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Silberglocken

Silberglocken

Titel: Silberglocken
Autoren: Debbie Macomber
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“Mein Vater braucht eine Freundin!”
    Carrie wäre ihr Kartoffelchip fast im Hals stecken geblieben. “Er braucht eine Freundin?”
    “Ja. Er hat nichts als seine Arbeit im Kopf. Als könnte er sein trostloses Privatleben vergessen, wenn er nur lange genug im Büro bleibt.” Mackenzie nahm den nächsten Käsechip. “Das sagt Madam Fredrick übrigens auch.”
    “Madam Fredrick hat das gesagt?” wiederholte Carrie benommen.
    “Ja. Sie hat in ihrer Kristallkugel jede Menge Veränderungen im meinem Leben gesehen. Ehrlich gesagt, darauf könnte ich ziemlich gut verzichten. Ich habe allmählich die Nase voll von Veränderungen. Meine ganzen Freundinnen und Freunde wohnen woanders, und das Haus scheint auch ewig nicht fertig zu werden. Dabei wollten wir Weihnachten eigentlich schon darin feiern. Wahrscheinlich können wir froh sein, wenn es nächstes Jahr Weihnachten klappt.” Sie seufzte. “Dad ist das alles völlig egal, aber ihm fehlt ja auch nichts. Ich bin die, die in eine neue Schule gehen und neue Leute kennen lernen muss.” Sie verzog den Mund. “Manchmal wünsche ich mir, dass alles wieder so ist wie früher.”
    “Das kann ich gut verstehen.”
    Mackenzie sah Carrie an. “Es könnte doch wirklich sein, dass Madam Fredrick Recht hat.” Begeisterung kehrte in ihre Stimme zurück.
    “Womit?” Carrie hatte jeden Versuch aufgegeben, Schritt mit den Gedankensprüngen ihres jungen Gastes zu halten.
    “Mit der Freundin für meinen Dad. Wie stellt man so was wohl an?”
    “Wie meinst du das?” fragte Carrie vorsichtig.
    “Naja, wie finde ich eine neue Frau für Dad?”
    Carrie lachte ein wenig nervös. “Mackenzie, so etwas kann man nicht planen, schon gar nicht für den eigenen Vater.”
    “Und warum nicht?” wollte Mackenzie wissen. Sie schien ein wenig enttäuscht.
    “Eine Beziehung ist eine ernsthafte Angelegenheit. Es geht dabei um Liebe und Vertrauen zwischen zwei Menschen und um …”
    “Es wäre einfach für uns alle am besten, wenn Dad eine Freundin hätte”, meinte Mackenzie unbeeindruckt. “Dad und ich haben immer alles zusammen gemacht und waren meistens derselben Meinung, wenigstens bis vor kurzem. Ich weiß besser, was er braucht und was ihm gut tut, als er selbst. Also ist es doch nur vernünftig, wenn ich eine Frau für ihn suche.”
    “Mackenzie …”
    “Ich weiß, was Sie jetzt denken: dass mein Vater nicht besonders erfreut wäre, wenn er davon wüsste. Da haben Sie sicher Recht. Aber ich weiß, wie man ihm unauffällig etwas unterjubeln kann. Das habe ich von ihm gelernt.”
    Carrie lachte. “Ich glaube es einfach nicht.” Sie hatte das Gefühl, als säße sie sich selbst gegenüber. Genauso war sie in diesem Alter gewesen. Sie schüttelte den Kopf.
    “Was glauben Sie nicht?” wollte Mackenzie leicht gekränkt wissen.
    “Ich kann dir nur raten, dich aus dem Liebesleben deines Vaters herauszuhalten.”
    “Was für ein Liebesleben? Das ist ja wohl ein Witz. So etwas hat er überhaupt nicht.”
    “Aber er wird deine Hilfe kaum zu schätzen wissen”, warnte Carrie.
    “Natürlich nicht, aber das ist nicht der springende Punkt.”
    “Mackenzie, du hast mir erzählt, dass du zurzeit nicht besonders gut mit deinem Vater auskommst. Ich wage gar nicht, mir vorzustellen, was passieren wird, wenn er dahinter kommt, was du mit ihm vorhast. Meine Mutter bekam damals jedenfalls einen Tobsuchtsanfall, als sie erfuhr, dass ich einem Mann dafür Geld geben wollte, dass er mit ihr ausgeht.”
    “Sie wollten ihn allen Ernstes dafür bezahlen?”
    Carrie merkte zu spät, was sie angerichtet hatte. “Es ist schon lange her”, schwächte sie ab und hoffte, dass das Thema damit erledigt war. Aber natürlich hätte sie es besser wissen sollen. Mackenzies Augen leuchteten begeistert auf.
    “Ist das wahr? Sie haben ihm Geld gegeben?”
    “Ja. Aber falls du jetzt auf irgendwelche Ideen kommst: Er hat es nicht angenommen.” Carrie konnte sehen, dass Mackenzies kleine graue Gehirnzellen auf Hochtouren arbeiteten. “Es war kein guter Einfall gewesen, und meine Mutter war bitterböse.”
    “Hat sie wieder geheiratet?” Carrie nickte, unwillig, ihrer kleinen Besucherin zu gestehen, dass ihre Mutter genau den Mann geheiratet hatte, den sie damals hatte bestechen wollen.
    Mackenzie sah sie forschend an, und Carrie wandte den Blick ab. “Es war derselbe Mann!” rief ihre kleine Besucherin triumphierend. “Es hat funktioniert!”
    “Ja. Aber das hatte nichts mit mir zu
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