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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.
Autoren: Georg Dreißig
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Lehrer Martin schaute zu ihm hinauf.
    Plötzlich kam das Fräulein Lämmer auf Zehenspitzen in die Klasse geschlichen. Sie nickte Herrn Martin schweigend zu, ging zu Simsala und versuchte, ihm einen dicken Regenwurm in den Mund zu stopfen ... »Papa!«, schrie da der kleine Zauberer verzweifelt - und erwachte.
    Er sah den alten Zauberer an seinem Bett stehen. »Was ist denn, Simsala? Hast du schlecht geträumt?«, fragte er beruhigend.
    »Ich mag doch keine Regenwürmer«, stieß der Junge hervor.
    Abra Kadabra Bim malte Schlafzeichen in die Luft. Da schlief das Kind tief und ruhig bis zum Morgen.
    Beim Frühstück erinnerte Simsala sich nicht mehr an seine Träume. Er wusste nur, dass er schlecht geschlafen hatte, und er war sich auf einmal gar nicht mehr so sicher wie am Abend zuvor, ob er mit einem fremden Gesicht überhaupt in die la gehen wollte.
    »Vielleicht dann doch lieber gar nicht«, murmelte er und zuckte verdächtig mit den Schultern. »Wir werden schon Rat finden«, versprach ihm sein Vater. »Heute bist du jedenfalls noch einmal der übliche Simsala. Was morgen ist, wenn ich dich abgemeldet habe, wird sich früh genug zeigen.«

Simsalas letzte Stunde
    Draußen regnete es.
    Simsala stand vor den goldgerahmten Bildern der Rektoren und betrachtete sie aufmerksam. Es hatte schon zur Stunde geläutet, aber der kleine Zauberer brauchte noch nicht in seine Klasse zu gehen. Die Erstklässler bereiteten eine Überraschung für ihn vor. So war er ein wenig den Flur entlanggestromert. Die Rektorenbilder sangen immer noch ihr Goldfischlied. Sie ahnten nicht, dass sie eben bei der letzten Strophe angekommen waren.
    Der kleine Zauberer lauschte ihnen eine Weile. Dann winkte er plötzlich ab.
    »Danke«, sagte er, »vielen Dank. Ihr gebt euch solche Mühe, aber man kann euch nicht hören. Es ist sehr lieb von euch. Danke.«
    Die Bilder blickten jetzt wieder so ernst und streng drein, wie sie es getan hatten, als Simsala eingeschult worden war. Der kleine Zauberer wollte schon weitergehen, als ihm plötzlich etwas auffiel. Er hielt noch einmal inne. »Einer fehlt doch in eurer Versammlung«, wandte er sich den Bildern wieder zu. Es klang wie eine Beschwerde.

    Er musterte die Rektoren prüfend. Dann reckte er sich auf die Zehenspitzen und klopfte dicht neben der Bilderrreihe mit dem Zeigefinger an die Wand. Als er den Finger wegnahm, schaute an der Stelle ein Nagel heraus. Der kleine Zauberer nickte zufrieden und schlug unterhalb des Nagels kurz und kräftig mit der flachen Hand auf die Wand. Dann trat er zurück und betrachtete sein Werk. In Gold gerahmt wie seine Vorgänger hing dort nun auch der Rektor Häusler. Seine Haare waren zerzaust. Sein Blick strahlte wie der eines kleinen Jungen, der eben etwas sehr Schönes erlebt hat. »Fein«, befand der kleine Zauberer. Aber ganz zufrieden war er doch noch nicht. Die übrigen Herren hatten alle einen Schnurrbart... Noch einmal reckte Simsala sich auf Zehenspitzen zu dem neuen Bild hinauf. Seine Finger arbeiteten flink. So. Nun hatte auch Herr Häusler einen Bart - ein wenig zerzaust wie seine Haare.
    »Was noch?«, fragte der kleine Zauberer sich selbst und schaute in die Runde.
    Staunend bemerkte er, dass der Platz, wo der Gummibaum immer gestanden hatte, leer war. Frau Reinicke hatte Karl gebeten, ihn nach draußen zu tragen, damit der Regen einmal gründlich den Staub von seinen Blättern abwaschen konnte.
    Der kleine Zauberer wunderte sich, wie leer die Ecke ohne den Baum aussah. Auf einmal zuckte es kurz in Simsalas Händen. Da gähnte die Leere nicht mehr. Stattdessen war dort jetzt ein hübsches Standbild zu bewundern: ein kleiner Zauberer aus weißem Marmor, der fröhlich die Arme in die Höhe warf. Er sah Simsala zum Verwechseln ähnlich.
    »Jetzt bin ich da und bleibe da, selbst wenn mein Vater mich eben abmeldet«, freute sich der Junge. »Und wenn ich morgen vielleicht...«
    Doch er legte flink beide Hände auf den Mund. Der kleine Zauberer hatte sich dabei ertappt, dass er im Begriff war, ein Geheimnis auszuplaudern.
    Eigentlich hatte er vorgehabt, aus den Handtellern der Marmorstatue noch zwei hübsche Springbrunnen hervorsprudeln zu lassen, Springbrunnen aus kleinen bunten Zuckerperlen. Doch als er sich gerade ans Werk machen wollte, wurde er von Ruth in die Klasse gerufen. Für die Zuckerperlen-Springbrunnen war es leider zu spät. Die Erstklässler hatten Simsala Bilder gemalt, ein ganzes Buch voll. Diejenigen, die mit den Buchstaben schon etwas
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