Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln

Titel: Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
NEI.«
    »Wahrscheinlich nicht. Augenblicklich ist uns wichtiger, dass die Mucys gut ausgebildet werden und es gelingt, sie zu integrieren. Kein Cyborg darf das Gefühl haben, als Außenseiter oder Monstrum angesehen zu werden.«
    »Leider geschieht das immer wieder.«
    »Das liegt in der Natur des Homo sapiens. Es wird stets Menschen geben, die den Cyborgs Verachtung zeigen, weil sie selbst unsicher sind. Aber selbst wenn ein Cyborg die Körpergröße eines Ertrusers oder Haluters hat, wird es nie eine Entladung aufgestauter Aggressionen geben. Wir prägen ihre Gehirne so, dass sie stets höflich bleiben.«
    »Es sei denn, dass andere Eigenschaften für einen Einsatz benötigt werden.«
    »Genau.« Professor Dr. Kamma blickte auf sein Chronometer. »Wir sind so weit. Wollen Sie selbst mit den Mucys sprechen?«
    Der Arkonide erhob sich. »Ich werde ihnen ihre Aufgabe erklären. Es ist natürlich möglich, dass Kalteen Marquanteur Leticron bereits ausgeschaltet hat, aber das spielt vorerst keine Rolle. Die Multi-Cyborgs müssen so oder so ins Solsystem. Vermutlich werden wir lange Zeit nichts mehr von ihnen hören.«
    »Haben Sie festgelegt, welches System die DOOGEN zunächst anfliegt?«
    Atlan lächelte. »Oberst Tabhuns erstes Ziel ist nicht sehr weit entfernt«, sagte er ausweichend.
    Wie alle Vakulotsen war der Vincraner dünn, als habe er seit Monaten nicht mehr richtig gegessen. Sein lang gezogener Schädel war fast haarlos. Mit großen grünen Augen, die einen seltsamen Kontrast zu der schneeweißen Haut bildeten, blickte er Oberst Tabhun an. Zusammen mit zwei Begleitern hatte er die DOOGEN aus der Provcon-Faust herausgeführt.
    »Danke«, sagte Tabhun schlicht. Ohne die Hilfe der Vincraner hätte das Schiff niemals die freie Galaxis erreicht. Noch gab es keine Geräte, die Ähnliches leisten konnten wie die mutierten Sinne der Lemurernachfahren. Nur sie fanden den Weg durch die sich ständig verändernden Energiewirbel. Sie waren sich ihrer besonderen Fähigkeit ebenso wie der Abhängigkeit des NEI von ihnen bewusst, aber seit mehr als einhundertzwanzig Jahren hatten sich keine Schwierigkeiten mehr ergeben. Man verstand sich, wenngleich nie ein wirklich freundschaftliches Verhältnis zwischen ihnen und dem NEI entstanden war.
    »Bitte«, entgegnete der Vincraner nicht weniger knapp.
    Die drei Vakulotsen entmaterialisierten. Sie würden zurückkommen, sobald Tabhun sie bei seiner Rückkehr rief.
    Die DOOGEN beschleunigte mit Höchstwerten. Sie raste ins Ungewisse und drang in das vom Konzil beherrschte Gebiet ein.
    Vancon Tabhun betrachtete den Panoramaschirm, der ein Meer von Sonnen zeigte. In der Nähe des Zentrums der Galaxis standen die Sterne außerordentlich dicht.
    Jeder bewunderte dieses einzigartige Bild. Endlich konnte die Besatzung des Schweren Kreuzers sehen, wie die Sterne außerhalb der Provcon-Faust wirklich waren. Diesen Eindruck hatten weder Filme noch 3-D-Fotografien vermitteln können.
    Einhundertzwanzig Jahre sind eine lange Zeit, dachte Tabhun. Keiner von uns ist so alt.
    Hätte ihm zu diesem Zeitpunkt jemand mitgeteilt, dass sich ein Mann an Bord befand, dem dieser Anblick vertraut war, er hätte die Meldung vermutlich als schlechten Witz abgetan.
    Die Provcon-Faust war vielleicht das beste Versteck in der gesamten Galaxis. Es hatte jedoch den Nachteil, dass seine Staubhülle die Sterne verdeckte. Im Innenraum der Wolke gab es nur zweiundzwanzig Sonnen, die sehr dicht standen und viel Licht spendeten. Aber einem Vergleich mit der sprühenden Helligkeit des galaktischen Zentrums konnten sie nicht standhalten.
    Fast bedauerte Oberst Tabhun es, als die DOOGEN zum Linearflug überging. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er auf einem fremden Planeten stand und den Sternenhimmel direkt bewundern konnte. Er empfand diesen Gedanken wie jemand, der nach langer Abwesenheit in seine Heimat zurückkehrt. Dabei war er nie in seinem Leben außerhalb der Dunkelwolke gewesen. Die Ereignisse aus der Zeit vor einhundertzwanzig Jahren kannte er nur aus den Schulungsprogrammen.
    »Es wurde Zeit, dass wir unsere Ansprüche anmelden«, murmelte er kaum hörbar.
    Auf Gäa war er geboren worden. Gäa war das Machtzentrum des NEI. Mit dem Planeten identifizierte er sich ebenso wie die anderen an Bord. Das änderte aber nichts an seinem Gefühl, jetzt in eine Galaxis zurückzukehren, die von einer fremden Macht unrechtmäßig beherrscht wurde. Die Milchstraße war und blieb die Heimat der Menschen.
    Vancon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher