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Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit
Autoren: Hans Kneifel
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Gases ihre Farben veränderten, verkleidete den gesamten Boden und sogar die Sitzmulden. Sie waren überraschend weich und schmiegten sich an die Glieder.
    Ein kurzes Schweigen entstand.
    Ein guter Kurier beginnt sofort nach der Kontaktaufnahme, eine gemeinsame Kommunikationsmethode zu finden, hatte Diomed III. gesagt.
    Wieder wandte Dorian Gestik, Mimik und Betonung der wenigen Wörter an. Kurz darauf schleppten vier Sklaven eine Tafel in den Raum, die aus einer Gipsplatte zu bestehen schien. Ein Stück spitzer Pyranitkohle lag bereit. Dorian rief seine speziellen Erinnerungen ab und begann zu zeichnen.
    Er entwickelte die ersten hundertvierundvierzig Einheiten einer primitiven Sprache. Dies dauerte einige Stunden, und die Zuhörer und Zuschauer schienen sich auf geheimnisvolle Weise zu vermehren.
    Schließlich, als das Gas und die Flüssigkeit in den Glasröhren träger zu strömen begannen, bestand eine Möglichkeit, sich zu verständigen. Eine biologische Uhr sagte Dorian, daß er sich noch fünfzehn Stunden hier aufhalten könne, dann müsse er eine Pause einlegen.
    In der Zeit, die seiner Meinung nach viel zu schnell verging, entwickelte er den Rest der gemeinsamen Sprache. Das hieß: Er versuchte, soviel wie möglich von der Sprache der Pyrogenten zu verstehen und sich die Vokabeln zu merken, was seinem trainierten Verstand nicht besonders schwer fiel.
    »Eine geringe technische Weiterentwicklung wird fast alle eure großen Probleme lösen!« sagte er schließlich und blickte sich im Kreis der Zuhörer um. Alle hatten ihn, beziehungsweise seine Lautsprecherstimme, verstanden.
    »So ist es!« sagte Rien. »Ich weiß jetzt viel mehr – was wirst du tun, Dorianth?«
    Eine Eigentümlichkeit der Fuega-Sprache war, daß sie an jeden Schlußkonsonanten ein zischendes th anhängten; es klang wie das Fauchen einer Fumarole.
    »Ich werde in mein Raumschiff zurückkehren, dort ausschlafen und wiederkommen!« erwiderte er.
    Er wußte inzwischen, daß Fuega dicht besiedelt war. Der Planet schien eine mehr als nur starke Ähnlichkeit mit Terra und anderen Welten zu haben. Dieselben Kreisläufe, die gleichen Abhängigkeiten der Fauna und Flora voneinander – aber alles auf der Silikonbasis. Rien stand auf, nahm seinen funkelnden Helm ab und kam auf Dorian zu. Er kniete vor ihm nieder, stand wieder auf und sah dem Kurier in die Augen.
    »Sefouchi wird als deine Ehrensklavin mit dir gehen!« sagte er. »Wir wissen, daß du ein schlummernder Vulkan bist, eine Feuersäule an Weisheit. Komme nach Sonnenaufgang wieder. Sein Sklave wird der Kühler sein, den wir Sphenon heißen.«
    Dorian lauschte dem Klang der vielen gezischten ths und nickte. Er hatte Erfolg zu haben; es verstand sich, daß er sich willig allen Sitten der Pyrogenten unterwarf.
    »Ich kann mir keine schönere Ehrensklavin denken«, sagte er. »Aber sie wird in meinem kalten Raumschiff frieren.«
    Sefouchi blieb dicht vor ihm stehen und blickte ihn herausfordernd an. So waren zu allen Zeiten die mächtigen Könige begrüßt und geehrt worden, dachte Dorian halb belustigt, halb einsichtsvoll. Er legte seine Hand auf ihre Schulter.
    »Ebenso wie du, der du aus einer anderen, schönen Welt kommst«, versicherte das Mädchen, »eine Zeitlang in unserer heißen Welt leben kannst, können auch wir in der Kälte ausharren. Wir haben viele Dinge … morgen wirst du alles sehen!« sagte Sefouchi.
    Die Integrierung ging also weiter und tiefer, stellte er fest. Er sagte:
    »Aber wir kennen keine Gemeinsamkeiten in dem, was wir essen!«
    »Dafür wird vorgesorgt werden!« sagte Sefouchi und deutete mit einer wahrhaft fürstlichen Geste auf die Sklaven, die sich scheu in der Nähe des Eingangslabyrinthes herumdrückten.
    Etwa dreißig Minuten später stand Sefouchi, einen Wolframkubus voller rätselhafter Kleinigkeiten zu Füßen, neben ihm in der Kugel, die in rasender Fahrt, von den Orkanen der oberen Luftschichten geschüttelt, dem Weltraum entgegenstrebte. Der Zentralverschluß öffnete sich, und als sie das Schiff betraten, drehte Dorian den Temperaturregler bis zum oberen Anschlag durch.
    Dann zog er seinen Anzug aus und übergab ihn dem stationären Reinigungsroboter. Sefouchi konnte, abgesehen von ihrem breiten Stirnreif, nichts mehr ablegen. Sie nahm den Kubus und folgte ihm in seine kleine Kabine.
     
    *
     
    Das starke Gebläse jagte einen Strom kalter Luft über seinen ausgestreckten Körper. Die Klänge alter, irdischer Musik erfüllten die Kabine. Wenige Lichter
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