognac auch bei Keilmeier
Wirkung zeigten, aber Stamm war sich nicht sicher, ob es nur am Alkohol lag.
    »Ich hoffe, es hat Ihnen ein wenig Spaß gemacht«, sagte Keilmeier.
    »Es war ein unvergesslicher Abend. Ich glaube, ich bin noch nie so
exquisit bewirtet worden«, sagte Stamm artig.
    »Das Leben ist zu kurz, um was Schlechtes zu trinken. Vom Essen ganz
zu schweigen. Kommen Sie gut nach Hause und bleiben Sie ein braver Junge.«
    Auf der Treppe holte Stamm sein Handy aus der Sakkotasche und
bestellte ein Taxi. Während sie an der Haustür warteten, sagte er: »War nicht
sonderlich clever von dir, mich rauszubegleiten. Jetzt kriegst du gar keine
ab.«
    »Locker bleiben«, lachte Wanja. »Hansen wird gleich schnarchend in
die Ecke gestellt.«
    »Was sind das überhaupt für Perlen?«
    »Freundinnen von Ramona, noch aus ihrer Zeit an der Rethelstraße.
Die sind jetzt aber wohl auch nicht mehr da, sondern bei irgend so ’nem
Escort-Service. Sind auch aufgestiegen, aber natürlich nicht wie Ramona.
Keilmeier ist geradezu besessen um das Wohlbefinden seiner besten Gäste bemüht.
Er ist quasi der Wellness-Papst unter den Bauunternehmern.«
    »Keilmeier hat seine Frau an der Rethelstraße gefunden?« Stamm
schüttelte ungläubig lächelnd den Kopf.
    »Passt doch«, rief Wanja fröhlich. »Ich weiß nicht, welche Branche
anrüchiger ist.«
    »Nach allem, was ich heute Abend gehört habe, hatte Ramona einen
vergleichsweise ehrbaren Beruf. Da hast du mich ja in eine schöne Geschichte
reingezogen. Pass bloß auf, dass du nicht unter die Räder kommst!«
    »Was meinst du, warum ich die Überprüfung von diesem Tutschkin
abgelehnt habe?«, sagte er nachdenklich nach draußen blickend. »Ich glaube, da
kommt deine Droschke.«

ZWEI
    Als Stamm geduscht und angezogen in die Küche kam, saß Eva
am Frühstückstisch und biss in ein dick belegtes Leberwurstbrot.
    »Au ja«, sagte Stamm und setzte sich dazu, »das ist nach gestern
Abend genau das Richtige, um wieder auf den Boden der Tatsachen
zurückzukehren.« Er strich Leberwurst auf eine Scheibe Sauerteigbrot und
schmierte Löwensenf darüber.
    »Ja, er hat ganz schön auf die Kacke gehauen, der gute Herr
Keilmeier. Ein Jammer, dass ich alles wieder ausgekotzt habe.«
    »Hast du?« Er beugte sich vor und strich ihr eine Haarsträhne aus
dem Gesicht.
    »Mhm. Zum Glück erst, als ich zu Hause war und nicht schon im Auto.«
    »Wie geht’s heute Morgen?«
    »Bisher gut, wie du siehst, vor allem, nachdem ich ein paar Bissen
im Magen habe. Es ist schon insgesamt besser geworden, keine Frage. Abends war
ja schon länger nichts mehr. Aber wenn, muss es natürlich genau im falschen
Moment kommen.«
    »Ja, schade um das schöne Essen. Immerhin sind
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