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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
Autoren: Richard P. Feynman
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ist.
    Ich erinnere mich an die Zeit, als ich bei ihm studierte, wie es war, wenn man eine seiner Vorlesungen besuchte. Er pflegte vorne im Hörsaal zu stehen und uns alle anzulächeln, während wir eintraten, wobei seine Finger einen komplizierten Rhythmus auf der schwarzen Platte des Experimentiertisches klopften, der an der Stirnseite des Vorlesungssaales stand. Während die Nachzügler Platz nahmen, hob er die Kreide auf und begann sie wie ein Berufsspieler, der mit einem Pokerchip spielt, rasch zwischen seinen Fingern zu drehen, wobei er immer noch glücklich lächelte wie über einen heimlichen Scherz. Und dann - immer noch lächelnd - sprach er zu uns über die Physik, wobei seine Diagramme und Gleichungen uns halfen, sein Verständnis zu teilen. Es war kein heimlicher Scherz, der ihn lächeln und seine Augen funkeln ließ, es war die Physik. Die Freude an der Physik! Diese Freude war ansteckend. Wir hatten das Glück, uns diese Infektion zu holen. Hier nun ist \1 Gelegenheit, die Lebensfreude kennenzulernen, die sich in Feynmans Stil ausdrückt.
    Jet Propulsion Laboratory, California Institute of Technology
Albert R. Hibbs
Lebensstationen
    Einige Fakten meines Lebens: Ich wurde 1918 in einer kleinen Stadt namens Far Rockaway geboren, die ganz in der Nähe von New York am Meer liegt. Dort lebte ich bis 1935, als ich siebzehn Jahre alt wurde. Ich ging für vier Jahre ans MIT und dann, ungefähr 1939, nach Princeton. Während ich in Princeton war, fing ich an, am Manhattan Project zu arbeiten, und ging schließlich im April 1943 nach Los Alamos, wo ich etwa bis Oktober oder November 1946 blieb, um anschließend einen Ruf nach Cornell anzunehmen.
    1941 heiratete ich Arlene, die 1946, während ich in Los Alamos war, an Tuberkulose starb.
    In Cornell war ich ungefähr bis 1951.1950 besuchte ich Brasilien, verbrachte dort 1951 ein halbes Jahr und ging dann ans Caltech, wo ich seitdem geblieben bin.
    Ende 1951 ging ich für ein paar Wochen nach Japan, und dann noch einmal, ein oder zwei Jahre später, kurz nachdem ich meine zweite Frau, Mary Lou, geheiratet hatte.
    Ich bin jetzt mit Gweneth, einer Engländerin, verheiratet, und wir haben zwei Kinder, Carl und Michelle.
    R P. F.

1.Teil: Von Far Rockaway zum MIT
Er repariert Radios durch Denken!
    Als ich ungefähr elf oder zwölf Jahre alt war, richtete ich mir zu Hause ein Labor ein. Es bestand aus einer alten Holzkiste, in die ich Regalbretter einbaute. Ich hatte eine Kochplatte und machte mir dauernd Pommes frites darauf. Ich hatte auch einen Akku und eine Schaltung mit Lampen. Um die Schaltung mit den Lampen zu bauen, ging ich ins Kaufhaus, besorgte mir Fassungen, die man auf einem hölzernen Sockel befestigen kann, und verband sie mit Klingeldraht. Ich wußte, daß ich durch unterschiedliche Schaltungen - in Serie oder parallel - unterschiedliche Spannungen bekommen konnte. Aber mir war nicht klar, daß der Widerstand einer Glühbirne von ihrer Temperatur abhängt, und deshalb stimmten die Resultate meiner Berechnungen nicht mit dem überein, was aus dem Stromkreis herauskam. Aber das machte nichts, und wenn die Birnen hintereinandergeschaltet waren und alle mit halber Helligkeit brannten, dann glüüüüüüüüüühten sie so schön - es war toll!
    Ich hatte eine Sicherung in das System eingebaut, die durchbrannte, wenn ich irgend etwas kurzschloß. Nun brauchte ich aber eine Sicherung, die schwächer war als die Sicherungen, die im Haus verwendet wurden, also machte ich mir meine eigenen Sicherungen, indem ich Stanniolpapier um eine alte, ausgebrannte Sicherung wickelte. An meine Sicherung hatte ich eine Fünf-Watt-Birne angeschlossen, so daß die Spannung aus dem Ladegerät, das dauernd den Akku auflud, die Glühbirne aufleuchten ließ, wenn die Sicherung durchbrannte. Die Birne war auf der Schalttafel hinter einem braunen Bonbonpapier (das rot aussieht, wenn es von hinten beleuchtet wird) - wenn also irgend etwas nicht funktionierte, schaute ich auf die Schalttafel, und da war dann ein großer roter Punkt, wo die Sicherung durchgebrannt war. Das war ein Spaß!
    Ich hatte Freude an Radios. Ich fing mit einem Kristallempfänger an, den ich im Geschäft gekauft hatte, und hörte nachts im Bett beim Einschlafen über Kopfhörer. Wenn meine Mutter und mein Vater ausgingen und spät nachts zurückkehrten, kamen sie in mein Zimmer, um mir die Kopfhörer herunterzunehmen - und machten sich Gedanken darüber, was mir da im Schlaf wohl so in den Kopf ging.
    Ungefähr
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