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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal
Autoren: Georgette Heyer
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beider Eltern zunichte gemacht. Lord Elvaston, dem Sir Nugent widerwärtig war, teilte ihr mit, er fahre sofort nach Hause, wenn er dem Burschen auf Chance begegne, und Lady Elvaston, die zwar geneigt war, Sir Nugent wegen seines unerhörten Reichtums zu akzeptieren, sagte ihr, wenn sie Sylvester damit umstimmen wolle, dass sie ihm Gelegenheit böte, diesen liebenswerten Dandy aus nächster Nähe zu beobachten, wäre sie nichts als ein Dummkopf.
    Sylvester verließ Chance gegen Ende Januar, einen Tag später als sein letzter säumiger Gast. Er wollte nach Blandford Park, wohin er seine Jäger geradewegs von Leicestershire geschickt hatte; zuerst fuhr er jedoch nach London, was keinerlei Überraschung hervorrief, da er seiner Mutter erzählte, er habe Geschäfte zu erledigen. Da er Blandford Park der Jagd und nicht der Heirat wegen besuchte, hegte sie bei seiner Abreise keinerlei Befürchtung, er könne einer der fünf zur Wahl stehenden Kandidatinnen seine Hand anbieten. Keine dieser Damen würde in Blandford Park sein; und es war in höchstem Maße unwahrscheinlich, dass sie gegen Ende Januar in London zu finden waren. Die Herzogin glaubte, er hätte wenig Gelegenheit, seine beabsichtigte Unklugheit vor Beginn der Season auszuführen. Aber er hatte ihr nicht erzählt, was sein Hauptanliegen in der Stadt war: Er wollte seiner Patin einen Morgenbesuch abstatten.
    Die verwitwete Lady Ingham wohnte in der Green Street, in einem Haus, das von alten Möbeln und Zierat überquoll.
    Sie hatte, als sie sich anlässlich der Hochzeit ihres Sohnes in die Green Street zurückzog, darauf bestanden, dass dies alles vom Ingham House hergebracht wurde. Bei jedem Stück, das ihr gefiel, betonte sie, es sei ihr persönliches Eigentum; und da weder Ingham noch seine sanfte Braut ihr gewachsen schienen, trug sie mehrere Erbstücke weg, versprach aber großmütig, sie ihrem rechtmäßigen Eigentümer testamentarisch zu vermachen. Sie hatte auch den Butler mitgenommen; da er aber alt und halsstarrig wurde und auf Gewohnheiten beharrte, die Lord Ingham für veraltet hielt, schien das kein Verlust. Er war nun hochbetagt, ging seinen Pflichten in bedächtiger und gemessener Weise nach und hielt Witwe Ingham davon ab, Unterhaltungen zu geben, die mehr Mühe bereiteten als eine kleine Soiree oder eine Kartenpartie. Glücklicherweise hatte sie nicht den Wunsch, Dinnergesellschaften oder Frühstückseinladungen zu geben, was sie mit ihrem Alter und ihrer Gebrechlichkeit entschuldigte. Sie war in Wahrheit nicht viel über fünf-undsechzig; und niemand hatte eine klare Vorstellung, worin ihre Gebrechlichkeit außer einer Neigung zur Gicht bestehen mochte. Sie ging nie ohne Hilfe eines Ebenholzspazier-stockes; wenn sie sich jedoch einer unangenehmen Anstrengung gegenübersah, wurde sie von Herzklopfen befallen und musste nach Sir Henry Haiford senden, der ihre Konstitution so gut kannte, dass man sich darauf verlassen konnte, er würde ihr genau das empfehlen, was sie wollte.
    Als Sylvester in ihren überfüllten Salon geführt wurde, begrüßte sie ihn mit einem Schnaufen, war aber trotzdem über seinen Besuch erfreut; nachdem sie säuerlich bemerkte, sie habe beinahe vergessen, wie er aussehe, ließ sie sich so weit herab, ihm gnädig ihre Hand zum Kusse zu reichen.
    Durch die Anmut, mit der er diese Höflichkeitsgeste ausführte, besänftigt, winkte sie ihn zu einem Sessel an die gegenüberliegende Seite des Kamins und bat ihn, ihr zu berichten, wie es seiner Mutter ergehe.
    „Als ich sie verließ, ging es ihr recht gut, glaube ich", antwortete er. „Aber erzählen Sie, Ma'am, wie geht es Ihnen?"
    Sie erzählte. Der Vortrag dauerte zwanzig Minuten und hätte noch länger gewährt, wäre ihr nicht plötzlich etwas eingefallen, das sie ihn fragen wollte. Sie brach die Aufzählung ihrer Schmerzen und Leiden abrupt ab und sagte: „Lassen wir das! Was höre ich da über die Witwe deines Bruders? Der Klatsch sagt, sie sei im Begriffe, einen Modewarenhändler zu heiraten. Ich kannte seinen Vater: eine geistlose Kreatur, obwohl er sich recht liebenswürdig gebärdete. Man erzählt mir, dass sein Sohn ein Dandy sei. Hat er ein standesgemäßes Vermögen? Der alte Fotherby wäre sonst sehr dagegen."
    „Oh, so reich wie Golden Ball!", erwiderte Sylvester.
    „Ist er das tatsächlich? Hm!" Sie war davon offensichtlich beeindruckt, sagte aber nach einem Augenblick des Nachdenkens: „Sie hat es furchtbar eilig, wieder zu heiraten, nicht wahr? Was
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