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Signale

Signale

Titel: Signale
Autoren: Frederik Pohl
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»städtefeindlicher, rückschrittlicher Programmatik« demolieren ließ.
     
    Bei 1088 km verläuft die Flugstrecke südlich des Mt. Taylor (3400 m), ein Gipfel der Rocky-Mountain-Kette. Es empfiehlt sich erhöhte Aufmerksamkeit, da es sich bei dem schneebedeckten Gipfel im Süden nicht um einen Berg, sondern um ein großes Chamäleon handelt.
     
    Bei 1204 km, wenn sich der Gleitapparat in einer Höhe von über 400 m befindet, kann man das Glück haben, südwärts ein schlammiges Rinnsal seinen unscheinbaren Weg fließen zu sehen, das einmal die Grenze zwischen den Provinzen Mexiko und Usa bildete. Seicht, schmal und zeitweise unbeständig, wurde dieser Fluß von den Eingeborenen spöttisch The Big River oder Rio Grande genannt.
     
    1482 km. Die Karlsbad-Kavernen. An diesem Punkt berührt die Flugstrecke den Aufenthaltsort des nahezu letzten überlebenden Eingeborenendaseins in seiner Form, wie es vor dem Kontakt bestand. In diesem unterirdischen Reich gibt es, wie man weiß, mehr als 60 km Gänge und aneinandergrenzende Hohlräume, von denen einige eine Länge von fast einem Kilometer erreichen, und es ist eine Höhle von 85 m Höhe bekannt. Vor rund 60 Millionen Erdjahren dadurch entstanden, daß Wasser die Gips- und Kalksteinschichten forterosierte, wurden die Kavernen 1995 von Flüchtlingen besetzt, welche die nukleare Vernichtung fürchteten, und indem sie sich mit primitiven Arten der Nahrungssynthetisierung und Wasserzirkulation behalfen, haben sie dort bis heute überlebt.
    Die Gegend wurde zum Galaktischen Wildschutzgebiet erklärt, und das Betreten ist nicht erlaubt, außer Sie sind im Besitz eines lizensierten Intergalaktischen Wanderverzeichnisses und mit Unsichtbarkeitsfeld, Leisetretern usw. ausgerüstet. Genehmigungen sind beim Parkdirektor einzuholen. Wissenschaftler und Regierungsbeauftragte können bei Legitimierung zu außergewöhnlichen Besuchen zugelassen werden, auch mit dem besonderen Recht, nicht im Plan enthaltene Wege zu beschreiten und sich Musterexemplare anzueignen, wobei letzteres aber einer schriftlichen Vereinbarung bedarf.
    Die Höhlenkolonie umfaßt annähernd 1500 Menschen, und obwohl die Volkszählungen in den letzten Jahren in jedem Sommer einen Rückgang der Geburten verzeichnet haben, erwartet man, daß ihre Anzahl sich bei 1000 einpendeln wird. Die Eingeborenen sind kriegerisch und von einer mystischen Idee durchdrungen, die sie »Massive Vergeltung« nennen. Viel von ihrer religiösen Aktivität konzentriert sich auf den alljährlichen Kriegstanz und eine große Rollenspiel-Zeremonie, in der beliebte Helden, bekannt als Teller (d.h. der Gute) und Pauling (d.h. der Böse), in einem simulierten Kampf um die Entscheidung ringen, ob der »Knopfdruck« erfolgen soll oder nicht. Im allgemeinen gewinnt Teller immer, aber in einer mehr symbolhaften Fassung der Zeremonie wird der »Knopfdruck« oft auch durch eine Horde maskierter Meuchelmörder verhindert, in einem Ritus, der sich »Zivile Einmischung in Strategische Konzeptionen« nennt. Der »Knopfdruck« mag zu irgendeiner Zeit einmal etwas mit tatsächlich vorhandenen Waffen zu tun gehabt haben, aber inzwischen wurde natürlich dergleichen Zeug von sirianischen Ingenieuren unschädlich gemacht oder entfernt. Die Wohnstätten sind grundsätzlich in den Fels gehauen, obschon es auch Versuche gegeben hat, in den größeren Hohlräumen Hütten zu errichten, worin das Dorfleben noch mehr von seiner ursprünglichen Vitalität hat, die Frauen Kuchen backen und die Kinder versorgen, während die Männer ihren herkömmlichen Aufgaben nachgehen, wie Fledermausjagd und Fernsehreparatur.
    In den vergangenen Jahren gab es in den Hallen der Protektoratsversammlung manche Debatte, wie das endgültige Schicksal dieser Kolonie aussehen solle; manche Parteigänger beantragten, den Höhlenbewohnern mitzuteilen, daß der Krieg aus sei, und ihnen die Rückkehr an die Oberfläche zu ermöglichen. Die eher konservativen Elemente befürworten, sie im gegenwärtigen Zustand zu belassen. Es ist anzunehmen, daß die letztere Auffassung sich weiter durchsetzen wird, zumindest so lange, wie der Planet ein adäquates Angebot anderer Proteine produziert.
     
    2473 km. Houston, obwohl in hübscher Lage, ist es für mehr als einen kurzen Abstecher nicht geeignet, weil es dort unerfreulich nach einer natürlichen hydrokarbonischen Zusammensetzung riecht. Das »Öl«, wie es heißt, das früher als Brennstoff gebraucht wurde, verpestet das Trinkwasser, die Luft
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