Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shutter Island

Titel: Shutter Island
Autoren: Dennis Lehane
Vom Netzwerk:
fordern Ergebnisse von uns. Wenn nichts passiert, müssen Sie außer Gefecht gesetzt werden.«
    Er löste sich vom Fenstersims, beugte sich über den Tisch und sah Teddy traurig und düster an. »Das war unser letzter Versuch, Andrew. Wenn Sie nicht akzeptieren, wer Sie sind und was Sie getan haben, wenn Sie nicht versuchen, Ihre Wahnwelt zu verlassen, können wir nichts mehr für Sie tun.«
    Er hielt Teddy die Hand hin.
    »Nehmen Sie sie«, sagte er mit rauer Stimme. »Bitte, Andrew. Ich möchte Sie retten.«
    Teddy nahm die Hand. Er schüttelte sie kräftig. Er schenkte Cawley seinen offensten Handschlag, seinen offensten Blick. Lächelte.
    Und sagte: »Ich heiße nicht Andrew.«

24
    IN FUSSFESSELN WURDE er zu Station C geführt.
    Dort brachte man ihn in den Keller hinunter, wo die Männer aus den anderen Zellen ihn anschrien. Sie würden ihm Schmerzen zufügen. Sie würden ihn vergewaltigen. Einer schwor, er würde ihn aufknüpfen wie ein Schwein und einen Zeh nach dem anderen essen.
    Er blieb gefesselt, an jeder Seite ein Wärter, während eine Schwester mit einer Spritze in der Hand die Zelle betrat.
    Sie hatte orangerotes Haar und roch nach Seife. Teddy erhaschte einen Hauch ihres Atems, als sie sich beim Spritzen vorbeugte. Er kannte sie.
    »Sie haben Rachel gespielt«, sagte er.
    »Haltet ihn fest«, sagte sie.
    Die Wärter hielten ihn an den Schultern fest, drückten seine Arme hinunter.
    »Sie waren das. Mit gefärbten Haaren. Sie sind Rachel.«
    »Nicht bewegen«, sagte sie und bohrte ihm die Nadel in den Arm.
    Er sah ihr in die Augen. »Sie sind eine hervorragende Schauspielerin. Wirklich, Sie haben mich echt eingewickelt mit dem ganzen Kram über den guten alten Jim. Sehr überzeugend, Rachel.«
    Sie senkte den Blick.
    »Ich heiße Emily«, sagte sie und zog die Nadel heraus. »Und jetzt schlafen Sie.«
    »Bitte!«, flehte Teddy.
    Sie blieb in der Tür stehen und sah sich zu ihm um.
    »Sie waren es«, sagte er.
    Sie nickte nicht mit dem Kopf. Sie tat es mit den Augen, ein unmerklicher Lidschlag, und dann lächelte sie ihn so umwerfend an, dass er sie am liebsten aufs Haar geküsst hätte.
    »Gute Nacht«, sagte sie.
    Er merkte nicht mehr, dass die Wärter die Fußfesseln entfernten, hörte nicht, als sie gingen. Die Geräusche aus den anderen Zellen erstarben, vor seinen Augen wurde es bernsteingelb, und er hatte das Gefühl, als liege er rücklings auf einer feuchten Wolke und seine Hände und Füße seien zu Schwämmen geworden.
    Und er träumte.
    In seinem Traum wohnten er und Dolores in einem Haus am See.
    Weil sie die Stadt hatten verlassen müssen.
    Weil die Stadt tückisch und brutal war.
    Weil sie die Wohnung auf der Buttonwood in Brand gesteckt hatte.
    Um die Geister loszuwerden.
    Im Traum war die Liebe zwischen ihnen aus Stahl, unempfindlich gegen Feuer, Regen und klopfende Hammer.
    Er träumte, Dolores sei geisteskrank.
    Und seine kleine Rachel sagte eines Abends, als er betrunken war, aber nicht so betrunken, dass er ihr nicht eine Bettgeschichte hätte vorlesen können, seine Rachel sagte also zu ihm: »Daddy?«
    »Was ist, Kleine?«
    »Mommy guckt mich manchmal so komisch an.«
    »Was meinst du mit komisch?«
    »Einfach komisch.«
    »Musst du denn lachen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Na, wie sieht sie dich denn an?«
    »Als ob ich sie richtig traurig mache.«
    Und er deckte Rachel zu, gab ihr einen Gutenachtkuss, kuschelte sich in ihre Halsbeuge und sagte ihr, sie mache niemanden traurig. Würde sie nie, konnte sie gar nicht. Niemals.
     
    An einem anderen Abend machte er sich bettfertig, und Dolores rieb sich die Narben an den Handgelenken, sah ihm vom Bett aus zu und sagte: »Wenn du fortgehst, kommt nur ein Teil von dir zurück.«
    »Wenn ich wohin gehe, mein Schatz?« Er legte die Uhr auf den Nachttisch.
    »Und der Teil, der zurückkommt«, sie biss sich auf die Lippe und sah aus, als wollte sie sich mit beiden Fäusten ins Gesicht schlagen, »der sollte besser nicht wiederkommen.«
     
    Sie war überzeugt, der Schlachter an der Ecke sei ein Spion. Sie sagte, er grinse sie an, und dabei tropfe das Blut von seinem Hackebeil, er könne bestimmt Russisch.
    Sie sagte, manchmal könne sie das Hackebeil in ihrer Brust spüren.
     
    Als sie einmal im Baseballstadion waren, sagte der kleine Teddy zu ihm: »Wir könnten auch hier wohnen.«
     
    »Wir wohnen doch hier.«
    »Im Stadion, meine ich.«
    »Was gefällt dir denn da nicht, wo wir wohnen?«
    »Da
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher