Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SGK324 - Phantomjagd auf Morna U

SGK324 - Phantomjagd auf Morna U

Titel: SGK324 - Phantomjagd auf Morna U
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
noch Speisereste auf dem
Tisch. Weißbrot, Butter und Käse. Sogar die Tasse war noch halbvoll mit Kaffee.
Das Brot war hart, die Schnittseite am Käse trocken.
    Das Frühstück von heute morgen?
    Es konnte auch ebenso gut vierundzwanzig
Stunden älter sein.
    Ob in der Küche oder im Schlafzimmer, ob in
dem kleinen Büro, von dem aus der Maler oder seine Frau die umfangreiche
Korrespondenz führten, überall waren Galerien und hingen Bilder. Es waren
vierzig oder fünfzig. Und es standen noch welche in den Ecken, hinter den
Schränken oder aufeinandergestapelt auf einem Tisch.
    Pierre Tofflaines Fleiß war ungeheuerlich.
    Vom Wohnzimmer aus führte steil und scharf
gewunden eine Wendeltreppe in die darüberliegende Etage. Die holzverkleidete
Decke war nachträglich durchbrochen worden.
    Bevor Morna Ulbrandson sich nach oben wandte,
wurde ihre Aufmerksamkeit von einer Reihe von Fotografien angezogen, die auf
dem Vertiko in der Wandnische standen.
    Bilder, die Pierre Tofflaine und Josephine
zeigten. Ältere und neue Aufnahmen.
    Die alten Aufnahmen waren zum Teil vergilbt.
Josephine war als kleines Mädchen zu sehen. An der Hand ihres Vaters.
    Sie war damals gerade sieben, trug lange
Zöpfe, hatte schon damals die großen, mandelförmigen Augen und die
hochstehenden Jochknochen, die ihrem Gesicht jene unverwechselbare Apartheit
verliehen.
    Josephines Vater war ein großer, starker
Mann.
    Auf der Fotografie war er dreißig Jahre alt.
Morna Ulbrandson wußte, daß Josephines Vater nur dreiunddreißig geworden war.
Er starb an einer rätselhaften Krankheit, als Josephine zehn Jahre alt war.
    Die Schwedin konnte sich nur zu gut daran
erinnern, daß Josephine in der Zeit, als sie gemeinsam als Vorführmodelle
fungierten, oft von ihrem verstorbenen Vater sprach.
    Sie hing sehr an ihm, und noch fünfzehn Jahre
nach seinem Tod schimmerten Tränen in ihren Augen, wenn sie von ihrem Vater
sprach.
    Andere Bilder dieser hübschen Fotogalerie
zeigten hauptsächlich Aufnahmen Josephines. Als Ballett-Tänzerin, als
Schauspielerin, als Sängerin. Sie war ein vielseitiges Talent, und es war Morna
noch heute ein Rätsel, weshalb sie schließlich lange Jahre als Mannequin über
die Laufstege spaziert war.
    Auf dem Vertiko lagen aber auch einige
Bilder, die offensichtlich neueren Datums waren. Jemand hatte sie hingelegt.
Vielleicht, um sie zu rahmen und dann der Galerie einzuverleiben?
    Morna Ulbrandson nahm die Bilder zur Hand.
    Es waren drei Farbaufnahmen.
    Zum ersten Mal nach Jahren sah sie Josephine
Tofflaine wieder. Die grazile, schlanke Französin hatte sich kaum verändert.
    Josephine befand sich mitten im Kreis einer
illustren Gesellschaft. Sie gab in ihrem Haus eine Party. Viele Leute waren da.
Die fröhlichen Gesichter zeigten, daß die Feier gelungen war.
    Unwillkürlich drehte Morna das Bild um.
    Auf der Rückseite standen ein paar Worte und
ein Datum.
    »Party mit Freunden, 22. Juli.«
    Wenn damit das Datum dieses Jahres gemeint
war, dann lag das Fest gute zwei Monate zurück.
    Das nächste Foto zeigte Josephine mit ihrem
Mann, Arm in Arm, glücklich. Das Datum auf dem Bild war der 17. August. Im
Hintergrund der Aufnahme die Bilder Pierre Tofflaines. Mornas aufmerksamen
Sinnen entging nicht, daß die Gemälde andere Motive zeigten als die, die sie
hier im Haus bisher gesehen hatte.
    Offenbar war das Bild anläßlich einer
Ausstellung Pierres gemacht worden.
    X-GIRL-C betrachtete die Großaufnahme lange. Josephine
sah jung, gut und glücklich aus. Daß sie hier in diesem Viertel lebte, schien
ihr nichts auszumachen. Sie trug ein ausgefallenes, tief ausgeschnittenes
Kleid. Ihre Figur war noch ebenso gut wie vor einigen Jahren.
    Dann folgte das dritte Bild.
    Wieder war Josephine darauf abgebildet. Aber
diesmal mit einem anderen Mann, einem grauhaarigen älteren Herrn, der den Arm
um die junge Frau gelegt hatte.
    Es war etwas im Gesicht dieses Mannes, das
Morna sofort stutzig werden ließ.
    Die Augen der Schwedin verengten sich
unwillkürlich. Sie machte einen Schritt seitwärts und nahm rasch das Bild zur
Hand, das die siebenjährige Josephine mit ihrem Vater zeigte.
    Die Augen des Mannes! Die gerade Nase, die
scharfen Linien um den Mund...
    Die Ähnlichkeit war frappierend.
    Ein Zufall?
    Morna merkte, wie ihre Handflächen plötzlich
feucht wurden, ohne daß sie etwas dagegen tun konnte.
    Sie drehte das neue farbige Bild, das
Josephine mit dem etwa fünfzigjährigen Mann zeigte, schnell um.
    »Vater und ich, 29. Sept.«
    Morna
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher