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Sichelmond

Sichelmond

Titel: Sichelmond
Autoren: Stefan Gemmel
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Augen öffnete und Rouven anvisierte, strahlte aus ihnen blanke Gier heraus. Die Gier, das Verlangen, Rouven zu schädigen. Ihn zu zerstören. Ihm das Leben zu nehmen.
    Nach einem weiteren Zungenschnalzer schrie Jachael dröhnend auf, setzte zum Sprung an und warf sich auf Rouven.
    Der reagierte wieder blitzschnell. Im Reflex warf er sich zur Seite, sodass Jachael ihn knapp verfehlte. Einzig die vorderen Zähne erwischten Rouven an der Schulter und schnitten ihm fingertief ins Fleisch. Rouven schrie auf. Ihm blieb jedoch keine Zeit, nach der Wunde zu schauen, denn schon drehte sich Jachael um und startete einen erneuten Angriff. Rouven sprang in die Höhe. Er zog die Beine an, sodass Jachael unter ihm hinwegschoss, bis Rouven beide Beine ausfuhr und Jachael einen kräftigen Triff in den Rücken versetzen konnte.
    Jachaels Lauf wurde wieder von einer der Kapellenwände gestoppt. Wieder riss der Putz. Dieses Mal bröckelten ganze Teile von der Wand ab. Jachael drehte sich um. In seinen Augen blanker Hunger nach Blut. Noch einmal durchfuhr ein Impuls reiner Kraft seinen Körper, und seine Muskeln wuchsen ein weiteres Stück an. Er brüllte stierartig durch die Kapelle.
    Rouven stand diesem Wesen aus Hass und Entschlusskraft gegenüber und wurde sich bewusst, dass er nur durch Schnelligkeit und überlegtes Handeln eine Chance gegen Jachael haben konnte. Inzwischen wusste er, dass er über feinste Reflexe verfügte, doch wie diese genau zu kontrollieren waren, das war ihm noch nicht klar. Es blieb ihm auch keine Zeit, darüber nachzudenken, denn schon griff Jachael wieder an.
    Seine Hufe donnerten über die steinernen Platten der Kapelle. Die Hände vorgestreckt, kam er auf Rouven zugelaufen. Der sprang zur Seite, über die Kapellenbänke hinweg, doch Jachael hatte diese Reaktion erwartet. Er riss seine Hände vor, packte Rouven am Bein und stoppte so dessen Flucht. Rouven schrie überrascht auf. Er wurdehart auf eine der Bänke geschleudert. So heftig, dass die Bank augenblicklich zerbarst. Jachael zog Rouven über das zersplitterte Holz an sich heran, seinen Mund mit den waffenartigen Zähnen weit geöffnet, brüllend vor Wut und dicken Rauch ausstoßend.
    Rouven wand sich in Jachaels Griff, so gut es ihm gelingen konnte. Mit dem noch freien Bein holte er aus und trat mit seiner ganzen verfügbaren Kraft zwischen Jachaels Augen.
    Der schrie auf, ließ Rouven los und hielt sich beide Hände vor das Gesicht. Rouven nutzte diese Sekunde, um sich wegzuducken, unter einer Kapellenbank durchzuhechten und schließlich wieder auf die Beine zu kommen.
    Jachael zog die Hände zurück und blickte sich nach Rouven um. Blut floss ihm über das Gesicht. Doch sein Blick hatte nichts an Entschlusskraft verloren. Schon griff er sich die Bank, unter der sich Rouven weggeduckt hatte, hob sie in die Höhe und warf sie direkt auf Rouven zu.
    Dem gelang es mit einem raschen Sprung, der Bank auszuweichen, doch in derselben Sekunde kam Jachael erneut auf ihn zugestürzt. Dieses Mal war das stierartige Halbwesen schneller als Rouven. Brüllend sprang er Rouven auf den Rücken, brachte ihn zu Fall und stieß seine Finger tief in Rouvens Fleisch.
    Rouven hatte das Gefühl, von Jachaels Krallen aufgeschlitzt zu werden. Er versuchte, sich wegzudrehen, aber Jachael hielt ihn mit seinem Gewicht fest am Boden. Das schneidende Gefühl in Rouvens Haut verstärkte sich, und ihm wurde klar, dass Jachael es auf das Herz abgesehen hatte. Der Stier versuchte Rouven das Herz aus der Brust zu reißen.
    Rouven wollte sich aufbäumen, doch erneut kam er gegen Jachaels Masse nicht an. Da bemerkte er die Veränderung, die schlagartig in ihm vorging. Er spürte, wie sich sein Gesicht verwandelte. Wie seine Hände zu Krallen wurden und seine Arme zu Flügeln. Mit diesen Krähenflügeln war er erheblich beweglicher als mit seinen Armen. Die Verwandlung vollzog sich in Sekundenschnelle, und endlich konnte Rouven mit seinen Flügeln nach hinten ausholen. Die messerscharfen Flügelspitzen bohrten sich tief in Jachaels Fleisch.
    Die Erde donnerte und bebte.
    Jachael bäumte sich auf vor Schmerz, und Rouven gelang es in diesem Augenblick, ihm mit den Flügeln einen Stoß zu versetzen, dass Jachael zur Seite kippte und Rouven ihn von sich stoßen konnte. Mit einem Satz tauchte er unter Jachaels Körper hervor, stürmte zur gegenüberliegenden Wand und verschnaufte erst einmal. Sein Rücken schmerzte, als steckten noch immer unzählige Messer darin.
    Schwerfällig erhob
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