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Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Titel: Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe
Autoren: Martin Clauß
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sie tatsächlich die Seiten gewechselt hatten.
    Die Engelin schwebte in ihrer Mitte.
    „Wir erwarten mit Freude deinen Preis“, erklärte Mad Kao.
    Die leuchtenden Haare schienen aufzuglimmen, und für einen winzigen Augenblick fühlte sich Jaque an das Feuer der Hölle erinnert. Angelor bewegte sich durch ihre Reihen. „Ich wünsche mir zwei von euch. Sie sollen mit mir verschmelzen und meine Leidenschaft nach körperlichem Leben befriedigen.“
    Jaque erstarrte. Sabel nickte ihr zu. Die Schwarzhaarige war nicht überrascht. „Engel sind nicht billig“, flüsterte sie. Jaque hätte sie gerne zum Schweigen gebracht. Wie konnte sie nur denken, die Engelin würde sie nicht hören?
    „Du gefällst mir“, sagte Angelor zu der Frau in Leder. „Du bist meine erste Wahl …“
    „Du Miststück von einer Himmelskreatur!“, stieß Sabel hervor. Ihre Waffe flog durch die Luft, nahezu lautlos, ohne auf Widerstand zu treffen. Es raschelte, als würde Papier durchstoßen, doch es war nichts zu sehen. Der Säbel verfehlte Barabald, der hinter der Engelin stand, um wenige Handbreit.
    Und dann machte Sabel einen Fehler. Ihre Wut war so übermächtig, dass sie sich abstieß und einen Satz auf die in der Luft schwebende Gestalt zu machte. Sie erreichte Angelor auch, doch nur mit der Wirkung, dass sie mit einem Knistern in den strahlenden Lichtkörper eintauchte und … vollständig darin verschwand.
    Ein Aufschrei erklang aus einem halben Dutzend Kehlen, und alle wichen sie zurück.
    „Sie konnte es nicht erwarten“, meinte Angelor. Langsam schwebte sie durch den immer weiter werdenden Kreis. „Was den zweiten Körper betrifft, gebe ich mich mit einem Freiwilligen zufrieden. Wer hat keine Angst vor mir? Wer möchte mit mir verschmelzen?“
    Niemand, schwarzer Mann , dachte Jaque zynisch. Da musst du schon kommen.
    Aber sie täuschte sich.
    „Ich, ich!“ Schorge kam angetrampelt, und bevor irgendjemand begriff, was passierte, hatte er die Engelin in seine Arme geschlossen. Als er das tat, tauchte er ebenso zwischen die zahllosen Papiervorhänge ein, wie es auch mit Sabel geschehen war.
    Der riesige Körper verschwand in den Falten von Angelors Gewand.
    „Das ist schlecht“, bemerkte Arthuris finster. „Wer weiß, was noch auf uns zukommt. Wir hätten eine Säbelmeisterin und einen Ogr unterwegs gut gebrauchen können.“ Er sah die Verbliebenen einen nach dem anderen an und wirkte ausgesprochen unglücklich.
    „Sind Sabel und Schorge … tot?“, erkundigte sich Jaque atemlos. „Sie sind nicht tot, nicht wahr? Sie sind nur gefangen …“
    Angelor schwebte höher empor. „Ich könnte die Frage beantworten“, sang sie in einem schmetternden Crescendo. „Aber würdest du den Preis dafür bezahlen?“
    Ihr Lachen war eine Arie des Grauens, und Jaque war beinahe erleichtert, als sie sich zwischen die Papiervorhänge zurückzog. Auch wenn sie Sabel und Schorge mitnahm.
    Die Engelin ließ schweigende Gestalten zurück. Hatten sie eben zwei ihrer Mitschüler verloren? Dafür, dass sie erfahren hatten, wo ihre Lehrer sich befanden, und dafür, dass sie in einer einzigen Sekunde über den Fluss gekommen waren?
    Jaque wünschte sich, sie hätte sich nicht so sehr von Mad Kao leiten lassen, sondern auf Sabel gehört, als diese über die hohen Preise von Engelsdiensten sprach …

5
    Der Weg wurde beschwerlicher. Was aus der Ferne nach sanften Hügeln aussah, entpuppte sich immer öfter als Felsenberge, nicht sehr hoch, aber schroff und schwer zugänglich. Die Sonne brannte auf sie herab. Es war, als hätte die gleißende Angelor sich nicht ganz von ihnen verabschiedet, ihnen ihr Auge gelassen, auf dass sie sie nie mehr vergessen würden.
    Die Unsicherheit über den Verlust der beiden Reisegefährten hatte die Gruppe wortkarg gemacht. Selbst Barabald sagte nichts mehr. Seinem verzweifelten Blick sah man an, dass abstruse Scherze in seinem Kopf rotierten, die er nicht in Worte fassen konnte oder wollte – ein Anblick, bei dem man fast Mitleid mit ihm bekam.
    Felinep entfernte sich nicht mehr so weit von ihnen wie zuvor. Er schien eine Gefahr zu wittern. Jaque, deren Instinkte weniger fein waren, warf ihm fragende Blicke zu, doch er sagte nichts. Vielleicht wollte er sie nicht beunruhigen. Vielleicht wusste er nicht, was es war, dessen Präsenz er da spürte. Sie sah, wie sich sein Fell sträubte, als sie unterhalb eines überhängenden Felsens vorbeikamen.
    „Da oben ist etwas?“, fragte Jaque.
    „Leise“, schnurrte der
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