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SMS aus dem Grab

SMS aus dem Grab

Titel: SMS aus dem Grab
Autoren: Ben Nevis
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Hand und griff nach dem seltsamen Gegenstand. Die Knochenhand hob sich vom Boden und es staubte leicht. Doch so einfach ließ sich die Scherbe nicht aus der Umklammerung lösen.
    »Die kleine Pyramide muss irgendetwas mit der Lösung zu tun haben!«, sagte Peter aufgeregt. »Doch was?« Er ruckelte weiter an dem Stein, doch irgendwie schien er festzuklemmen. Angewidert ließ Peter von der Knochenhand ab. »Wo Justus und Bob nur bleiben? Sie müssten längst bei uns sein!«
    Layla nahm ihr Talky. »Wieso?«
    »Justus hat mir einen Minisender zugesteckt, den ich unter das Auto geklebt habe. Sie dürften uns gefolgt sein.«
    Layla nickte anerkennend. Dann tippte sie in ihr Talky. »Hat Justus euer Handy?«
    »Ja.«
    Layla versuchte, Justus anzuwählen.
    »Keine Verbindung?«
    Sie schüttelte den Kopf und steckte das Gerät wieder ein.
    »Dann kümmern wir uns selbst um das Rätsel«, sagte Peter. »Lass uns keine Zeit verlieren.« Er spürte ein seltsames Kribbeln auf dem Rücken. Die ganze Zeit war ihm, anders als Justus, der Schatz ziemlich egal gewesen. Er wollte Layla helfen und hinter das Geheimnis von Rubbish George kommen. Nun waren sie der Lösung des Rätsels ganz nahe. Plötzlich spürte er die verführerische Kraft des Reichtums. Würden Layla und er in wenigen Augenblicken ein Geheimnis aufdecken, hinter dem schon so viele Menschen her waren? Ein Wissen, für das mindestens ein Mensch sein Leben lassen musste? Und was würde er mit dem Schatz machen? Ihn den ägyptischen Behörden übergeben? Oder ihn in einen Koffer packen und mit Layla in die Südsee verschwinden?
    »Was ist los mit dir?«, fragte Layla. »Denkst du an das Grab? Und was wir mit allem anfangen, wenn wir die Tür geöffnet haben?«
    Peter grinste. Sie wusste genau, was in ihm vorging. Die Antwort war doch klar. Er war Peter. Peter Shaw. »Wir setzen uns in die Südsee ab!«, sagte er. Layla sah ihn erstaunt an. Er lächelte sanft. »Nein, natürlich nicht. Die ägyptischen Behörden bekommen alles! Irgendein Finderlohn wird schon für uns rausspringen. Und der sollte reichen für drei Wochen Urlaub, und zwar für uns alle hier! – Komm, wir schauen noch einmal in das Heft!«
    Peter zog die Unterlagen aus der roten Tasche. Sie setzen sich auf den sandigen Boden und blätterten die Seiten um. Obwohl sie die Stelle schon tausend Mal gelesen hatten, gingen sie die Passage noch einmal genau durch.
    … Es muss mit der Sphinx zu tun haben. So viel habe ich aus dem Gebrabbel des Ägypters herausgehört. Doch hüte dich vor dem roten Leuchten der Augen! Sie künden den Tod! Und der tödliche Atem der Sphinx wird dich vernichten! Also reize sie nicht.
    Peter sah auf zu der steinernen Figur, die schweigend über ihren Köpfen thronte. So lächerlich bei Tageslicht diese Passage geklungen haben mochte, hier, in der düsteren, muffigen Kammer und neben diesem Skelett, war sich Peter nicht mehr so sicher, ob in diesem rätselhaften Ägypten nicht doch alte Flüche wahr werden konnten. Er schluckte und las weiter.
    Und das ist es, was ich aus den überlieferten Sätzen des alten
    Weisen verstanden und übersetzt habe:
    Die Frage der Sphinx an dich lautet:
    Sag, wo liegt der Schlüssel zur Wahrheit?
    Beantworte die Frage der Sphinx – doch schweige!
    Liegst du falsch, so leuchten dir die roten Augen des Todes.
    Liegst du richtig, so öffnet sich das Tor zur Erkenntnis.
    »Was soll das?«, fragte Peter, klappte das Heft zu und steckte es sich unter das T-Shirt. »Wo liegt denn der Schlüssel zur Wahrheit?«
    Layla überlegte einen Augenblick. »In der Weisheit«, tippte sie los. »In der Philosophie. Im Glauben. In der Erkenntnis. In der Welt. Im Nichts. Im Leben. In uns selbst. Oder … im Schweigen?« Sie sah auf.
    »Du klingst schon wie Justus«, sagte Peter. »Das hilft doch alles nicht weiter! Sollen wir uns vor die Sphinx stellen und laut sagen: ›Im Schweigen‹? Da komme ich mir vor wie ein Idiot! Als ob sie uns hören könnte! Und außerdem … außerdem steht in dem Rätsel, dass man die Frage beantworten soll, indem man nichts sagt. Kann mir das mal einer erklären?«
    Layla grinste. »Stell dich doch vor die Sphinx und schweige!«
    »Echt?«
    Layla nickte.
    »Und wenn es schief geht?«
    »Soll ich es machen? Ich bin stumm!«
    Ehe Peter antworten konnte, war Layla aufgestanden und hatte sich vor die Sphinx gestellt. Sie blickte ihr in die toten Augen und … schwieg.
    Mit einer Mischung aus Staunen, Neugierde und Angst sah Peter ihr eine Weile
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