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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern
Autoren: Kate Allatt
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zu beteiligen.
    Je mehr sich meine Geschichte in der Online-Schlaganfall-Gemeinde verbreitete, desto mehr rückte ich in das Interesse der Medien. Ich lieferte regelmäßige Beiträge für Internet-Foren, in denen das Pflegepersonal von Schlaganfall-Patienten positive Entwicklungen diskutierte und seine Frustrationen teilte.
    Ich wurde zu einer Radio-Diskussion über die Frage eingeladen, ob Angehörigen das Recht erteilt werden sollte, die lebenserhaltenden Geräte ihrer nächsten Verwandten abzuschalten, ohne Angst vor strafrechtlicher Verfolgung haben zu müssen. Natürlich war ich dagegen.
    Meine Geschichte wurde auch von einem Journalisten des Daily Mirror entdeckt, der über 300 Kilometer fuhr, um mich zu interviewen. Das Interview erschien am Freitag, dem 6. November, im Mittelteil der Zeitung. Ich war völlig baff: Kate Allatt, mit einem doppelseitigen Bild in der Mitte des Blattes! Gott sei Dank war es nicht auf Seite drei. Als Dave den Artikel las, brach er in Tränen aus. Meine Geschichte gedruckt zu sehen, führte ihn in die härteste Zeit seines Lebens zurück, und es gab immer noch viele unverarbeitete Emotionen.
    Auf die dem Artikel folgenden Reaktionen war ich nicht vorbereitet. Fernsehen, Radio, Frauen-Zeitschriften, alle wollten meine Geschichte haben. Ich fühlte mich jedoch noch nicht sicher genug für einen Fernsehauftritt zur Hauptsendezeit, da ich immer noch große Schwierigkeiten mit dem Sprechen hatte. Dennoch stimmte ich einem Radio-Interview bei unserem regionalen BBC -Sender Sheffield zu, weil ich drei Tage vor meinem Schlaganfall in Rony Robinsons Nachmittagssendung aufgetreten war.
    Ich saß im Studio und wartete darauf, dass es losging, als Rony den Bee-Gees-Hit Staying Alive auflegen ließ. Keine schlechte Musikwahl, dachte ich. Rony stellte mich vor, indem er eine Aufzeichnung meiner Aussagen vom 3. Februar abspielte. Die Zuhörer vernahmen die Stimme einer munteren, enthusiastischen jungen Kate, die von ihrem Plan erzählte, für das örtliche Kinderhospiz den Kilimandscharo zu besteigen. Im Anschluss schaltete er das Mikrofon an, und den Hörern bot sich meine Schlaganfall-Stimme, als ich wieder aufleben ließ, was nach der damaligen Sendung geschehen war. In nüchternen Worten schilderte ich den Tag des Schlaganfalls, meine Gefühle, lebendig begraben zu sein und sterben zu wollen, den Ärger, abgeschrieben zu werden, und die Ermutigungen, die ich von Seiten meiner Kinder, Verwandten und Freundinnen erfahren habe, um wieder gehen und sprechen zu lernen. Ich dankte den Bürgern von Dore für den Gemeinschaftsgeist, mit dem sie mir und meiner Familie halfen, die schweren Zeiten zu überstehen. Außerdem wies ich auf mein Vorhaben hin, am 6. Februar, dem Jahrestag meines Schlaganfalls, wieder zu laufen. Und schließlich sprach ich mein neuestes Ziel an, eine Stiftung für jüngere Überlebende eines Schlaganfalls zu gründen.
    Nach dem Interview gab Rony die Telefonleitung für Kommentare der Hörer frei und wurde von der Reaktion total überrascht. Er sagte, in seinen sechsundzwanzig Jahren als Rundfunkmoderator habe er noch nie eine Resonanz wie diese erlebt.
    Ein Mann schickte eine SMS und schrieb:

Ich war mit dem Auto unterwegs und musste anhalten, um mir die Tränen abzuwischen, als ich diese wunderbare Kate hörte, die so viel Tapferkeit und Mut gezeigt hat.

    Ein anderer rief an und gab zu, er habe ebenfalls weinen müssen, als er meine Geschichte hörte. Eine Frau, die gerade auf dem Weg zur Kirche gewesen war, um die Beerdigung ihrer Mutter zu regeln, als sie meine Geschichte hörte, sagte, das Gehörte habe für sie alles relativiert, und sie dankte mir, ihr wieder Mut gemacht zu haben.
    Eine andere Hörerin ließ uns wissen, sie habe eine Freundin in Grantham, die ebenfalls einen schweren Schlaganfall erlitten habe, und mich zu hören, habe ihr Hoffnung für ihre Freundin gemacht. Die Anrufe nahmen kein Ende: jeder noch emotionaler als der vorherige.
    Ich mag gefühllos klingen, aber es ließ mich gleichgültig, wenn ich hörte, dass mir völlig unbekannte Menschen meinetwegen weinten. Es war, als sei die Kate, über die sie etwas erfahren hatten, eine andere Person aus einer anderen Zeit. Ich verstand auch nicht, weshalb man so viel Aufhebens um mich machte, es war einfach mein Schicksal, und ich hatte es gemeistert. Ich machte weiter. Dennoch bestärkte mich dieses Interesse an meiner Lebensgeschichte in der Überzeugung, welch große Bedeutung meine Stiftung dafür
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