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Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute

Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute

Titel: Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute
Autoren: Stefan Volk
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erfüllen sollten. Unter dem Label «HotMale» entstanden ab 2000 zudem pornografische Schwulenfilme. 2001 verwandelte sich «Puzzy Power» unter dem Namen «Innocent Films» zu einer eigenständigen Abteilung von «Zentropa», seit 2003 operiert «Innocent Films» als unabhängige Produktionsfirma.
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    Zum zehnten Jahrestag der Dogma-Gründung trat die Dogma-Bruderschaft 2005 noch einmal mit einem «Abschiedsmanifest» vor die Presse, in dem sie das «Dogma 95»-Zertifikat zur allgemeinen Nutzung frei gab. Jeder Regisseur muss fortan selbst entscheiden, ob sein Film Dogma treu ist oder nicht. Eigentlich nichts wirklich Neues. Spätestens seit das Dogma-Sekretariat seine Arbeit einstellte, ist das gängige Praxis. Es passt freilich zur ironischen Verspieltheit der Gründerbrüder, dass sie mit der endgültigen Totsagung versuchten, ihrem ehemaligen Projekt noch einmal ein wenig Leben einzuhauchen. 2008 wurden die vier als Begründer der Dogma-Bewegung mit dem Europäischen Filmpreis für die «Beste europäische Leistung im Weltkino» geehrt. Zumindest für sie selbst schien das Kapitel Dogma 95 allerdings längst abgeschlossen. Keiner der vier hat mehr als einen Dogma-Film gedreht.
    Von Trier und Vinterberg wandten sich in ihrem Aufruf von 1995 gegen zwei sehr unterschiedliche filmische Strömungen: einmal gegen das Kino technischer, digitaler Sensationen, hinter dem sich unschwer Hollywood vermuten ließ und zum anderen gegen das europäische Autorenkino, als Kino des individuellen «Geschmackes». Auf den ersten Blick erscheint es da paradox, dass schon die ersten Dogmafilme sich als Autorenkino par excellence entpuppten; nicht nur weil die Regisseure am Drehbuch mitschrieben, sondern vor allem, weil ihre Filme eine unverkennbare Handschrift aufwiesen. Tatsächlich konnte es kaum darum gehen – wie es provokant-plakativ im Manifest hieß – : keine «Künstler» mehr zu sein. Zentral war vielmehr der Begriff des «Geschmacks», den die Dogma-Brüder auch später immer wieder aufgriffen. Suggeriert wird damit ein beliebiger, oberflächlicher Manierismus. Verbirgt sich hinter Dogma 95 also ein Appell gegen einerseits stilistische und andererseits technische Überfrachtung und für ein einfaches Kino?
    Wäre dem so, dann hätte spätestens Harmony Korines J ULIEN D ONKEY -B OY (Dogma #6, USA 1999) mit seiner experimentellen, wirren Erzähl- und Schnitttechnik, die das schizophrene Wahrnehmen der Hauptfigur nachempfindet, den unfreiwilligen Beweis angetreten, dass die Dogma-Regeln dafür das falsche Instrumentarium stellen. Wie expressivund exzessiv sich eine Handkamera verwenden lässt, konnte bereits in Lars von Triers I DIOTEN (Dogma #2) bestaunt werden. Und auch der technischen Vereinfachung standen die Regeln eher im Weg. Dem Verzicht auf Nachbearbeitung des Tons begegneten die meisten Filmemacher mit einer aufwändigen «multi camera technique», wodurch eine Einstellung bei fortlaufendem Ton aus mehreren Perspektiven aufgenommen werden konnte. Low-Budget oder gar No-Budget sieht anders aus. D AS F EST kostete immerhin 1,3 Millionen US-Dollar. Für Hollywood zwar ein Pappenstil, in Dänemark rangierte der Film damit aber nur knapp unter dem durchschnittlichen Spielfilm-Budget.
    Wenn den Dogma-Gründern also nicht unbedingt an einfacheren Produktionsbedingungen gelegen war, sollten diese möglicherweise doch ein im Ergebnis authentischeres Kino gewährleisten. Dogma 95 eine Aktion zur Errettung der (äußeren) Wirklichkeit?
    Die Reaktionen
    «Der norwegische Filmverleih rechnet in etwa der Hälfte der 22 Länder, in denen der Streifen laufen soll, mit Zensurauflagen – unter anderem auch in Deutschland, Großbritannien und den USA. Der Regisseur hat bisher stets erklärt, Kürzungen unter keinen Umständen zustimmen zu wollen. Ungekürzte Fassungen laufen jedoch bisher in Dänemark, Schweden, Holland, Griechenland, Polen und Frankreich. Norwegische Medien werteten die Freigabe als ‹historischen Durchbruch›, weil damit zum erstenmal Bilder mit ‹hartem Sex› einschließlich der aktiven Geschlechtsteile erlaubt sind.»
    Rico Pfirstinger, www.spielfilm.de , 7. August 1998
    «Es fällt schwer, I DIOTEN zu mögen – und deswegen fällt es auch schwer, dem Film zu entkommen.»
    Christian Braad Thomsen in einer Broschüre anlässlich des Filmfestivals in Göteborg 1998
    «Der Film ist, formal wie inhaltlich, ein heftiger Schlag auf den Kopf des Betrachters, desorientierend und verstörend.»
    Ekkehard
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