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Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.

Titel: Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.
Autoren: Georg Dreißig
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Kindheitstraum ist mir in Erfüllung gegangen.« Abra Kadabra Bim nickte verstehend. »Es freut mich, dass wir Ihnen zu Diensten sein konnten«, sagte er, »es freut mich sehr. Ist alles gut gegangen? »Sehr gut«, beeilte sich der Rektor zu versichern. »O diese himmlische Einsamkeit da oben! Keine Probleme. Nichts als Ruhe und Frieden. Es war wunderbar.« Der alte Zauberer lächelte. Was sich unterdessen im Gebüsch ereignet hatte, behielt er lieber für sich. Er wollte Herrn Häusler nicht das Vergnügen verderben.
    Aus dem Bildbericht für die Zeitung wurde nichts, trotz der vielen Fotos, die Herr Brunk gemacht hatte. Stattdessen überlegte der Reporter ernsthaft, ob er den Beruf wechseln sollte. Als er nämlich die Filme entwickelt hatte und sich die Bilder anschaute, blieb ihm einfach die Spuk-ke weg: Außer blauem Himmel konnte er mit bloßem Auge nichts darauf erkennen, gar nichts. Mit einer starken Lupe hätte Herr Brunk allerdings hier und da doch noch etwas anderes als Himmel entdeckt: hier einen Mückenschwarm, dort ein paar Marienkäfer. Auf einem einzigen Bild, dem letzten, hätte er in der linken oberen Ecke sogar Fransen bemerken können, Fransen wie von einem fliegenden Teppich.
    Aber dieses Foto hat sich der Reporter gar nicht mehr angeschaut, sondern es zusammen mit den Übrigen in den Papierkorb befördert. Was für Worte er dabei zwischen den Zähnen hervorstieß, wollen wir verschweigen. Ohne Zweifel war Herr Brunk sehr enttäuscht.

Ein ernstes Gespräch, das mit viel Gelächter endet
    »Du gehst also gern in der Schule, Simsala«, nickte der alte Zauberer, »habe ich mir gedacht.« Er sah seinen Sohn über den großen Tisch mit dem blausamtenen Tischtuch hinweg ernst an, dann fuhr er fort:
    »Nun pass gut auf. Wenn du gern in die Schule gehst, dann muss ich dich aus der la abmelden. Denn dieser Fotoreporter Brunk wird vielleicht morgen schon wieder auf die Idee kommen, ein Bild von dir machen zu wollen. Und dann hat keiner in deiner Schule mehr einen ruhigen Tag, du am allerwenigsten.«
    Simsala hörte seinem Vater schweigend zu und versuchte, ihn zu verstehen. Die Falten auf seiner Stirn zeigten, dass ihm das nicht leicht fiel.
    »Wenn du nicht mehr in der Schule bist«, fuhr der alte Zauberer geduldig fort, »wird dich da auch niemand suchen. Folglich wird dich dann auch niemand stören. Also musst du, wenn du gern zur Schule gehst, aus der Schule verschwinden.«
    »Papa«, unterbrach der kleine Zauberer, und es klang, als ob er »Hilfe!« riefe, »wenn ich aus der Schule verschwinde, wird mich da niemand mehr stören. Das verstehe ich.
    Aber dann werde ich doch auch nicht mehr in der Schule sein.«
    Abra Kadabra Bim musterte seinen Sohn erstaunt. »Wieso wirst du dann nicht mehr in der Schule sein?«, fragte er, und es klang ganz ernst. »Na, weil...«, versuchte Simsala zu erklären. Aber der alte Zauberer schüttelte den Kopf. »Paß einmal auf, Simsala«, sagte er. »Ich gehe jetzt fort und verschwinde aus diesem Zimmer.« Herr Bim erhob sich nach diesen Worten, schüttelte dem kleinen Zauberer wie zum Abschied die Hand und verschwand durch die Tür, durch welche die stumme Hanna bei einer früheren Begebenheit einmal das Essen aufgetragen hatte.
    »Bin ich noch da?«, fragte er von draußen.
    »Natürlich nicht, Papa«, lachte Simsala. »Du bist ja eben weggegangen.«
    Da ging die Tür wieder auf. Aber es erschien nicht der alte Zauberer, sondern Herr Martin.
    Simsala sprang vor Überraschung auf.
    »Bin ich wieder da, mein Sohn?«, fragte der Lehrer jetzt,
    aber er fragte mit der Stimme des Zauberers.
    »Du musst es sein, Papa«, rief Simsala, »aber du siehst dir gar nicht ähnlich.«
    »Ich bin also verschwunden«, stellte Herr Martin mit der Stimme des Zauberers fest, »und ich bin trotzdem noch da. Verstehst du es jetzt, Simsala?« O, jetzt verstand der kleine Zauberer bestens. Wenn er nicht aussah, wie er selbst, würde keiner wissen, dass er es war. Dann könnte er, nachdem er als Simsala abgemeldet worden war, trotzdem weiter zur Schule gehen - als Rüdiger zum Beispiel.
    Das war eine prachtvolle Idee. Simsala schüttelte sich vor Lachen.
    »Papa, zeig mir schnell, wie man das mit den Gesichtern macht«, bettelte er.
    Da musste Herr Martin verschwinden, und der alte Zauberer nahm wieder seinen Platz am blausamtenen Tisch ein.
    Langsam und deutlich machte er Simsala vor, wie man die Wischbewegung durchzuführen hatte. Danach erklärte er ihm, woran man denken musste, damit
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