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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber
Autoren: Peter Wuehrmann
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Mr. Van ernst.
    »Einstein ist in Hamburg in Aktion getreten, aber die Karte ist noch immer verschwunden. Anscheinend ist sie wirklich in London.«
    »Ich bin dran, Mr. Van, heute Nacht weiß ich vielleicht schon mehr. Wo ist Einstein?«, fragte sie.
    »Einstein ist geflohen. Er wird zu dir Kontakt aufnehmen, aber nicht über mich«, sagte Mr. Van.
    Gloria wartete, ob noch weitere Instruktionen folgen würden, doch Mr. Van hatte bereits aufgelegt.

    Frank kniete auf dem Fußboden in Peters Wohnzimmer. Er beugte sich über eine unüberschaubare Ansammlung von Landkarten, die zu Peters umfangreicher Sammlung gehörten und die er aus den umstehenden Regalen herausgezogen und um sich herum verteilt hatte. Wenn Frank es noch nicht vorher gewusst hatte, so war es ihm in den vergangenen drei Stunden klar geworden: Peter Adams hatte eindeutig ein Faible für Landkarten.
    Peter hatte im Laufe seiner Studienjahre eine stattliche Anzahl von Karten in jeder erdenklichen Größe und in jedem Maßstab zusammengetragen. Egal, wie alt oder in welchem Zustand die Karte war, Peter hatte einen Platz für sie gefunden. Seine Sammlung der Straßenverzeichnisse Londons enthielt unter anderem Stadtpläne, die aus den Nachkriegsjahren des 20. Jahrhunderts stammten. Im Gegensatz zu Frank legte Peter allerdings großen Wert auf Ordnung, und so hatte er all seine Schätze fein säuberlich in beschrifteten Mappen, Rollen aus Hartpappe, in Stehsammlern und in durchsichtigen Plastikfolien verpackt und in die Wandregale einsortiert.
    Ohne ihre Herkunft zu hinterfragen, hatte Peter anscheinend auch die alte Seekarte in seine Sammlung eingefügt. Frank musste lange suchen, bis er sie endlich fand: eingerollt und aufrecht stehend in einer Zimmerecke, zwischen einer Anzahl von Weltkarten, die verstaut in Pappe und Plastik schräg an der Wand lehnten. Seit geraumer Zeit saß er jetzt schon vor der ausgebreiteten Karte und verstand noch immer nicht, warum jemand wegen dieses unbedeutenden Stücks Pappe einen bewaffneten Überfall begangen hatte.
    Franks Gedächtnis hatte ihn nicht im Stich gelassen.
    Die Karte zeigte tatsächlich die Nordostküste der USA am linken unteren Rand beginnend beim Gulf of Maine. Darüber die östlichsten Provinzen Kanadas, dann die Halbinsel Nova Scotia, die nur durch eine schmale Landbrücke mit dem nordamerikanischen Kontinent verbunden war, und den südlichen Teil der Insel Neufundland. Ansonsten war der größte Teil der Karte auf fast zwei Dritteln ihrer Fläche nur eine riesige blaue Wassermasse, der Atlantische Ozean. Er erstreckte sich über den gesamten rechten Kartenteil.
    Frank sah sich ähnliche Karten aus Peters Sammlung an. Er verglich die Breiten- und Längengrade, die auf der alten Karte nur als schwache, unterbrochene Linien zu erkennen waren. Er schätzte, dass auf der alten Karte die Region zwischen dem vierzigsten und siebenundvierzigsten nördlichen Breitengrad und dem fünfzigsten und fünfundsiebzigsten westlichen Längengrad abgebildet war.
    Die Karte umfasste ein so riesiges Gebiet, dass sie als Teil einer Weltkarte einzuordnen war, ihr Maßstab musste ungefähr 1: 5000000 betragen.
    All diese Betrachtungen und Analysen konnte Frank in aller Ruhe anstellen. Niemand störte ihn, Peter kehrte auch mit fortschreitendem Abend nicht nach Hause zurück. Leider nur war die Karte bei Weitem nicht so spektakulär, wie Frank sie sich ausgemalt hatte. Gemessen an Einsteins Entschlossenheit und seinen Drohungen schien das langweilige Papier vor ihm nicht allzu viel herzugeben. Er wusste zwar nicht genau, was er zu finden gehofft hatte, aber diese Karte hatte definitiv wenig Aufregendes an sich. Sie war nicht einmal aus Pergament, wie er sich zu erinnern geglaubt hatte. Sie bestand einfach nur aus außerordentlich dickem Packpapier. Er untersuchte ihre Beschaffenheit genauer und fand heraus, dass jemand mehrere Schichten dünnen Papiers übereinandergeklebt haben musste, um die Karte stabiler zu machen. Das konnte bedeuten, dass die Karte früher tatsächlich von Seeleuten oder Fischern benutzt worden war, die sie im Freien verwendeten, wo sie mit dünnem Papier, das bei jeder Bewegung einriss, nichts anfangen konnten. Auf den abgebildeten Landmassen Neuschottlands und Neufundlands waren nur sehr vereinzelt Ortsnamen eingetragen. Nur die Inseln und die großen Ströme und Meerengen, die sich hier tief in den nordamerikanischen Kontinent einschnitten, trugen genaue Bezeichnungen. Frank las die Namen Cape
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