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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie
Autoren: Carl Hanser Verlag
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denkbar, dass das Leben im Universum nur so tost. Denn das Universum ist unfassbar groß. Die Entfernungen sind so weit, dass wir sie in Lichtminuten und Lichtjahren messen.«
    »Was ist das eigentlich?«
    »Eine Lichtminute ist die Entfernung, die das Licht in einer Minute zurücklegt. Und das ist weit, denn das Licht schafft in einer einzigen Sekunde im Weltraum 300.000 Kilometer. Eine Lichtminute sind mit anderen Worten 300.000 mal 60 – oder 18 Millionen Kilometer. Ein Lichtjahr sind rund 9,5 Billionen Kilometer.«
    »Wie weit ist es bis zur Sonne?«
    »Etwas mehr als acht Lichtminuten. Die Sonnenstrahlen, die uns an einem warmen Junitag die Wangen wärmen, waren also acht Minuten im Universum unterwegs, ehe sie uns erreichen.«
    »Erzähl weiter!«
    »Pluto – der entfernteste Planet in unserem Sonnensystem – ist etwas über fünf Lichtstunden von uns entfernt. Wenn ein Astronom den Pluto durch sein Teleskop betrachtet, dann sieht er in Wirklichkeit fünf Stunden weit in die Vergangenheit. Wir können auch sagen, dass das Bild des Pluto bis zu uns fünf Stunden braucht.«
    »Es ist nicht leicht, sich das vorzustellen, aber ich glaube doch, ich verstehe, was du meinst.«
    »Schön, Hilde. Aber wir haben gerade erst angefangen, uns zu orientieren, verstehst du. Unsere eigene Sonne ist einer von vierhundert Milliarden von anderen Sternen in einer Galaxis, die wir als ›Milchstraße‹ bezeichnen. Diese Galaxis sieht aus wie ein großer Diskus mit vielen Spiralarmen und unsere Sonne gehört in einen dieser Arme. Wenn wir in einer klaren Winternacht den Sternenhimmel ansehen, dann sehen wir einen breiten Sternengürtel, und zwar, weil wir ins Zentrum der Milchstraße hineinblicken.«
    »Deshalb heißt die Milchstraße auf Schwedisch wohl auch ›Wintergarten‹.«
    »Die Entfernung zu unserem ersten Nachbarstern in der Milchstraße beträgt vier Lichtjahre. – Vielleicht ist es der Stern dort über dem Inselchen. Wenn du dir vorstellst, dass in diesem Moment da oben ein Sterngucker sitzt und ein scharfes Fernrohr auf Bjerkely richtet – dann sieht er Bjerkely vor vier Jahren. Vielleicht sieht er eine Elfjährige hier auf der Hollywoodschaukel sitzen und mit den Füßen wippen.«
    »Mir fehlen die Worte.«
    »Aber das ist nur unser allernächster Nachbarstern. Die ganze Galaxis – oder der ganze ›Sternennebel‹, wie wir auch sagen – ist 90.000 Lichtjahre breit. Das heißt, dass das Licht von einem Ende der Galaxis bis zum anderen so viele Jahre braucht. Wenn wir einen Stern in der Milchstraße ansehen, der 50.000 Lichtjahre von unserer eigenen Sonne entfernt liegt, dann sehen wir 50.000 Jahre in die Vergangenheit.«
    »Dieser Gedanke ist zu groß für einen kleinen Kopf wie meinen.«
    »Wenn wir also in den Weltraum sehen, blicken wir zurück in die Vergangenheit. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Wir wissen nie, wie es draußen im Universum ist . Wenn wir zu einem Stern hochblicken, der Tausende von Lichtjahren entfernt liegt, dann reisen wir in Wirklichkeit Tausende von Jahren in der Geschichte des Weltraums zurück.«
    »Das ist einfach unfassbar.«
    »Aber alles, was wir sehen, trifft als Lichtwellen unser Auge. Und diese Wellen brauchen Zeit für ihre Reise durch den Raum. Wir können das mit dem Donner vergleichen. Wir hören den Donner ja immer einige Zeit, nachdem wir den Blitz gesehen haben. Das liegt daran, dass sich Schallwellen langsamer bewegen als Lichtwellen. Wenn ich einen Donner höre, dann höre ich den Knall von etwas, was vor einer Weile passiert ist. So ist es auch mit den Sternen. Wenn ich zu einem Stern hochsehe, der Tausende von Lichtjahren von uns entfernt ist, dann sehe ich den ›Donner‹ eines Ereignisses, das Tausende von Jahren in der Vergangenheit liegt.«
    »Ich verstehe.«
    »Aber bisher haben wir nur von unserer eigenen Galaxis geredet. Die Astronomen rechnen mit an die hundert Milliarden von Galaxien im Universum und jede von diesen Galaxien besteht wieder aus an die hundert Milliarden von Sternen. Die nächste Nachbargalaxis der Milchstraße nennen wir ›Andromedanebel‹. Der Andromedanebel ist zwei Millionen Lichtjahre von unserer Galaxis entfernt. Wie wir gesehen haben, bedeutet das, dass das Licht dieser Galaxis zwei Millionen Jahre braucht, um uns zu erreichen. Das wiederum heißt, dass wir zwei Millionen Jahre in die Vergangenheit blicken, wenn wir den Andromedanebel hoch oben am Himmel sehen. Wenn in diesem Sternennebel ein schlauer Sterngucker sitzt
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