Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Alexandra an einer Brotkruste und schaute zu, wie ihre Kerze noch einmal aufflackerte, bevor sie endgültig erlosch. Der Wärter war morgens aufgetaucht und dann nicht wieder, weshalb sie keine Möglichkeit hatte, ihr Licht zu erneuern. Sobald die Flamme erloschen war, würde sie mit den anderen in dieser übervölkerten Dunkelheit versinken, und dann bliebe ihr nichts, was sie von den Geräuschen noch ablenken konnte. Und doch hatte sie sich irgendwie in eine merkwürdige Resignation flüchten können; sie verspürte keinerlei Hoffnung und hatte alle Absichten aufgegeben, an ihrer Lage etwas zu ändern. Ohne Hoffnung oder Vorsätze gab es auch nichts mehr, was sie zu fürchten hatte. Sie war verloren, wie umgekehrt die Welt ihr verloren war; sie war in eine Leere geglitten, an einen dunklen Ort, an dem es keinerlei Gefühle mehr gab; nur ihrer körperlichen Empfindungen war sie sich noch bewusst - der Kälte und der Feuchtigkeit, des Hungers und des Durstes. Ihre
    Gedanken kreisten um nichts anderes mehr als darum, wie sie diese Beschwerden lindern konnte. Nichts anderes schien mehr von Bedeutung.
    Marcus wischte seine Schüssel mit einer dicken Scheibe Weißbrot aus und seufzte zufrieden.
    »Was meinst du, sollen wir die Wärter bestechen, um sie gehen zu lassen? Ich kann mir schlecht vorstellen, dass sie einem gesunden Sümmchen abgeneigt sind.«
    »Nein.« Peregrine leerte seinen Ale-Becher, stellte ihn ab und schob seinen Stuhl zurück. »Das ist zu riskant, Marcus. Sir Stephen hat sie angeklagt, und er ist gleichzeitig der Friedensrichter. Für sie würde es sich nicht lohnen, das Bestechungsgeld anzunehmen, sich aber gleichzeitig seinem Zorn auszusetzen. Sie würden ihr Leben aufs Spiel setzen. Das geht nicht.«
    »Stimmt, ich verstehe. Aber was schlägst du vor?«
    Ein grimmiges Lächeln umspielte Peregrines Mundwinkel. Höchste Zeit, dass er die Spielregeln in diesem Spiel bestimmte. Alexandra hatte darauf bestanden, auf ihre Art zu spielen, und war im Gefängnis gelandet. Also wirklich höchste Zeit, dass er sich durchsetzte.
    »In einer Stunde ist sie draußen. Und wenn ich dafür jemanden umbringen muss.«
    »Ich denke, wir werden unser Bestes geben, das zu verhindern«, murmelte Marcus trocken, während er Perry nach draußen folgte.
    Peregrines Erschöpfung hatte sich verflüchtigt. Er hatte nichts anderes mehr im Sinn als seine Absichten und hatte seinen Plan im Geiste wieder und wieder durchgespielt. Zuerst stand ein Besuch im Gefängnis an, um herauszufinden, mit wie vielen Wär-tern sie es aufnehmen mussten. Dann kam es darauf an, sich Zugang zu den Gefangenen zu verschaffen. Er war überzeugt, dass Geld dabei helfen würde. Er weigerte sich, seine Fantasie abschweifen zu lassen, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wie es ihr wohl ergehen mochte und unter welchen Bedingungen sie lebte. Es gab nur eins, worauf er sich konzentrieren musste: sie dort herauszubekommen.
    Aber was, wenn sie in einer Gemeinschaftszelle eingesperrt ist, zusammen mit all den Gaunern und Rohlingen der größeren und kleineren Straßen? Noch nicht einmal Alex, die durchaus kämpfen konnte, wäre in der Lage, sich inmitten dieses Mobs aus rauen, diebischen Frauen zu behaupten. Einen Moment lang sickerte dieser gespenstische Gedanke in ihn ein, und es kostete ihn größte Anstrengung, ihn wieder zu verscheuchen. Die Vergangenheit konnte er zwar nicht rückgängig machen — aber alles dafür tun, die Gegenwart zu verändern. Ganz gleich, welche Bedingungen er vorfand, er würde seine Pläne anpassen.
    »Hast du eine Pistole dabei?«, fragte er Marcus auf dem Weg in den Hof bei den Ställen.
    »Ja, und mein Schwert.« Marcus berührte das Heft des Schwertes an seiner Hüfte. »Soll das heißen, dass wir uns hier rauskämpfen?«
    »Nur wenn es nicht anders geht«, sagte Perry, »manchmal ist es notwendig, Kraft und Stärke zu demonstrieren. Ich habe auch zwei Pistolen und ein Schwert dabei.«
    »Wir lassen es darauf ankommen«, gab sein Freund zurück, »Dorchester ist ein verschlafener Marktflecken. Ich habe meine Zweifel, dass das Gefängnis vor bewaffneten Wärtern nur so strotzt.«
    »Hoffen wir, dass du recht behältst.« Plötzlich eilte Perry in
    Richtung der Ställe. Marcus wartete, bis sein Freund schließlich mit einem Halfterstrick zurückkehrte, den er tief in seine Manteltasche stopfte. »Gehen wir.« Mit forschem Schritt steuerte Perry auf das Rathaus zu. Marcus schloss sich ihm an. »Und jetzt hör zu, was du zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher