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So heiß wie der Wuestenwind

So heiß wie der Wuestenwind

Titel: So heiß wie der Wuestenwind
Autoren: Olivia Gates
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uns äußerst vorsichtig, um nur ja nicht sein empfindliches inneres Gleichgewicht zu stören. Aber egal, wie gut wir aufpassten, irgendwie kam er dann doch wieder an seinen Stoff, wenn die Sucht übermächtig wurde. So ging es tausendmal hin und her, mit Hoffnung und Enttäuschung, bis wir völlig zermürbt und psychisch am Ende waren. Und schließlich ist er gestorben. Mit seinem Tod hat er uns dann gleichzeitig noch ein immerwährendes Schuldgefühl eingepflanzt: weil wir nämlich insgeheim wie erlöst waren, dass alles vorbei war.“
    Einen Augenblick lang herrschte Stille.
    „Darum hast du mich also verlassen“, sagte Aliyah dann leise. „Du hast befürchtet, ich würde dich auch durch diese Hölle schicken.“
    „Diese Befürchtung hatte ich tatsächlich“, gab Kamal zu. „Aber das war nicht der Grund, dass ich …“
    Er hielt inne. Aber dann wurde ihm klar, dass jetzt der Moment der Wahrheit gekommen war. Er musste ehrlich sein und ihr alles sagen.
    „Nein, es stimmt schon. Vielleicht wollte ich es mir nicht eingestehen, aber offenbar war meine Liebe nicht stark genug. Deshalb habe ich mir damals eine Erklärung zurechtgelegt, warum ich dir nicht helfen, warum ich das alles nicht noch einmal durchstehen sollte. Ich habe dich in jedem Anklagepunkt für schuldig erklärt, ohne dich überhaupt anzuhören.“
    Sie horchte auf. „In jedem Anklagepunkt? Was soll das heißen? Welcher Punkt denn noch?“
    Jetzt musste es heraus. Kamal erzählte ihr alles, auch von seinem Treffen mit Shane in Las Vegas.
    Völlig fassungslos sah sie ihn an. „Oh mein Gott. Das hätte ich nie von Shane gedacht. Und ich war so dumm, ihm jedes Wort zu glauben. Er war doch wie ein Bruder für mich …“
    Sie dachte zurück an jenen verhängnisvollen Tag. „Als du mit mir Schluss gemacht hattest, war ich am Boden zerstört. Ich bin in seiner Gegenwart fast zusammengebrochen. Weil ich verzweifelt nach Erklärungen suchte, habe ich auch ihn gefragt, und da hat er mir von deinem Besuch in meiner Wohnung erzählt. Angeblich hätte er dir versichert, dass zwischen ihm und mir nichts sei, und du hättest erwidert, das sei dir egal – weil ich dir egal sei. Und deine Handlungsweise schien seine Worte zu bestätigen. Dabei hatte er alles so eingefädelt. Er hat uns beide von vorne bis hinten manipuliert und belogen.“
    Kamal ergriff ihre zitternden Hände. „Aber er hat seine Strafe bekommen. Er ist dabei, sein Leben völlig zu zerstören – so wie er deines fast zerstört hätte. Trotzdem solltest du nicht ihm die Schuld geben, sondern mir. Ich hatte deine Liebe und damit die Macht, dir wehzutun. Und das habe ich auch weidlich ausgenutzt.“
    Energisch schüttelte sie den Kopf. „Nein, du hattest deine Gründe, so zu handeln – mehrere Gründe. Du hast mich nicht nur für drogensüchtig gehalten, sondern auch noch für ein Flittchen. Himmel, jetzt fällt mir alles wieder ein. Du hattest mich an diesem Abend angerufen, und ich sagte dir, dass ich bei Sara bleibe. Und dann hast du beobachtet, wie ich in meine Wohnung zurückkehrte. Da musstest du ja denken, dass ich …“
    Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. „Nein, ya habibati , du kannst mich nicht von meiner Schuld freisprechen. Ich war gemein zu dir, ja, fast sadistisch, und habe mich selbstgerecht verhalten. Dafür muss ich jetzt meine Strafe bekommen. Bestrafe mich, Aliyah, du musst es tun. Und wenn du deinen Zorn ausgelebt hast, deinen Stolz wiedererlangt hast, dann verlange deine Wiedergutmachung. Mein Leben liegt in deiner Hand.“
    Aliyah konnte nichts sagen, sie brach förmlich zusammen. Zärtlich nahm er sie in die Arme. „ La tebki, ya rohi , bitte weine nicht. Ich bin keine einzige deiner Tränen wert.“ Sie schluchzte auf. „Sag mir, ya hayati , was kann ich als Wiedergutmachung tun? Atawassal elaiki, ya mashoogati , ich bitte dich, verlange etwas von mir. Alles, was du willst.“
    „Bin ich das alles wirklich für dich?“, fragte Aliyah zögernd. „ Hayati und mashoogati ?“
    „All das bist du … und noch viel mehr. Du bist meine Königin, die Herrscherin über mein Leben. Du bist einfach alles für mich.“
    „Heißt das, dass du deinen Beschluss zurücknimmst?“
    „Ich weiß zwar nicht einmal genau, was du meinst, aber betrachte ihn als zurückgenommen. Triff du neue Anordnungen, befiehl mir, und ich gehorche.“
    Sie lächelte zaghaft. „Ich darf dem König von Judar Befehle erteilen? Das hört sich ja fast an, als ob du zu meinen Gunsten
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