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Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)

Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)

Titel: Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Autoren: C.C. Hunter
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ich einen alten Mann beim Angeln. Er erzählte mir, er sei Fee.«
    »Hat er dir auch gesagt, was du bist?«, wollte Kylie wissen.
    »Nein, er hat nur gesagt, dass ich nicht menschlich sei. Und natürlich dachte ich, er sei verrückt. Es hat Monate gedauert, bis ich es glauben konnte. Aber als ich versucht habe, ihn wiederzufinden, war er weg.«
    »Und was ist mit deinen Eltern? Haben die dir denn nichts gesagt?«
    »Nein. Und als ich in der Lage war, andere Übernatürliche zu erkennen, habe ich herausgefunden, dass sie beide Menschen waren. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, dass ich nicht ihr leiblicher Sohn sein konnte. Erst seit meinem Tod weiß ich, dass ich adoptiert worden bin. Sie sind deshalb aber nicht weniger meine Eltern. Sie haben mich geliebt. Und dich würden sie auch lieben.«
    »Sie haben dir nie gesagt, dass du adoptiert bist? Wie konnten sie dich so anlügen?«
    »Damals dachte man, es sei das Beste, eine Adoption geheim zu halten, auch vor dem Kind. Ich habe noch nicht herausgefunden, wer und was meine wahren Eltern sind. Die Antworten, nach denen du suchst, sind also dieselben, die ich vor meinem Tod gesucht habe. Vielleicht findest du sie ja für uns beide …«
    »Aber …« Kylie zögerte.
    »Aber was?«
    »Ich dachte immer, Geister könnten alles sehen. In den Filmen ist das zumindest so. Gibt es da auf der anderen Seite nicht jemanden, der dir alles sagen kann?«
    Er lächelte. »Das sollte man meinen. Aber nein, sogar hier wollen sie, dass man die Antworten selbst findet.«
    »Das ist doch zum Kotzen«, entfuhr es Kylie. »Tot zu sein sollte doch wenigstens ein paar Vorteile haben.«
    Er musste lachen. Der Klang war ihr so vertraut. Noch etwas, das sie von ihm geerbt hatte – die Art, wie er lachte. Ihre Gedanken schweiften zu ihrem Stiefvater, den sie so liebhatte und der sie und ihre Mutter dennoch verlassen hatte. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie ihm je verzeihen könnte. Falls sie das überhaupt wollte. Plötzlich kam ihr ein verrückter Gedanke: Sie hatte den falschen Vater geliebt.
    Kylie schluckte. »Ich habe dich mein ganzes Leben lang vermisst«, sagte sie leise. »Ich wusste nicht, dass ich dich vermisst habe, aber jetzt weiß ich es. Du hättest bei mir sein sollen.«
    Er legte eine Hand auf ihre Wange. »Ich war doch da. Ich habe gesehen, wie du deine ersten Schritte gemacht hast. Und an dem Tag, als du vom Fahrrad gefallen bist und deinen Arm gebrochen hast, habe ich versucht, dich aufzufangen. Und erinnerst du dich noch daran, wie du den Mathetest verhauen hast und so sauer warst, dass du weggerannt bist und eine Zigarette geraucht hast?«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich hasse Mathe. Aber die Zigarette hab ich noch mehr gehasst.«
    »Ich auch«, lachte er. »Ich war da, Kylie. Aber ich kann hier nicht mehr viel länger bleiben.«
    Ihr war nicht gleich klar, was er damit meinte, doch dann traf es sie wie ein Faustschlag. »Das ist nicht fair. Ich hab dich doch gerade erst kennengelernt.«
    »Meine Zeit in diesem Zwischenreich ist begrenzt. Ich habe das meiste bereits verbraucht, um dich aufwachsen zu sehen.«
    »Dann bitte um mehr Zeit!« Tränen traten ihr in die Augen. Sie hatte doch bereits einen Vater verloren, sie wollte nicht noch einen verlieren. Nicht jetzt. Nicht ehe sie ihn richtig kennengelernt hatte.
    »Ich werde alles versuchen, aber es kann sein, dass es nichts bringt. Ich bereue es nicht, die Zeit bei dir verbracht zu haben.« Er lächelte sie an. »Ich sehe in dir das Beste von deiner Mutter und das Beste von mir. Und – obwohl du das jetzt bestimmt nicht hören willst – ich sehe auch das Beste von Tom Galen. Er ist kein schlechter Mensch, Kylie.«
    Sie wollte Daniel gerade sagen, dass er unrecht hatte, dass sie nicht wie Tom Galen war, als ein plötzlich aufkommender Windstoß ihre Gedanken unterbrach. Es fühlte sich an, als wäre etwas vorbeigesaust, etwas, das zu schnell für das menschliche Auge war. Etwas Übernatürliches.
    Die düstere Stille, die folgte, bestätigte Kylie in ihrer Annahme. »Ich wette, das ist Della.« Kylie sah sich um. »Sie sucht mich bestimmt.« Noch bevor Kylie den Satz beendet hatte, fühlte sie, wie die Kälte von ihrem Vater schwächer wurde. »Nein, bitte … geh jetzt nicht.« Ihre Worte verhallten in der warmen und doch irgendwie schaurigen, einsamen Stille.
    Weg. Er war einfach weg.
    Kylie seufzte. Dann ging ihr auf, dass er zwar zu ihr gekommen war, ihr aber keine Antworten hatte geben können.
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