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Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Titel: Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
Autoren: Ava Gray
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trug einen dunkelblauen Anzug. Sein hellblaues Hemd und die anthrazitfarbene Krawatte ließen auf einen konservativen, fantasielosen Menschen schließen. Mia konnte inzwischen an der Kleidung von Leuten einiges ablesen.
    Der Konferenzraum des Hotels war genauso langweilig wie ihr Gesprächspartner: ringsherum nur Beige und Holzimitat. Sie hätte sich in jedem x-beliebigen Hotel in irgendeinem Teil des Landes befinden können. Der Raum war obendrein fensterlos, sodass sie nicht mal nach draußen schauen konnte, um sich von der ungehörigen Frage abzulenken.
    Sie hatte einwandfreie Zeugnisse vorgelegt. Ihr waren keinen Moment Zweifel daran gekommen, dass Micor Technologies sich für sie entscheiden würde, selbst bei einer großen Anzahl qualifizierter Bewerber. Ihre Erfolgsbilanz bei ihren Ermittlungen machte sie zur idealen Wahl. Und tatsächlich hatte sich bisher alles gut entwickelt, nur dass die Geschäftsführung offenbar über ihre orientalischen Wurzeln gestolpert war.
    Mia zog eine Augenbraue hoch. »Inwiefern ist das von Bedeutung?« Nein, er hatte es nicht offen ausgesprochen. Aber ihr war klar, was er andeuten wollte. »Darf ich Sie daran erinnern, dass es in den Vereinigten Staaten Gesetze gegen Diskriminierung gibt?«
    Collins war kein Dummkopf; er konnte zwischen den Zeilen lesen und wusste, dass sie ihn wegen seiner Frage verklagen konnte, sollte sie eine Absage nicht hinnehmen wollen. Wenn er nicht beabsichtigte, sie zu engagieren, hätte er nicht fragen dürfen.
    Mit verkniffenem Mund schob er ihr den Vertrag zu – die üblichen Bedingungen: Sie hatte neunzig Tag Zeit, um aufzudecken, wer Firmengelder veruntreute. Die Geschäftsführung nahm an, es sei jemand aus der Buchhaltung, war sich diesbezüglich aber nicht sicher, denn der Täter ging zu clever vor.
    »Ich werde vorgeben, die Firmensoftware zu aktualisieren.« Zum Glück kannte sie sich gut genug damit aus, um diese Rolle zur Tarnung glaubwürdig spielen zu können.
    »Ich fürchte, das geht nicht«, entgegnete Collins kopfschüttelnd.
    Mia hielt inne. Ihr Stift schwebte über dem blütenweißen Unterschriftenfeld des Vertrags. »Was geht nicht?«
    »Es darf generell nicht bekannt werden, dass wir eine freie Mitarbeiterin engagiert haben. Nein, Miss Sauter, wir müssen Sie als gewöhnliche Angestellte einführen, sonst werden die Leute misstrauisch. Da unsere Arbeit äußerst heikel ist, beschäftigen wir nie jemanden auf Honorarbasis. Zum Glück wird gerade eine Stelle in der IT frei. Die mit dem Job verbundenen Aufgaben sind kinderleicht. Ich bin sicher, es wird Ihnen nicht schwerfallen, sie neben Ihren Ermittlungen zu erledigen.«
    Als sie ihm in die Augen blickte, beschlich sie das Gefühl, er wolle sie scheitern sehen. Das beleidigte sie dermaßen, dass ihr keine Lösung dafür einfiel. Und in Anbetracht ihrer analytischen Fähigkeiten wollte das etwas heißen.
    »Das ist kein Problem«, erwiderte sie kühl und unterschrieb.
    Für den Auftrag musste sie einer umfassenden Leumundsprüfung zustimmen und eine Geheimhaltungserklärung unterzeichnen. Collins ließ bei jedem einzelnen Schritt sein Missfallen durchblicken. Offensichtlich bedeuteten für ihn dunkle Haare und dunkle Augen geheime Verbindungen zur al-Qaida.
    Sie beendeten den Termin mit gezwungener Höflichkeit, und Mia verließ verärgert sein Büro. Sie fuhr zu ihrem Hotel, zog sich Sportsachen an und prügelte im Fitnessraum eine Stunde lang auf einen Boxsack ein. Sie bekam selten einen Wutanfall, aber nichts brachte sie derart in Rage wie Engstirnigkeit und Vorurteile.
    Später einigte sie sich mit dem alten Ehepaar, das ihr für drei Monate seine Eigentumswohnung überlassen wollte, über die Mietbedingungen. Wie es aussah, würde sie es dort sehr angenehm haben.
    Die Umstände waren nicht ganz ideal, als sie sich am Montagmorgen zur Arbeit fertig machte. In der Nacht hatte sie Albträume gehabt und danach nur noch zwei, drei Stunden lang ruhig geschlafen. Sie verachtete sich selbst dafür, dass sie solche Schwäche zeigte, doch anscheinend steckte sie das traumatische Erlebnis, mit einem dreckigen Lappen im Mund an einen Stuhl gefesselt gewesen zu sein, nicht so leicht weg. Dabei fand sie, dass sie es längst verkraftet haben sollte, schließlich war sie körperlich nicht zu Schaden gekommen.
    Um dem Gefühl der Verletzlichkeit etwas entgegenzusetzen, zog sie sich ein schwarzes Kostüm und darunter eine blaue, spitzenbesetzte Korsage an: streng, mit einem weichen Kern. Mia
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