Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Signale

Signale

Titel: Signale
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
Donald-Duck-Mobil stand und unscheinbar und unschuldig aussah.
    »Oh, Mr. Whitling«, sagte der Mann. »O weh, da muß ich doch glatt wieder einmal in das falsche Stockwerk geraten sein.«
    »Carhart«, sagte der Commander drohend, »wenn ich Sie noch einmal hier erwische, haben Sie für ein ganzes Jahr keine Sorgen mehr mit dem Aufzug.«
    »Jawohl! In Ordnung, Mr. Whitling.«
    Als der Mann salutierte und sich mit gekränkter Miene entfernte, bemerkte ich, daß der linke Ärmel seines Bademantels aufgerollt war, leer, in die Tasche geschoben.
    »Man kann manche Leute einfach nicht fernhalten«, sagte Whitling mit ausgebreiteten Armen. »Also, hier sind wir, Mr. Gunner. Sie sehen ja selbst.«
    Ich blickte mich aufmerksam um. Es waren Kinder – hinkende Kinder, stolpernde Kinder, blasse Kinder, matte Kinder.
    »Aber was sehe ich genau?« fragte ich.
    »Nun, die Kinder, Mr. Gunnarsen. Die befreit wurden. Jene, welche die Arkturier vom Mars entführten.«
    Und, da fiel mir alles ein. Ich erinnerte mich an den Überfall auf die Marskolonie.
    Ein interstellarer Krieg ist eine Unternehmung im Schneckentempo, weil der Weg von einem Stern zum andern soviel Zeit in Anspruch nimmt. Die wichtigsten Schlachten im Krieg mit dem Arkturus hatten auf der Oberfläche des Mars stattgefunden, und die Raumschlacht der Flotten bei der Umlaufbahn des Saturn. So hatte der Krieg, vom Anfang bis zum Ende, von dem Überraschungsangriff auf die Marskolonie bis zur Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens in Washington, elf Jahre gedauert.
    Ich erinnerte mich, einen Film mit einer Rekonstruktion des Überfalls gesehen zu haben. Es war ein warmer Sommertag, Mittagszeit, Eis schmolz zu Wasser. Der Ort: Die Kolonie bei den südlichen Quellen. Aus dem kleinen, sinkenden Sonnenball erschien ein Schiff.
    Ein Raumschiff. Es war aus glänzendem, goldenen Metall, und im Schein eines goldenen Strahlenkranzes, der ihm Ähnlichkeit mit der stachligen Nase eines Maulwurfs verlieh, um den ausgeschrägten Bug, sank es herab. Es landete mit einer elektrischen Entladung auf dem feinkörnigen, orangefarbenen Sand, und her aus stiegen die Arkturier.
    Natürlich wußte damals noch niemand, daß sie Arkturier waren. Sie hatten in einer weiten, nichtekliptischen Bahn die Sonne umkreist, beobachtend und forschend, und den kleinen marsianischen Außenposten als Ziel ihrer ersten Attacke ausersehen. Unter der Schwerkraft des Mars waren sie Zweifüßler – zwei ihrer klebrigen Beine reichten, um ihre Körper unter diesen Bedingungen zu tragen – mannshoch, in engen goldenen Anzügen. Die Kolonisten liefen ihnen entgegen, um sie zu begrüßen – und wurden getötet. Alle. Alle Erwachsenen.
    Die Kinder jedenfalls wurden nicht getötet, nicht so schnell, oder, besser gesagt, nicht auf so leichte Art. Einige hatten schließlich überlebt, und davon wiederum befanden sich einige hier in der Donnegan General-Klinik.
    Aber nicht alle.
    Mein geringer Verstand begann langsam zu begreifen. Ich meinte: »Dann sind dies die Überlebenden.«
    Candace, die dicht neben mir stand, sagte: »Die Mehrzahl, Gunner. Jene, die nicht gesund genug sind, um wieder ins normale Leben zurückgeschickt werden zu können.«
    »Und die anderen?«
    »Nun, sie haben zumeist keine Angehörigen mehr – sie wurden getötet, du weißt ja. So wurden sie hier in Belport zu Pflegeeltern gegeben. Einhundertundacht – nicht wahr, Tom? Und nun erhältst du vielleicht eine Vorstellung davon, wogegen du anzukämpfen hast.«
     
    In dem Flügel befanden sich etwa einhundert jener Kinder, und ich bekam nicht alle zu sehen. Zu einigen hatte man keinen Zutritt.
    Whitling erzählte etwas davon, aber konnte mir den Raum nicht zeigen, in dem die jüngsten und am schlimmsten zugerichteten Kinder lebten, und der ständig auf der Bluttemperatur eines lebenden Organismus gehalten werden mußte. Darin war eine gnoto-biotische Atmosphäre mit etwas höherem Oxygen- und Feuchtigkeitsgehalt als in der Erdatmosphäre; dazu erhöhter Druck, um die geschwächten Metabolismen bei der Verarbeitung des Oxygens zu unterstützen. Rechts davon, weiter den Korridor entlang, lagen die kleinen Einzelzimmer, worin sich die entsetzlichsten Fälle von allen befanden. Die ansteckend verseuchten Fälle. Die Unheilbaren. Die Unglücklichen, deren bloßer Anblick für die anderen unerträglich war. Whitling war zuvorkommend genug, mir durch die Beobach tungsklappen Einblick in einige Kammern zu gewähren, in denen sie lagen (oder sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher