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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern
Autoren: Kate Allatt
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regelmäßigen Treffen. Während der letzten vier Jahre hatten Jaqui, Anita und ich uns jeweils für den Morgen verabredet und waren gelaufen. Egal, bei welchem Wetter, egal, was sonst anstand, wir liefen. Wir planten die Strecke reihum, und sie war jedes Mal mindestens 20 Kilometer lang. Wenn es regnete, wählten wir einen Weg durch die tiefer gelegenen Wälder, und wenn es schneite, was gelegentlich vorkam, liefen wir einfach etwas schneller. Am Ende winkte immer das Café. Der Lauf war ein Muss, für das weder mieses Wetter noch andere Entschuldigungen akzeptiert wurden, und er gab uns die Möglichkeit, den Klatsch und Tratsch der Woche auszutauschen. Unsere Gespräche drehten sich im Allgemeinen um die vier Hauptthemen: Wie beschissen sich unsere Ehemänner wieder einmal benommen hatten; wie hektisch es bei der Arbeit zugegangen war; wie ungezogen die Kinder gewesen waren; und die üblichen Betrügereien im Dorf, bei denen sich jemand dummerweise hatte erwischen lassen. Nach zwei Stunden und einer Tasse Earl Grey waren wir für eine weitere Woche Stress mit Arbeit und Familie gerüstet.
    Wenn ich mit dem Festlegen der Strecke an der Reihe war, führte ich die anderen häufig zum Froggatt Edge hinauf. Mit über 30 Kilometern war es einer unserer längeren Läufe, doch der Ausblick über die violett blühende Heidelandschaft entschädigte für die Mühe. Dieses Bild unbeschreiblicher Schönheit blieb mir während meines Krankenhausaufenthalts immer vor Augen.
    Unsere Ehemänner verdächtigten uns, die Läufe seien reine Erfindung, nachdem Mark uns einmal im Dorf vor einem Café sitzend entdeckt hatte, als wir eigentlich auf halbem Wege zu einem Berggipfel hätten sein müssen. Doch unsere Fitness sprach für sich.
    Vier Tage vor meinem Schlaganfall war ich zu Gast bei BBC Sheffield, einem lokalen Radiosender, um über meine große Geburtstagsherausforderung zu reden. Am 3. Juni 2010 stand mein vierzigster Geburtstag an, und ich war wild entschlossen, dieses Jahr unvergessen zu machen. Einige Jahre zuvor hatte ich zusammen mit einigen befreundeten Arbeitskollegen als Unterstützung für eine lokale Wohltätigkeitsorganisation die Three Peaks Challenges absolviert und die drei höchsten Gipfel in England, Schottland und Wales bewältigt. Meinen Geburtstag nahm ich zum Anlass, meine Ziele noch höher zu stecken: Ich plante, eine Serie von Herausforderungen anzugehen, die im September mit der Besteigung des Kilimandscharo enden sollte, des höchsten Berges von Afrika. Wir wollten die schwierigste, die westliche, Route nehmen. Die Organisation des Unternehmens lag bei mir. Mark, Jaqui und fünf Freunde vom örtlichen Rugbyverein wollten mich begleiten. Wir hatten unsere Beiträge bereits bezahlt und die Plätze für die Herausforderung unseres Lebens gebucht. Uns blieben nur noch sieben Monate Vorbereitung, um richtig fit zu werden.
    Als Teil meiner Geburtstagsherausforderung hatte ich die Freundinnen beim Eyam Halbmarathon im Mai angemeldet, der eine der härtesten Strecken in Yorkshire, wenn nicht in ganz Großbritannien, bereithält. Während der 21,1 Kilometer rauf zu den Yorkshire Moors würden wir 365 Höhenmeter zu bewältigen haben, und deshalb hatte ich Anita davon überzeugt, dass es gut wäre, vorher an einem Ausbildungslager teilzunehmen. Wir mussten uns einfach noch stärker fordern, und ich hielt ein zweistündiges Trainingsprogramm mit militärischem Drill für genau das Richtige.
    Am Samstag, dem 6. Februar, um 7.45 Uhr, einen Tag vor meinem Schlaganfall, holte mich Anita ab, und wir fuhren nach Chatsworth House, wo unser neues Training beginnen sollte. Es war einer dieser perfekten Wintermorgen, kalt und klar, und wir freuten uns darauf, mal etwas anderes zu tun. Ich war richtig aufgekratzt, denn zum ersten Mal seit fast zwei Wochen war ich beschwerdefrei aufgewacht. Die lästigen Kopfschmerzen, unter denen ich in den letzten vierzehn Tagen gelitten hatte, waren verschwunden, und ich fühlte mich pudelwohl, als der Ausbilder uns aufforderte, uns in der klaren, frischen Februarmorgenluft aufzuwärmen, wobei wir den Schafskötteln auf dem herrschaftlichen Anwesen des Duke of Devonshire ausweichen mussten.
    »Kate, mach langsam«, warnte mich Anita, weil ich meinen Körper mit Pendelläufen bis zum Limit forderte, weit schneller, als unser Ausbilder von uns verlangte. Außerdem machte ich doppelt so viele Sit-ups und Liegestützen wie gefordert. Anita wusste, dass für mich träges Herumtraben auf dem
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