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Silberband 062 - Götzendämmerung

Titel: Silberband 062 - Götzendämmerung
Autoren: Perry Rhodan
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gesetzt.«
    »Du hast recht. Wir werden uns wieder setzen«, stimmte Boda Bodamore zu. Die beiden kehrten zu ihrem Gefährt zurück. Der Weise gähnte und rieb sich die Augen. »Seltsam. Ich habe nie zuvor so einen Götzen gesehen, Ana. Du solltest es notieren.«
    Der Diener nahm eine halbbeschriebene Papierrolle aus dem Holzgestell, das er auf dem Rücken trug. Geduldig wartete er, bis sein Herr zu diktieren begann, und fertigte danach eine Strichzeichnung des Götzen an. Er reichte sie Bodamore und wartete auf die unvermeidliche Kritik. Sie kam dieses Mal jedoch nicht. Wortlos reichte der Weise ihm die Zeichnung zurück. Der Wind frischte auf.
    »Ist mir eine Bemerkung erlaubt, Herr?«
    »Jede – aber fasse dich kurz und schone meine Nerven.«
    »Dann möchte ich nur darauf hinweisen, daß ich Hunger habe, Herr.«
    Boda Bodamore seufzte. »Du bist der gefräßigste Diener, den ich je hatte. Du bist – um es mit einem Wort der Leute aus dem Zuckerland zu sagen – ein Freßungeheuer.«
    »Ich tue es nicht für mich, Herr«, entgegnete Arialeinen mit beleidigter Stimme. »Ich bemühe mich nur, den Wohlstand und die Weisheit meines Herrn deutlich sichtbar zu machen. Sagt selbst, Herr, kann ein kluger und reicher Herr einen mageren und dürren Diener haben? Muß ein Diener nicht schön fett und rund sein, damit ein jeder sehen kann, wie gut es seinem Herrn und Meister geht?«
    »Du hast nicht ganz unrecht, alter Schurke, dennoch bist du einfach zu fett. So gut, wie du aussiehst, geht es mir wirklich nicht.«
    »Das ist richtig. Ich kann es leider nicht leugnen, Herr. Dennoch ist es besser, ein bißchen reicher auszusehen, als ein wenig zu arm. Einem Reichen gibt man überall noch etwas zu seinem Reichtum dazu. Man wird ihm immer das Beste zum Essen reichen, gerade wenn man es ihm schenkt. Einem Armen gibt man nichts. Im Gegenteil, ihm würde man am liebsten noch etwas aus der Tasche nehmen. Also ist es besser, den Reichen zu spielen.«
    »Mein Reichtum befindet sich hier!« rief Boda Bodamore und tippte sich mehrfach mit dem ausgestreckten Finger gegen die Stirn.
    »Davon werde ich leider nicht satt, Herr.«
    »Du wirst schon nicht verhungern, Fettsack.«
    Der Wind blähte die Segel und gab der Windheule Auftrieb. Sie glitt erst langsam, dann aber immer schneller über die Hügel. Je mehr sie dabei ihre Geschwindigkeit steigerte, desto deutlicher hob sie sich vom Boden ab. Im gleichen Maße verringerte sich auch der Reibungswiderstand, so daß sie dadurch wiederum noch schneller an Fahrt gewinnen konnte. Schließlich schoß das Fahrzeug über eine Hügelkuppe hinweg und schwebte mit mäßiger Geschwindigkeit auf das Tubboddorf zu.
    »Herr, darf ich noch eine Bitte äußern?« fragte Arialeinen.
    »Nur zu!«
    »Herr, ich habe Hunger.«
    »Das sagtest du schon.«
    »Ich weiß, Herr. Dennoch möchte ich es noch einmal betonen.«
    »Warum?«
    »Weil ich fürchte, Herr, daß wir auch in dieser Siedlung einigen Männern begegnen werden, die nicht deiner Meinung sind.«
    »Das ist nicht gesagt.«
    »Ich fürchte, es wird doch so kommen, wie es überall gekommen ist.«
    Boda Bodamore rieb sich die stumpfe Nase. Er lachte. »Na gut. Vielleicht hast du recht. Was schlägst du vor?«
    Arialeinen zögerte. Er suchte nach den passenden Worten. »Herr«, sagte er schließlich. »Könntest du mit deinen klugen und überaus weisen Bemerkungen über die Edlen des Dorfes nicht so lange warten, bis wir uns satt gegessen haben? Vielleicht wirft man uns dann nicht sofort wieder hinaus. Ich muß gestehen, Herr, daß ich es nicht mehr länger mit leerem Magen aushalte.«
    »Du meinst, ich soll einfach übersehen, was für Narren und Dummköpfe unsere Gastgeber sind, bis dein Magen voll ist?«
    Arialeinen seufzte. Er leckte sich die schwarzen Lippen.
    »Riechst du den Wildbraten, Herr? Man würzt hier mit Laig. Es gibt nichts Köstlicheres auf dieser Welt. Arinata oder wie immer der neue Gott heißen mag, soll mein Zeuge sein. Bitte, versündige dich nicht. Warte mit deinen weisen Reden, bis ich ein paar Bissen von diesem Braten bekommen habe.«
    »Vielleicht«, entgegnete Boda Bodamore. Die Windheule schwebte an dem Götzenbild vorbei. Er blickte fasziniert daran hoch. Überall waren Tubbods zu sehen, die die Oberfläche des Götzen mit grünen Organbeuteln von Verstorbenen blank putzten. »Vielleicht werde ich warten, bis du dich vollgefressen hast, Aria. Ich muß gestehen, daß mich dieses Bild interessiert. Dafür muß die Wahrheit
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