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Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)
Autoren: Sherman Lee
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schon von innen geschlossen. Rotes Licht drang durch ihre Schießscharten und zeichnete Rechtecke an die Wände. Es war schummrig im Haus.
    Big Sam schlurfte ins Schlafzimmer. Die Parker glitt aus seinen Händen und polterte zu Boden. Im Gehen zog er sich das zerfetzte Hemd aus und warf es von sich.
    "Bring Wasser", sagte Sarah zu ihrer Tochter und folgte Big Sam ins Schlafzimmer.
    Big Sam lag auf dem Bauch, unter sich die grobe Bettdecke. Sarah nahm ein sauberes Tuch aus der Kommode. Als Mary eine Schüssel Wasser vor dem Bett absetzte, tauchte sie es ein.
    "Was nun, Big Sam", sagte sie wieder, während sie die Striemen von Big Sams Rücken abwusch.
    "Geh nicht fort, Daddy." Little Mary stand in der offenen Tür. Sie klammerte sich an den Türbalken. Sie hatte die rehbraunen Augen ihrer Mutter. Die Angst spiegelte sich in ihnen. "Geh nicht."
    "Aber ich muß gehen", sagte Big Sam.
    "Jetzt?" sagte Sarah.
    Marys Unterlippe zitterte. Sie starrte ihren Vater an.
    "Nicht jetzt."
    "Du wirst sie jagen, nicht wahr?" sagte Sarah.
    Big Sam fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. "Ja."
    "Was wird dann aus uns?" Sarahs Stimme bebte. Die Tränen rannen ihr über den dunklen Teint. "Du kannst sie jetzt nicht jagen. Denk an uns."
    "Ich denk an euch", sagte Big Sam. Er erhob sich. "Außerdem habe ich kein Pferd." Er streifte sich ein sauberes Hemd über. "Laß uns etwas essen."
    "Essen?" sagte Sarah. "Jetzt?"
    Er nickte. "Und trinken."
    "Also gut." Sarah ging in die Stube. Sie holte Fladenbrot, Gemüse und Dörrfleisch aus dem Schrank und stellte einen Krug Wasser auf den Tisch. Dann aß die  Familie Sampson zu Abend.
    "Mary-Baby, du schläfst heute bei uns im Bett", sagte Big Sam kauend.
    Später, als Mary unruhig im Bett ihrer Eltern lag und der Nachtwind die Prärie abkühlte, schlang Big Sam die Winchester über seine Schulter und trat ins Freie. Sarah verschloß die Tür hinter ihm, sobald er draußen war. Der Mond leuchtete. In der Ferne heulte ein Kojote.
    Er schirrte sein geduldig wartendes Kuhgespann ab und brachte es in die Koppel. Die Tiere marschierten sofort zur Tränke.
    Was nun, Big Sam? fragte er sich. Der Gedanke an seinen Sohn in den Fängen einer Bande von Halunken zerriß ihm schier das Herz. Wo mochte Sammy nun sein? Garantiert nicht in Tulsey, wo man Big Sam und seine Familie kannte. In Tulsey gab es zwar keine Polizei – im ganzen Territorium gab es keine, zumindest keine, die es mit einer ganzen Bande weißer Outlaws aufnehmen würde. Doch selbst die dümmsten Desperados waren klug genug, nicht mehr Spuren als nötig zu liefern, falls Big Sam – oder sonst wer – sie verfolgen würde. Da war er sicher.
    Sie würden Tulsey meiden.
    Der Spieler Art Ratcliff hatte Texas erwähnt.
    Die Bande war demnach unterwegs nach—
    Aus der Dunkelheit kam ein Krächzen. Vom Koppelzaun her. Big Sam hörte ein Klacken, wie das Durchladen eines Gewehrs. Er sah ein breites Gesicht über einem der Koppelpfosten. Er schwang die Winchester von seiner Schulter und hechtete in den Staub. Gestützt auf beide Ellbogen drückte er ab. Das Gewehr bellte heiser in die Nacht.
    Im Haus schrie Sarah auf.
    Big Sam riß den Ladehebel blitzschnell nach unten und schoß noch einmal.
    Das Gesicht war verschwunden.
    Alles blieb still.
    Big Sam rollte sich ins Gras der Koppel und robbte zum Pfosten. Auf der Erde lag ein toter Uhu mit verrenkten Flügeln. Das breite Gesicht war ein Nachtvogel gewesen, das Klacken seine riesigen Klauen, die er in den Pfosten geschlagen hatte.
    Er hatte einen Vogel erschossen. Aus einer Entfernung von sechzig Yards, bei Mondlicht.
    Er war noch immer der beste Schütze im Territory.
    Big Sam packte den Vogel bei den Klauen und trug ihn zum Haus. Sarah sollte ihn sehen.
    "Denkst du, das beruhigt mich?" sagte sie aufgebracht, nachdem er ihr die Schüsse erklärt hatte. Er legte den Vogel draußen ab, trat ein und legte den Riegel vor.
    Sarah schwitzte. Auf dem Tisch stand ein Krug mit Essiggurken, daneben die Dose mit braunem Zucker.
    Sarah hatte wieder Unmögliches genascht.
    Seit einigen Wochen tat sie das. Außerdem war sie nachts oft wach und schlief dafür tagsüber manchmal am Tisch ein. Nun hatte man ihr Sammy geraubt. Ihre Nerven lagen blank.
    "Big Sam", sagte sie in die Dunkelheit der Stube. "Warum hast du uns hierhergebracht? Wir sind keine Indianer, Sam. Wir sind weiß. Und Präsident Rutherford B. Hayes hat es Weißen verboten, im Territorium zu siedeln. Das weißt du ganz genau!" Sie redete sich
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