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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition)
Autoren: Michael R. Schröder
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mitschuldig und wären jetzt am liebsten aus einem bösen Traum
erwacht.
    Plötzlich begann Conrad sanftmütig zu lächeln, »Margret«, sprach er
leise. »Ich habe den Jungen nun soweit geholfen, dass sie die Chance haben
werden, zu ihren Familien zurückzukehren. Ich weiß, wie sehr du dir das
gewünscht hattest und wie sehr du dich darüber freuen würdest. Vielleicht
kannst du es ja von dort oben aus sehen? Vielleicht wirst du ihnen auch helfen …
irgendwie … wer weiß?« Er küsste Margret nochmals liebevoll auf den Mund, dann
erhob er sich. Aufrecht und tapfer stand er vor den beiden Jungen. »Ich werde
euch jetzt zum Turm begleiten und mich dann um Caspar und Irmel kümmern«, sprach
er zu ihnen. »Sie brauchen mich jetzt in dieser schweren Stunde besonders!«
    Leon und Tom warfen einen letzten Blick auf Margret, dann verließen
sie mit Conrad die Unterkunft.
    Am Turm angekommen, klopfte Leon kräftig gegen die schwere
Holztür. Kurz darauf wurde geöffnet und Marcel erschien. Er stand da und
blickte auf Conrad, wobei seine Mundwinkel zuckten. Er hatte Mühe, seine
Gefühle unter Kontrolle zu halten. Der Moment des Abschiednehmens war also
gekommen. Der Moment, den sie sich alle herbeigesehnt hatten, der ihnen aber nun
dennoch schwer fiel.
    »Ich möchte euch um etwas bitten«, sagte Conrad und trat etwas
näher heran. »Sollte der Zeitsprung rückgängig gemacht werden können, würdet
ihr dann in eurer Zeit eine Kerze für uns anzünden?«
    Johann und den Jungen war anzumerken, wie nahe ihnen Conrads Worte
gingen. »Wir werden jedes Jahr zum heutigen Tag eine Kerze für euch entzünden
und hoffen, dass ihr das Licht vom Himmel aus sehen könnt«, versprach Tom. Seine
Stimme wäre ihm dabei fast versagt.
    »Danke!«, sprach Conrad und umarmte einen nach dem anderen. Ihre
Blicke trafen sich ein letztes Mal, dann nickte Conrad, »Geht … Gott sei mit euch!«
    Als die schwere Tür ins Schloss gefallen war, verharrte Conrad noch
einen Moment, dann wandte er sich ab und eilte zur Unterkunft von Margrets
Freundin. Er wollte nach Caspar und Irmel sehen und sich vergewissern, dass es
ihnen gut ging. Während er lief, konnte er deutlich die Schreie verwundeter Männer
hören, die sich einen erbitterten Kampf um die Burg lieferten. Er hoffte, dass
die Wachen sich noch eine Zeit lang zur Wehr setzen konnten … als es plötzlich einen
lauten und festen Schlag gegen das Haupttor tat.
    Kathars Männern war es gelungen, das untere Burgtor zu stürmen und
sie befanden sich jetzt direkt am Haupttor. Sie hatten sich einen Rammbock besorgt
und versuchten es einzuschlagen, während Wachmänner der Burg herbeieilten und sich
davor sammelten. Sie wollten den Angreifern entgegentreten, sollte das Tor den
permanenten Schlägen nachgeben.
    Conrad fragte sich, warum sie die Angreifer nicht weiter von der
Mauerbrüstung aus bekämpften. Er ging weiter, doch hatte er Mühe, sich einen
Weg durch das hektische Treiben zu bahnen. Als er das Gebäude endlich erreicht
hatte, eilte er hinein und stieß erleichtert die Tür hinter sich zu. Er hatte
einen solchen Kampf noch nie zuvor erlebt.
    Er stieg den dunklen Treppenaufgang empor, an den sich die Tür zur
Unterkunft von Margrets Freundin Elisabeth anschloss. Als sie ihm öffnete, ging
er sogleich zu Irmel hin, die inmitten des Raumes stand und traurig zu ihm hochschaute.
Er nahm sie auf den Arm und drückte sie an sich, wobei sein Blick auf Caspar
fiel, der stumm am Boden saß. »Caspar, was ist mit dir?«, fragte er, doch
Caspar reagierte nicht.
    »Er spricht kein Wort mehr und blickt nur noch stumm vor sich hin!«,
flüsterte Elisabeth. »Ich glaube, dass Margrets Tod einen schweren Schock in
ihm ausgelöst hat.«
    Conrad setzte Irmel ab und kniete sich vor Caspar nieder. Sanft streichelte
er ihm übers Haar und blickte in seine Augen. Trauer und Schmerz waren darin zu
lesen.
    Plötzlich drückte Caspar seinen Kopf an Conrads Brust und begann zu
schluchzen. »Was hat Mama dem Mann getan, dass er sie getötet hat?«, brach es
aus ihm hervor.
    »Deine Mutter hätte nie jemandem etwas getan«, flüsterte Conrad. »Das
weißt du doch, mein Junge.«
    »Wieso tut jemand dann so etwas?«
    »Das weiß nur Gott allein«, zeigte sich Conrad ratlos. Er konnte darauf
selbst keine Antwort finden.
    Caspar weinte nun hemmungslos und sein Körper zuckte in
regelmäßigen Abständen unter dem enormen Schmerz zusammen. Tiefe Verzweiflung
hatte Besitz von ihm ergriffen.
    Nach einer Weile löste sich
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