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Silberband 046 - Der Todessatellit

Titel: Silberband 046 - Der Todessatellit
Autoren: Perry Rhodan
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Wahrscheinlichkeit, daß wir mit einem einzigen Linearmanöver unentdeckt das Pash-System erreichen können?«
    Wiederum kam die Antwort sofort. Für menschliche Sinne war die winzige Zeitspanne, in der der große Schiffscomputer die Wahrscheinlichkeitsberechnung aufgestellt hatte, zu kurz, um bemerkt zu werden.
    »Die Wahrscheinlichkeit beträgt neunundneunzig Komma neun-neunsieben Prozent.«
    Juan de Mellone-Grazia lachte über die pedantische Genauigkeit des Computers, aber der Patriarch winkte ärgerlich ab. Er wußte zwar, daß ein Computer von sich aus keinen Fehler machte, aber nicht immer besaß ein Positronengehirn alle Fakten, um den menschlichen Gesprächspartner auf dessen eigene Fehler aufmerksam machen zu können.
    »Wir könnten also unentdeckt ins Pash-System einfliegen, wenn wir auf Orientierungsaustritte verzichten«, memorierte er. »Aber wie ist es mit den Gefahren, die uns von der Raumstruktur aus drohen?«
    »Das kommt auf den Einflugwinkel an«, antwortete der Computer. »Achtung! Ich werfe eine Ultradiagrammkarte aus, auf der jene Punkte verzeichnet sind, von denen aus zu bestimmten Zeiten ein risikofreier Nonstopflug ins Pash-System möglich ist.«
    Das Ausgabegerät summte, dann fiel die drahtlos übermittelte Ultradiagrammkarte heraus.
    Der Patriarch nahm sie auf und vertiefte sich in die Daten. Dann nickte er.
    »Wir nehmen ZR-Eintauchpunkt drei, Chamal-Sektor, achtzehnter Mai, vier Uhr dreizehnvierzig Standardzeit. Danke, Ende.«
    Er hob die Konferenzschaltung auf.
    18. Mai 3432 Standardzeit …
    Derbolav de Grazia warf einen Blick auf die Leuchttafeln des Bordchronographen und sah, wie die Zeitanzeige auf 4.10.00 glitt.
    Die ROSSA OBERA fiel antriebslos auf einen unsichtbaren Koordinatenpunkt zu, den sie um genau 4.13.40 Uhr erreichen sollte. Zur Linken ballte sich in den Schirmen der Panoramagalerie ein selbstleuchtender Gasnebel. Die bizarren vielfarbigen Strukturen schienen erstarrt zu sein. In Wirklichkeit, wußte Derbolav, jagten sie mit größerer Geschwindigkeit als die ROSSA OBERA durchs All. Nur die große Entfernung täuschte das begrenzte Wahrnehmungsvermögen des Menschen.
    Der Patriarch blickte zu den Steuerbordschirmen.
    Die karmesinrote Sonne war nur vier Millionen Kilometer entfernt. Deutlich waren auf der Oberfläche Gasausbrüche und Wirbelströme zu sehen. Über diesem Bildschirmsektor sah Derbolav eine weiße Sternenkugel, deren Licht in den Augen schmerzte; es war der kleinere Begleiter der karmesinroten Sonne. Für jeden Beobachter sah es so aus, als kreiste der weiße Zwergstern um den roten Riesen. Das war allerdings eine optische Täuschung; infolge seiner ungeheuren Dichte besaß der Zwergstern eine bedeutend größere Masse als der rote Riese. Beide Sterne kreisten um einen gemeinsamen Schwerpunkt, aber dieser Schwerpunkt befand sich im Innern des Zwergsterns. Die Auswertung der Massetaster war eindeutig.
    »Achtung!« erscholl die Stimme des Computers. »Linearraumeintritt in sechzig Sekunden!«
    Der Patriarch schreckte aus seinem Brüten auf. Innerhalb weniger Sekunden warf er die philosophischen Überlegungen ab wie eine schmutzige Hülle. Auf ihn und seine Männer warteten Taten, und Taten waren besser als Grübeleien.
    »Es geht los!« rief er über Interkom. »Drückt den Daumen, daß wir nicht in der Sonne Pash landen!«
    »Du hast vielleicht Humor, Chef«, sagte Juan Mellone-Grazia sarkastisch. »Glaubst du etwa, deine Worte würden eine beruhigende Wirkung ausüben?«
    »Beruhigende … was?« Derbolav schüttelte den Kopf, während er sich anschnallte. »Warum sollte ich meine Männer beruhigen? Prospektoren lieben die Gefahr.«
    Die Computerstimme war im ganzen Schiff zu hören und zählte mit monotoner Exaktheit die Sekunden ab. Aus dem Schiffsinnern drang bereits das dumpfe Tosen der Linearkonverter-Kraftwerke.
    Bei ›null‹ schwoll das Tosen zu einem infernalischen Heulen an. Die selbstleuchtende Gaswolke, die Doppelsonne und alle Sterne des Normalraums verschwanden schlagartig, als die ROSSA OBERA vom vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum in die Zwischenzone ›unterhalb‹ des fünfdimensionalen Hyperraums überwechselte. Danach sank das grauenhafte Heulen zu einem satten gleichmäßigen Summen herab, das gleich wieder vom Raunen des Linearantriebskonverters überlagert wurde.
    Derbolav de Grazia schnallte sich los. Er ging hinüber zum Getränkeautomaten und füllte sich einen Becher mit heißem starkem Kaffee. Er trank ihn aus. Dann legte
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