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Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Titel: Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Mann, wenn er vom Festungskommandanten gefaßt wird, entweder aufgehängt oder erschossen wird, und seine Juwelen werden von der Regierung beschlagnahmt, und niemand ist auch nur eine Rupie reicher geworden. Nun, wenn seine Festnahme sowieso unsere
    Aufgabe ist, warum sollen wir nicht auch den Rest übernehmen? Die Juwelen sind bei uns ebensogut aufgehoben wie im Tresor der Ostindischen Company. Es ist genug, um jeden von uns reich zu machen und zum großen Herrn. Niemand wird davon erfahren, da wir hier von aller Welt abgeschnitten sind. Was könnte für uns besser sein? Sag uns also jetzt, Sahib, ob du mit uns bist, oder ob wir dich als unseren Feind betrachten müssen.<
    >Ich bin mit euch — mit Leib und Seele, mit Herz und Hand<, sagte ich.
    >Es ist gut<, antwortete er und gab mir mein Schießeisen zurück. >Du siehst, wir trauen dir, denn dein Wort wird, wie unseres, nicht gebrochen. Wir müssen jetzt nur noch auf meinen Bruder und den
    Kaufmann warten.<
    >Weiß dein Bruder denn, was du vorhast?« fragte ich.
    >Es ist sein Plan. Er hat es sich ausgedacht. Wir wollen zum Tor gehen und die Wache mit Mahomet Singh teilen.<
    Immer noch fiel der Regen, denn wir waren gerade am Anfang der Regenzeit. Dunkle, schwere Wolken trieben am Himmel, und man konnte kaum einen Steinwurf weit sehen. Ein tiefer Burggraben lag vor unserer Tür, aber er war stellenweise fast trocken, so daß man ihn leicht überqueren konnte. Es war ein komisches Gefühl, mit den beiden wilden dunklen Burschen dort zu stehen und auf den Mann zu warten, der dem Tod in die Arme lief.
    Plötzlich sah ich auf der anderen Seite des Wassergrabens das Aufblitzen einer abgeblendeten Laterne.
    Sie verschwand zwischen den Erdhügeln, erschien dann wieder und kam langsam auf uns zu.
    >Hier sind sie!< rief ich.
    >Du wirst ihn wie üblich anrufen, Sahib<, flüsterte Abdullah. >Er darf keine Gefahr wittern. Schick ihn mit uns hinein, und wir tun den Rest, während du hier Wache hältst. Halte jetzt die Lampe bereit, um ihm ins Gesicht zu leuchten, damit wir sicher sind, daß es wirklich unser Mann ist.<
    Das Licht kam flackernd auf uns zu, blieb jetzt stehen, um dann wieder voranzuschreiten, bis ich auf der anderen Seite des Wassergrabens zwei dunkle Gestalten unterscheiden konnte. Ich ließ sie erst einmal die steile Uferböschung hinunterkrabbeln, durch den schlammigen Graben patschen und wartete noch, bis sie halbwegs zum Tor hinaufgeklettert waren, bevor ich sie anrief.
    >Wer da?< rief ich mit gedämpfter Stimme.
    >Freunde<, kam die Antwort. Ich deckte meine Lampe auf und richtete den Lichtstrahl auf die beiden.
    Der erste war ein riesiger Sikh mit einem schwarzen Bart, der ihm fast zur Schärpe hinunterging. Außer im Zirkus oder auf einer Jahrmarktsschau habe ich noch nie einen so riesigen Mann gesehen. Der andere war ein kleiner, etwas fetter, rundlicher Geselle mit einem gelben Turban und einem Bündel in der Hand, das aus einem Schal zusammengeknotet war. Er schlotterte vor Angst, seine Hände zitterten, als hätte er Schüttelfrost, und sein Kopf, mit zwei kleinen, funkelnden Augen, zuckte ständig von rechts nach links, wie bei einer Maus, die sich aus ihrem Loch herauswagt. Es lief mir doch kalt den Rücken hinunter bei dem Gedanken, daß man ihn gleich umbringen würde, aber dann dachte ich an den Schatz, und mein Herz wurde hart wie ein Stein. Als er mein weißes Gesicht sah,gab er ein kleines Freudengezwitscher von sich und kletterte eilig zu mir herauf.
    >Deinen Schutz, Sahib<, keuchte er, >deinen Schutz für den unglücklichen Kaufmann Achmet. Ich bin durchs ganze Radschputana gereist, um Zuflucht im Fort Agra zu suchen. Ich bin beraubt, geschlagen und geschmäht worden, weil ich der Freund der Ostindischen Company bin. Gesegnet sei diese Nacht, wenn ich wieder in Sicherheit bin, — ich und meine armselige Habe.<
    >Was hast du in dem Bündel?< fragte ich.
    >Eine eiserne Kassette<, antwortete er, >mit ein paar Familienstücken darin, die für andere wertlos sind, doch mir sind sie lieb und ich möchte sie nicht verlieren. Ich bin aber kein Bettler, und ich werde dich belohnen und deinen Kommandanten auch, wenn er mir den Schutz gewährt, um den ich bitte.<
    Ich brachte es nicht fertig, noch weiter mit dem Mann zu reden. Je länger ich in sein fettes ängstliches Gesicht sah, je weniger konnte ich mir vorstellen, daß wir ihn kaltblütig umbringen könnten. Es war am besten, es schnell hinter uns zu bringen.
    >Bringt ihn zur Hauptwache<, sagte
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