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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern
Autoren: Kate Allatt
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Das bestärkte mich, für andere zu kämpfen, die nicht meinen Tatendrang besaßen.
    Ich konnte meine Gefühle nicht länger zurückhalten, die »Eiserne Lady« brach unter Tränen zusammen, und die Kameras hielten den Moment des Triumphs fest.
    »Komm, die letzten fünf Meter schaffst du auch noch!«, feuerte mich mein Trainer an.
    Ich atmete tief durch, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, klammerte mich an Alisons Hüfte, und weiter ging es. Der Matsch schmatzte unter meinen Laufschuhen, während ich die letzten Meter mitzählte und dabei durch die Tränen hindurch lachte.
    Nach zwanzig Metern war die Tat vollbracht, und ich rief: »Ich glaube, jetzt brauche ich einen Drink. Wer kommt mit mir in den Pub?«
    Ich stand an der Theke unseres Dorf-Pubs und schenkte zur Feier des Tages allen Teilnehmern, die ins Ziel kamen, Gläser mit rosa Schampus ein. Später setzte sich die Party in unserer Küche fort. Die Feier lief auf Hochtouren, als Mark sich auf einen der Essstühle stellte und eine Rede hielt. Er dankte der Gemeinde für die Güte, unsere Familie in diesen schweren Zeiten unterstützt zu haben; er dankte meiner Mutter, dass sie ihn als »Trottel« beschimpft hatte, als er noch einer gewesen war; er dankte unseren Kindern dafür, ihm eine größere Hilfe gewesen zu sein, als sie selbst jemals wissen konnten. An India gerichtet sagte er: »Eines Tages, wenn du älter bist, wirst du verstehen, was du in diesem Jahr für mich getan hast.«
    Schließlich blickte er zu mir herüber, während ich neben Alison stand und wir aus Pappbechern Champagner tranken, und verschluckte sich an seinen eigenen Worten, als er sagte: »Ich habe immer gewusst, dass du ein Dickkopf bist, aber mitanzusehen, wie du dein ganzes Leben wieder neu aufgebaut und allen bewiesen hast, dass sie falsch lagen, war grandios. Du bist eine außergewöhnliche Frau!«
    Ich lachte und gab Alison ein Zeichen, sie solle meinen leeren Becher wieder füllen. Als ich ihr die Flasche aus der Hand nahm und mich vergewisserte, dass auch der letzte Tropfen in meinen Becher floss, schaute sie mich an und sagte: »Unsere Kate ist wieder ganz die alte.«

NACHWORT

Reflexionen nach einem beschissenen Jahr
    E in paar Monate nach meiner Rückkehr aus dem Krankenhaus saßen Alison, Anita und ich am Küchentisch, tranken Earl Grey Tee, knabberten Schokolade und Kekse und moserten über die Männer in unserem Leben. Plötzlich kam meine Genesung zur Sprache.
    »Ich frage mich, was wohl passiert wäre, wenn Mark den Schlaganfall bekommen hätte, und nicht du«, sagte Alison. »Ob er wohl auch so hart darum gekämpft hätte, wieder nach Hause und auf sein Mountainbike zu kommen? Oder hätte er die ärztliche Meinung einfach hingenommen und würde jetzt immer noch in einem Krankenhausbett liegen? Ich glaube nicht, dass mein Chris so gut damit umgegangen wäre.«
    Es traf mich, welch bedeutende Rolle meine Freundinnen und meine absolute Sturheit in meinem Genesungsprozess gespielt hatten. Um nicht missverstanden zu werden: Die Ärzte und das Pflegepersonal waren unverzichtbar, um mich während der ersten entscheidenden Stunden am Leben zu halten und mir danach zu helfen, die Nervenbahnen in meinem Gehirn zu reaktivieren. Auch wenn ich in meinem damaligen Zustand zu dickköpfig und ungehalten war, dies anzuerkennen, gab es gewisse Schwestern und Pfleger, die mir das Leben im Krankenhaus erst erträglich machten.
    Doch ohne meine Freunde und meine Familie wäre ich nie so weit gekommen, und vor allem nicht so schnell. Über die ganzen Monate im Krankenhaus hinweg war es für mich nie selbstverständlich, dass Anita, Alison, Jaqui und die hilfsbereite Truppe von Müttern aus Dore während der Besuchszeiten bei mir aufkreuzten und ihre Zeit mit mir verbrachten, obwohl sie bei sich zu Hause genug um die Ohren hatten.
    Es ist schon seltsam, dass man von sich selbst immer ein anderes Bild hat als die anderen. Für mich war sonnenklar, dass ich extrem hohe Erwartungen an mich stellte, und bei den Menschen in meinem Umfeld setzte ich ähnlich hohe Maßstäbe voraus. Doch mir war nicht bewusst, dass praktisch mein gesamtes Netzwerk aus Freundinnen, deren Ehemännern und Freundinnen in mir Kate »die Kämpferin« sah.
    Nur ein paar Tage nach meinem Schlaganfall, als ich noch im Koma lag und mein engster Freundeskreis eine Krisensitzung abhielt, leistete sich Anitas Ehemann Bill eine Bemerkung, die dermaßen unsensibel und unrealistisch positiv rüberkam, dass meine Mutter und
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