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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition)
Autoren: Michael R. Schröder
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wurde aufgestoßen. Leon, Tom und der Vogt traten herein,
während sie sich den Regen aus Kleidern und Haaren schüttelten. Sie waren
völlig durchnässt und zitterten vor Kälte, die für diese Jahreszeit untypisch
war. »Habt ihr das Buch und die Flüssigkeit?«, fragte Conrad.
    »Das Buch ja«, gab Leon zurück. »Die Flüssigkeit nein!«
    Conrad traf die Antwort wie ein Schlag. Er hatte mitbekommen, dass
Kathar und seine Männer bereits mit der Erstürmung der Burg begonnen hatten. Es
war also nur noch eine Frage der Zeit, bis sie hier auftauchen würden. Er
blickte den Vogt an, der bisher kein einziges Wort gesprochen hatte. »Wie weit
ist Kathar mit seinen Männern bereits vorgedrungen?«
    »Sie sind unten vor dem ersten Burgtor und werden es gleich erstürmt
haben. Sie sind stark und rücksichtslos. Viele der Bürger und Wachmänner haben
bereits ihr Leben verloren. Einige Häuser brennen und können nicht mehr
gelöscht werden. Es herrscht Chaos und ich denke, dass sie in der Stadt keine
Gegenwehr mehr erwarten müssen.«
    »Das bedeutet, dass sie bald hier sein werden?«, mutmaßte Conrad.
    »So wird es geschehen«, bestätigte der Vogt.
    »Wir brauchen ein langes Seil«, wandte sich Leon an den Vogt. »Wir
müssen die Flasche mit der Flüssigkeit heraufziehen. Eberhard und der Doktor
warten unten.«
    »Was für eine Flüssigkeit?«, wollte der Vogt wissen.
    Conrad erhob sich, »Bitte stellt keine Fragen und lasst ein Seil
bringen, es ist sehr wichtig! Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Der Vogt eilte hinaus. Kurz darauf konnten ihn Conrad und die Jungen
draußen rufen hören, dass man ihm sofort ein Seil herbeischaffen solle. Dann
kam er zurück und fragte: »Wo an der Burg befinden sich Eberhard und der
Doktor?«
    »Das wissen wir auch nicht so genau«, gab Tom zurück. »Aber sie
waren im Haus des Doktors und wollten dort den Hinterausgang nehmen.«
    »Ah, ich kann es mir denken, wo sie sich aufhalten«, war sich der
Vogt sicher. »Kommt mit!«, rief er und eilte los.
    Conrad, Leon und Tom folgten ihm, wobei sie Mühe hatten, mit ihm Schritt
zu halten.
    Als sie an der Tür angekommen waren, die nicht weit von Conrads Unterkunft
in ein hohes und schönes Gebäude führte, wurde ihnen das Seil gebracht. »Ich
hoffe, es ist lang genug!«, murmelte der Diener und reichte es dem Vogt.
    Der Vogt betrachtete es, »Das will ich meinen!«, zeigte er sich
zuversichtlich und öffnete die Tür. Sie gingen ein paar Treppenstufen empor,
wonach sie auf eine weitere Tür stießen. Der Vogt öffnete auch diese und sie
traten ein.
    Der Raum war verhältnismäßig komfortabel eingerichtet. Es handelte
sich um die Unterkunft des Vogts. Dieser trat an das Fenster, das so klein war
wie alle anderen Fenster der Burg. Er öffnete es und beugte sich hinaus, dann
warf er das Seil nach unten. »Zieh du es hoch.« Er drehte sich zu Leon um und drückte
ihm das Seilende in die Hand. »Ich bin zu alt, als dass ich mich so lange über
die Fensterbrüstung beugen könnte.«
    Conrad half Leon, sodass er, mit dem Bauch auf der Brüstung liegend,
nach unten schauen konnte. Leon sah Eberhard, der damit beschäftigt war, das
Seil um die Flasche zu wickeln. Trotz der bereits einsetzenden Dunkelheit
konnte er dies noch alles gut erkennen. Er ließ seinen Blick über das Gelände schweifen
und meinte soeben eine Bewegung auf dem etwa fünfhundert Meter entfernten Weg
vernommen zu haben, der zu den Häusern auf der gegenüberliegenden Seite führte.
    Plötzlich ruckte es am Seil. Er blickte hinunter zu Eberhard, der
ihm andeutete, hochzuziehen.
     
    »Seht dort drüben!«, rief Kathar und zeigte zur Burgmauer hin.
    Die Flasche war zwar so gut wie nicht zu erkennen, da das Seil um
sie herumgewickelt war, doch konnten sie sich denken, was dort gerade geschah. »Nehmt
Pfeil und Bogen und zerstört die Flasche«, befahl Kathar seinen Männern.
    Siebenpfahl stand derweil wie angewurzelt da und starrte auf das
Seil. »Erledigt den Jungen!«, zischte er.
    Kathar begann zu grinsen. Dann nickte er und befahl seinen
Bogenschützen, Siebenpfahls Wunsch nachzukommen.
    Der erste Pfeil pfiff haarscharf an Leons Kopf vorbei und schlug
oben gegen die Zimmerdecke, von wo er an die gegenüberliegende Wand und von da
aus auf den Boden prallte. Conrad und der Vogt blickten herum. Sie hatten zwar
ein Geräusch vernommen, erkannten aber erst, wodurch es verursacht worden war,
als sie den Pfeil auf dem Boden liegen sahen. Geistesgegenwärtig zogen sie Leon
herein
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