Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
lag.
    Plötzlich rief Sofie:
    »Da! Wir haben es gefunden!«
    »Ich glaube, du hast Recht, aber du darfst nicht solchen Lärm machen.«
    »Ach was, hier kann uns doch niemand hören.«
    »Liebe Sofie – nach dem langen Philosophiekurs finde ich es enttäuschend, dass du immer noch voreilige Schlußfolgerungen ziehst.«
    »Aber ...«
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass es in dieser Gegend keine Kobolde und Trolle, Waldgeister und gute Feen gibt?«
    »Ach, entschuldige!«
    Jetzt fuhren sie durch das Tor und über den Kiesweg vor dem Haus. Alberto hielt auf dem Rasen neben der Hollywoodschaukel an. In einiger Entfernung war ein Tisch für drei Personen gedeckt.
    »Ich sehe sie!«, flüsterte Sofie. »Sie sitzt genau wie in meinem Traum auf dem Steg.«
    »Siehst du, dass der Garten Ähnlichkeit mit deinem eigenen Garten im Kløverveien hat?«
    »Ja, das stimmt. Mit der Hollywoodschaukel und überhaupt. Kann ich zu ihr nach unten gehen?«
    »Natürlich. Ich bleibe im Auto sitzen ...«
    Sofie rannte zum Steg hinunter. Fast wäre sie über Hilde gestolpert. Aber sie setzte sich brav neben sie.
    Hilde fingerte am Tauwerk des am Steg vertäuten Ruderbootes herum. In der linken Hand hielt sie einen kleinen Zettel. Es war ganz klar, dass sie wartete. Immer wieder schaute sie auf die Uhr.
    Sofie fand sie sehr schön. Sie hatte hellblonde Locken – und knallgrüne Augen. Außerdem trug sie ein gelbes Sommerkleid. Sie hatte ein wenig Ähnlichkeit mit Jorunn.
    Sofie versuchte, mit ihr zu reden, obwohl sie ja wusste, dass das keinen Zweck hatte.
    »Hilde! Hier ist Sofie!«
    Hilde reagierte nicht.
    Sofie kniete neben ihr und versuchte, ihr ins Ohr zu rufen: »Hörst du mich, Hilde? Oder bist du blind und taub?«
    Riss Hilde jetzt nicht die Augen auf? War das kein kleines Zeichen dafür, dass sie etwas hörte, und sei es auch nur ganz schwach?
    Dann drehte Hilde sich um. Ganz plötzlich drehte sie ihren Kopf nach rechts und starrte Sofie voll in die Augen. Ihr Blick war aber nicht richtig fixiert; sie schien mitten durch Sofie hindurchzusehen.
    »Nicht so laut, Sofie!«
    Das rief Alberto oben, vom roten Sportwagen her.
    »Ich will nicht den ganzen Garten voller Nixen haben!«
    Sofie blieb nun still sitzen. Aber es tat gut, so nah bei Hilde zu sein.
    Dann hörte sie eine tiefe Männerstimme: »Hildchen!«
    Das war der Major – mit Uniform und blauer Baskenmütze. Er stand oben im Garten.
    Hilde sprang auf und rannte ihm entgegen. Zwischen der Hollywoodschaukel und dem roten Sportwagen trafen sie sich. Er hob sie hoch und wirbelte sie durch die Luft.
    Hilde hatte sich auf den Steg gesetzt, um auf ihren Vater zu warten. In jeder Viertelstunde, die seit seiner Ankunft in Kopenhagen vergangen war, hatte sie versucht, sich vorzustellen, wo er gerade war, was er erlebte und wie er das, was er erlebte, aufnahm. Sie hatte sich alle Zeiten auf einem Zettel notiert, den sie den ganzen Tag nicht aus der Hand gegeben hatte.
    Ob er vielleicht böse war? Aber er bildete sich doch wohl nicht ein, er könnte einfach ein geheimnisvolles Buch für sie schreiben – und dann wäre alles wie vorher?
    Wieder sah sie auf die Uhr. Jetzt war es Viertel nach zehn. Und er konnte jeden Moment kommen.
    Aber was war das? Hörte sie nicht einen schwachen Hauch, genau wie in ihrem Traum von Sofie?
    Sie fuhr herum. Da war etwas, sie war sich ganz sicher. Aber was?
    Ob es einfach nur am Sommerabend liegen konnte?
    Einige Sekunden hatte sie Angst davor, sie könnte das zweite Gesicht bekommen.
    »Hildchen!«
    Jetzt musste sie in die andere Richtung sehen. Da war ihr Vater! Er stand oben im Garten!
    Hilde sprang auf und rannte ihm entgegen. Sie trafen sich bei der Hollywoodschaukel, er hob sie hoch und wirbelte sie durch die Luft.
    Hilde brach in Tränen aus und auch der Major musste einige herunterschlucken.
    »Du bist ja fast eine erwachsene Frau geworden, Hilde.«
    »Und du ein richtiger Dichter!«
    Hilde wischte sich mit dem Ärmel ihres gelben Kleides die Tränen ab.
    »Sagen wir, wir sind quitt?«, fragte sie.
    »Wir sind quitt.«
    Sie setzten sich an den Tisch. Zuallererst musste Hilde ganz genau hören, was in Kopenhagen und auf dem Weg von dort nach Lillesand passiert war. Ein Lachanfall löste den anderen ab.
    »Hast du den Briefumschlag in der Cafeteria nicht gesehen?«
    »Ich hatte ja nicht einmal genug Zeit, um mich hinzusetzen und etwas zu essen, du kleines Miststück. Jetzt habe ich einen Bärenhunger.«
    »Armer Papa.«
    »Das mit dem Truthahn war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher