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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01
Autoren: Irvine Welsh
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Als Dad mir vor ein paar Tagen steckte, dass er zwei Plätze im Bus für uns klargemacht hat, bin ich fast an die Decke gesprungen. Die Politikstudis an der Uni werden vor Neid im Boden versinken, wenn sie erfahren, dass ich in einem der offiziellen Busse der NUM, der National Union of Mineworkers , mitgefahren bin!
    Wir sind noch nich lange aus Glasgow raus, als sich die Nacht verabschiedet und einem frühmorgendlichen Sommerhimmel in grünblauer Farbe Platz macht. Trotz der Uhrzeit sind schon ein paar Autos auf der Straße. Einige der Fahrer drücken, als sie uns sehen, kräftig auf die Hupe, um ihre Unterstützung für den Streik zu bekunden.
    Irgendwann komm ich mit dem besten Kumpel meines Vaters ins Gespräch, einem ehemaligen Schweißer namens Andy. Andy is n bodenständiger Weedgie – n Kerl aus Glasgow eben – und seit Ewigkeiten Mitglied in der Kommunistischen Partei. Er ist drahtig gebaut, hat ein knochiges Gesicht und eine fast schon transparente Haut, ganz gelb vom Nikotin. »Im September geht’s also wieder anne Uni, was, Mark?«
    »Genau. Aber nächsten Monat is erst mal ne Reise durch Europa mitm InterRail angesagt. Deshalb hab ich wieder mit meim alten Job als Schreiner angefangen. Muss n paar Kröten zusammenkriegen.«
    »Ach, n großartiges Leben is das, wenn man jung is! Du musst das Beste draus machen und alles mitnehmen, Mark, hörste?! Haste auch ne Freundin an der Uni?«
    Bevor ich antworten kann, schaltet sich mein Dad ein. »Das würd ich ihm nich raten. Das würd die kleine Hazel nämlich ziemlich fertigmachen. Is son nettes Ding, die Hazel«, sagt er zu Andy und dreht sich dann zu mir. »Als was arbeitet sie nochma, Mark?«
    »Schaufensterdeko. Bei Binns im West End. Das Kaufhaus, du weißt schon«, sag ich zu Andy.
    Auf der Visage meines alten Herrn macht sich ein zufriedenes Grinsen breit. Wenn der wüsste, was für ne Art Beziehung ich mit Hazel hab, würde er ganz bestimmt nich mehr aller Welt von ihr erzählen wollen. Eine schreckliche Aber das is ne andere Geschichte. Mein alter Herr freut sich halt, dass ich ein Mädchen am Start hab. Jahrelang hat er sich nämlich Sorgen gemacht, dass ich schwul sein könnte. Schließlich hab ich ja dauernd so komische Musik gehört, hatte erst ne ziemlich aggressive Glamrock-Pubertät und war dann im Teenage-Alter als Punk unterwegs. Dann war da noch die Sache mit Billy, als er mich dabei erwischte, wie ich
    Aber das ist noch mal ne andere Geschichte.
    Wir kommen gut voran, und auch als wir die Grenze nach England überqueren, ist noch alles in bester Ordnung. Auf den kleinen Straßen von Yorkshire wird die ganze Sache dann etwas komisch. Überall ist Polizei. Anstatt aber den Bus grundlos alle paar Meter anzuhalten, wie wir es erwartet hatten, winken sie uns einfach durch. Ein paar von den Bullen geben uns sogar nützliche Tipps, wie wir am schnellsten ins Dorf kommen. »Was zum Henker hat das zu bedeuten?!«, brüllt einer der Jungs. »Was is mit den Straßensperren und den üblichn Schikanen?«
    »Bürgernahe Polizeiarbeit!«, bemerkt ein anderer spöttisch.
    Mein Dad schaut aus dem Fenster auf eine Reihe freundlich lächelnder Uniformträger, von denen uns einer sogar mit einem breiten Grinsen zuwinkt. »Das gefällt mir nich. Ganz un gar nich.«
    »Solang sie uns nich dran hindern, die verdammten Streikbrecher zum Teufel zu jagen …«, erwidere ich.
    »Du mach ma halblang, Junge, okay?!«, warnt er mich mit einem tiefen Brummen und runzelt die Stirn. »Wer is eigentlich dieser Kumpel, den du da treffen willst?«
    »Das is nur einer von den Jungs aus London, mit denen ich in diesem Squat in Shepherd’s Bush war, du weißt schon, in diesem besetzten Haus. Nicksy heißt der. Der is in Ordnung.«
    »Schätze ma, is wieder so n trotteliger Punkrocker, was?!«
    »Keine Ahnung, was der mittlerweile für Musik hört«, antworte ich etwas gereizt. Er kann schon ein ziemlich bekloppter Hund sein, der Alte.
    »Punkrock!«, sagt er dann höhnisch zu seinen Kumpels. »Noch so ne Marotte, die ihm irgendwann langweilig geworden is. Wasn der neuste Fimmel? Dieser Soulkram oder was? Unglaublich, diese Jugend heutzutage … fahrn runter zum Bolton Casino und trinken den ganzen Abend nur Coca-Cola!«
    »Der Laden heißt Wigan Casino.«
    »Wie auch immer. Müssen jedenfalls tolle Partys sein! Die ganze Zeit über nur Saft saufen!«
    Andy und n paar der anderen Jungs lachen kräftig über das Gespött meines Vaters. Ich schluck’s einfach so runter. Is
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